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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Zuckend langten seine Hände nach Ilana, der klugen, geliebten Ilana von Galilaea, aber seine Finger griffen nur die Erde des Hügels, die Erde, der sein altes Volk entstammte. Und als die Erde durch die Finger rieselte, fühlte er, wie kühl und gerecht sie war. Langsam kehrte seine Kraft zurück, und zugleich nahm - stärker noch als seine Verzweiflung - eine wilde Wut von ihm Besitz. Er stand auf, wandte der Toten den Rücken zu, stieß die Kameraden beiseite. Getrieben von einem Zukunftsbild, quälend und glorreich zugleich, wie es die apokalyptischen Visionen der Witwe Gomer und des Psalmisten auf diesem Hügel gewesen waren, schrie er: »Ich bin nicht mehr Isidor Gottesmann. Ich bin kein deutscher Jude mehr. Ich will der Baum sein, der gefällt ist. Ilan heiße ich. Ich will Gottes Mann sein. Ich heiße Eliav. Kämpfen will ich für dieses Land.« Mechanisch lief er den steilen Hang hinab. Sinn- und ziellos schoß er um sich, ein rasender Racheengel. Teddy Reich sagte kühl: »Laßt ihn. In Acre können wir Hunderte von seiner Sorte gebrauchen.«
    So verließ der Jude Ilan Eliav Makor. Brennend vor Zorn setzte er seinen Fuß auf einen Weg, der ihn nicht nur nach Acre führte, sondern weiter nach Jerusalem und zu Zielen, die er in jener Nacht, da er geblendet war von unerträglichem Schmerz, noch nicht vorherzusehen vermochte.

    Schematischer Schnitt durch den Teil Makor mit Blick von Süden; Stand der Ausgrabungen am Montag, 30. November 1964, nachmittags. In der Horizontalen ist das Diagramm maßstabgetreu, in der Senkrechten überhöht. Die ausgezogenen Linien geben Fundstellen an, auf die man im Verlauf der weiteren Ausgrabungskampagnen 1965 - 1973 stoßen wird. Im Gegensatz zum obigen Schema sind die Abstände der einzelnen Schichten voneinander in Wirklichkeit unterschiedlich dick; so beträgt z. B. wie die Tabelle Seite 976 zeigt, der Abstand zwischen Schicht XV und XVI sechs Meter, während der zwischen Schicht X und IX nur 0,6 Meter mißt. Bemerkenswert ist, daß die Archäologen den Monolithen des El, vielleicht das wichtigste Objekt des gesamten Tell, nicht finden werden.

    Als der November herannahte und mit ihm jeden Tag der Regen beginnen konnte, spürte Cullinane, wie die Arbeit in den Gräben allmählich zum Stillstand kam. Er war mit seinen Gedanken oft in Chicago, wo Vered Bar-El eine Reihe höchst überflüssiger Vorträge über den »Leuchter des Todes« hielt. Paul Zodman schickte mit Luftpost Stapel von Zeitungsausschnitten, auf denen man Vered und die tödliche Menora sehen konnte. Die Schlagzeilen erklärten, sechs Feinde des Königs seien getötet worden und schließlich der König selbst, da dieser, mit den unsterblichen Worten des australischen Journalisten zu sprechen, »sein eigener schlimmster Feind« war. Als Cullinane jedoch die Artikel las, stellte er fest, daß Vered ehrlich genug gewesen war zuzugeben, daß es sich bei dieser ganzen Geschichte um ein Märchen handelte.
    Trotzdem beunruhigten die Zeitungsausschnitte Cullinane, denn sie erinnerten ihn daran, wie sehr er diese bezaubernde Frau liebte: Wenn sie ihm auf den Bildern hinter der Menora zublinzelte, war sie einfach hinreißend. Er sehnte die Stunde ihrer Rückkehr herbei. Noch in der gleichen Minute, in der sie aus dem Flugzeug gestiegen ist, schwor er sich, werde ich ihr einen Antrag machen. Seine ständigen Gedanken an Vered wurden allerdings jäh von einer Zeitungsnachricht unterbrochen, die den Verlauf der Ausgrabung nicht nur für das Jahr 1964, sondern auf Jahre hinaus grundlegend ändern sollte.
    ILAN ELIAV ALS NACHFOLGER KALINSKYS IM KABINETT VORGESEHEN
    Amtliche Stellen in Jerusalem betonen, daß Ernennung gesichert, wenn religiöse Parteien einverstanden
    Als Cullinane die Nachricht las, war seine erste Reaktion: Das also ist es, was Eliav und Vered getrennt hat. Wie jedoch alles zusammenhing, vermochte er nicht zu erraten. Noch bevor er Tabari bitten konnte, ihm dieses Knäuel zu entwirren, erschien Schwartz aus dem Kibbuz: ob Cullinane nicht eine der Frauen aus dem Speisesaal empfangen wolle. Es handelte sich um die dicke Zippora. Cullinane vermutete, daß sie seine Fürsprache bei irgendeiner Stelle benötige, da sie aus Rumänien und deshalb wahrscheinlich ehrgeizig war. Er bezweifelte freilich, ob er viel für sie tun konnte. Trotzdem ließ er sie kommen.
    Sie war eine gutaussehende, vitale Frau von dreißig Jahren. Cullinane dachte daran, wie tüchtig sie in der Küche zupackte und wie derb, aber

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