Die Quelle
wird.«
»Was für eins?« fragte Gottesmann mürrisch.
»Laß ihn«, lachte Ilana aus der Küche des alten Hauses. »Vor einem Kampf ist er immer Pessimist. Denk daran, wie er an dem Tag war, bevor wir den Lastwagen gesprengt haben. Ich wette mit dir, Bagdadi, er nimmt die Ruine, ehe du die Polizeistation hast.«
Die fünf Freunde, junge Juden, von denen in dieser Zeit das Schicksal Israels abhing, aßen eine sehr karge Mahlzeit und blieben dann noch sitzen, um über die Tage zu reden, die vor ihnen lagen. Ilana, noch immer verwirrt von ihrem Gespräch mit dem Rebbe, sagte: »Ich möchte wissen, was für ein Israel wir heute abend errichten.« Und der MemMem fügte auf seine nüchterne Art hinzu: »Schießt jetzt erst einmal genug Araber über den Haufen und kümmert euch später um den Staat.« Ilana sah zu Gottesmann hinüber, damit er ihr beistehe, diesen schweren Irrtum auszuräumen. Der aber starrte auf seine Knöchel. »Das Israel, das ich im Sinn habe«, fiel nun Bagdadi ein, »ist eines, in dem auch die Juden aus dem Irak und dem
Iran und aus Ägypten willkommen sind. Damit sie mit den gebildeten Juden von Deutschland und Rußland an einem Strang ziehen können. Glaube mir, Gottesmann, auch wenn du vielleicht jetzt noch nicht so denkst. aber dieser Staat braucht die Sefardim. Um eine Brücke zu den Arabern schlagen zu können, wenn der Krieg vorüber ist.«
Bar-El gähnte und sagte: »Wir brauchen euch, Bagdadi. Aber jetzt müssen wir erst einmal schlafen.« Die drei Männer suchten sich einen Platz, um sich noch etwas auszuruhen, bis der Angriff begann. Als sie schliefen, fragte Vered leise: »Ist es schön, Ilana, mit einem Mann zusammenzuleben?«
Die Ältere blickte auf ihren Mann, der unruhig im Schlaf zusammenzuckte, und erwiderte: »Wenn du Glück hast und einen wie Gottesmann bekommst.«
»Was ist dabei. Ich meine. Besonderes?«
Ilana betrachtete wieder ihren schlafenden Krieger. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie.
Vered schwieg einige Augenblicke, dann fragte sie: »Miteinander ins Bett gehen. ich meine. ist es wirklich so wichtig?« Ilana lachte. »Wie wichtig, denkst du, ist es?« Vered wurde rot und strich ihr Haar glatt. »Ich denke, es ist sehr wichtig.«
»Zehnmal soviel«, sagte Ilana ruhig. »Vielleicht fünfzigmal soviel.«
»Ich schäme mich, daß ich mich damals am Abend so dumm angestellt habe, als Teddy Reich kam.« Beide schwiegen. Dann fragte Vered scheu: »Wenn du an meiner Stelle wärst, und wenn der MemMem.« Sie stockte. Ilana und Vered sahen auf den schlafenden Dandy herab. Er war wirklich ein gutaussehender junger Mann. Ilana wußte nicht, was sie sagen sollte, und so fuhr Vered fort: »Die Schwierigkeit ist die, wenn der Krieg vorbei ist, will ich auf die Universität.«
»Ich studiere auch weiter.«
»Auch wenn du Kinder hast?« fragte Vered.
»Erst recht, wenn ich Kinder habe.« Sie geriet in Erregung und bewegte ihre Hände beim Sprechen, wie es ihr Großvater getan hatte, als er den anderen erklärte, was Kefar Kerem eines Tages sein werde. »Wir dürfen die Frauen von Israel nicht in Dummheit verkommen lassen.«
Als die Stunde X gekommen war und die Palmachniks zum Angriff antraten, kam die Frau des Rebbe Itzik aus dem Nachbarhaus und rief: »Geht, Kinder. Der Allmächtige wird euch führen, wie Er uns aus Ägypten geführt hat.« Der Rebbe allerdings hörte diese für seine Ohren gotteslästerlichen Worte seiner Frau nicht, denn er betete in der Wodscher Synagoge mit zwei alten Männern, den letzten seiner Gemeinde, die zu ihm hielten und den Kampf ablehnten, der jetzt begann. Um acht Uhr standen alle Kampfgruppen in ihren Stellungen bereit. Der Abend war dunkel, so daß Teddy Reich hoffte, schon der erste überraschende Vorstoß könne die Juden bis in die vordersten Linien der Araber gelangen lassen, ohne daß diese wußten, was geschah. Als er jedoch das Zeichen zum Aufbruch geben wollte, geschah etwas Unheimliches: Ein Regentropfen fiel. Dann noch einer. Regen mitten im Mai -das war ungewöhnlich. Aber es regnete, Tropfen um Tropfen. Verblüfft sahen die Juden einander an - jeder versuchte zu schätzen, welche Folgen diese unerwartete Entwicklung der Dinge haben mochte. Aber da flüsterte Rabbi Gedalja Teddy Reich und Bar-El die gewaltige Verheißung des HErrn an Seine Juden zu: »>Siehe da, Ich habe euch das Land, das da vor euch liegt, gegeben; gehet hinein und nehmet es ein, das der HErr euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, daß
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