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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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meinem Glück war ich so vernünftig. Mose oder Mohammed müssen über mich gewacht haben. Jedenfalls ging ich, einer Eingebung folgend, mit meinem Artikel ins Britische Konsulat, um die Zahlen noch einmal zu vergleichen. Die beiden leitenden Herren dort sagten mir, sie könnten nichts Falsches finden. Als ich aber nach Hause kam, stellte sich heraus, daß inzwischen jemand wie besessen versucht hatte, mich telefonisch zu erreichen. Er sei der Kulturattache, und er müsse mich auf der Stelle sprechen. Er kam dann auch und platzte ohne Umschweife heraus: >Mein Gott, Cullinane, Sie haben doch hoffentlich den Artikel noch nicht abgeliefert, oder?< Ich verneinte. Er ließ sich in einen Sessel fallen und bat um einen Drink. >Gott sei Dank, mein Alter. Sie sind noch einmal davongekommen.< Ich fragte ihn, was er damit meine. Seine Antwort: >Na ja, weil die Juden den Krieg gewinnen werden und ich nicht will, daß Sie sich in der Öffentlichkeit zum absoluten Narren machen.< Ich weiß noch, daß ich mitten im Einschenken innehielt und hervorstieß: >Was? Die Juden, und gewinnen?< Er sah mich überrascht an und sagte: >Natürlich. Das weiß doch jeder. < Ich wies darauf hin, daß seine eigenen Vorgesetzten es schließlich auch nicht wüßten. Er lachte bloß. >Die haben doch von Tuten und Blasen keine Ahnung. Sie glauben, weil irgendein seniler englischer Colonel den Arabern das Kamelreiten beigebracht hat, ist nun plötzlich eine Armee aus dem Wüstensand gestampft worden.< Er sagte noch viel mehr. Das meiste waren Zoten. Aber dann verriet er mir allerdings etwas, das mich in Chicago zum Propheten werden ließ. Er sagte nämlich: >Sie müssen die Sache so betrachten, Cullinane. Es ist den Arabern absolut unmöglich, auch nur eine einzige motorisierte Kolonne mit Treibstoff und Munition von Kairo nach Gaza zu bringen.< Ich stellte mir die Landkarte dieses Gebietes vor. ich vergegenwärtigte mir die Straßen, die örtlichen Verhältnisse, und meinte, ihn berichtigen zu müssen. >Sie vergessen, daß es dort heute eine gute feste Straße gibt. Man braucht dort nicht mehr durch steinige Wadis zu fahren.< Krachend setzte er sein Glas nieder und rief: >Sie kapieren ganz einfach nicht, um was es geht. Und die Militärbonzen im Amt auch nicht. Sie sehen nur die Zahlen auf dem Papier. Ägypten: achtzigtausend Mann unter Waffen. Was in drei Teufels Namen nützt denn das, wenn die in Kairo sind, und in Gaza wird gekämpft? Sie sehen weiter auf dem Papier: Ägypten - achthundert Geschütze. Aber auf wen wollen die schon von den Pyramiden aus schießen? Stellen Sie sich jetzt diese Kolonne mit Nachschub vor. Zwei Obersten sollen sie zur Front bringen. Also wird sie eines Abends in Kairo zusammengezogen. Doch noch ehe sie auch nur die Stadt verläßt, verkauft Oberst Nummer Eins sämtliche Reservereifen an seinen Vetter, der auf dem Schwarzen Markt in Kairo seine Geschäftchen macht. Alle Reifen fort. Bei der ersten Besichtigung gestattet Oberst Nummer Zwei seinem Onkel, die Hälfte der Reserve an Benzin zu klauen. Zweite Besichtigung: Oberst Nummer Eins verschiebt zwei Drittel der Munition. Und dann ist die Kolonne glücklich im ersten Dorf angekommen. Hier bietet der Neffe des Herrn Obersten Nummer Zwei, ein großes Tier am Schwarzen Markt, bares Geld für die Hälfte der Lastwagen. Und an der Grenze beschließen die Fahrer der Wagen, die noch übrig geblieben sind, die Maschinengewehre abzuzweigen und sie an die Juden zu verscheuern.< Ich sehe ihn noch, wie er seine Arme fallen läßt und mit seinen Händen flatternde Bewegungen macht. es sah aus wie fallende Blätter im Herbst. >Wie Sie sehen, Cullinane, kommt diese Kolonne nie und nimmer aus Ägypten heraus.< Seine Beweisführung war so zwingend, daß ich meinen Artikel zerrissen habe. Wir haben uns dann beide furchtbar betrunken. Und dann haben wir gemeinsam eine Analyse des Krieges zu Papier gebracht, die mir einige Berühmtheit eingetragen hat. Tatsache ist, daß auch Paul J. Zodman sie gelesen hat und sehr dankbar war, jemanden zu finden, der an den Sieg seiner Juden glaubte. so dankbar, daß er später das Geld gestiftet hat, von dem jetzt mein Gehalt bezahlt wird. und dein Gehalt und Ihres.«
    Die drei gingen zu der Treppe, die einst die Demarkationslinie zwischen dem jüdischen und dem
    arabischen Viertel gewesen war. Zur Linken lag eine verlassene Moschee, wunderschön anzusehen mit ihren ausgewogenen Proportionen von Gebäude, Kuppel und Minarett - ein kleines Kunstwerk, ein

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