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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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verlangt - okay.« Dann verlangten die Rabbinen: »Alle religiösen Feiertage sind strengstens einzuhalten.« Berkes versicherte ihnen, er habe es in Amerika stets so gehalten; an Feiertagen untersagte er seiner Hotelkapelle jedes Musizieren. Aber die Rabbinen meinten: »Wir halten es für richtig, daß Sie aus Rücksicht auf die Gläubigen Ihre Kapelle schon neun Tage vor dem strengen Fastentag am neunten Ab nicht mehr spielen lassen.« Berkes meinte: »Das kommt mich schrecklich teuer zu stehen. Aber wenn es jüdischer Brauch ist - okay.« Dann wiesen die Rabbinen darauf hin, daß die Thora ausdrücklich sagt: »Ihr sollt kein Feuer anzünden am Sabbat in allen euren Wohnungen.« Berkes sagte: »Bei mir gibt es kein Feuer.« Aber die Rabbinen erklärten ihm, während der letzten Jahre sei diese Stelle dahin ausgelegt worden, daß sie auch elektrische Schalter einschließen, durch deren Betätigung ja zufällig ein Funke entstehen könne. Und deshalb verlangten sie, daß von Freitagabend bis einschließlich Samstag sämtliche Fahrstühle im Hotel außer Betrieb sein müßten. Berkes sagte: »Die Leute werden murren, aber wenn das Gesetz es verlangt - okay.« Aber als die Rabbinen darauf bestanden, daß auch die automatischen Türen zwischen Speisesaal und Küche außer Betrieb gesetzt werden müßten, da der Mechanismus zufällig ein Fünkchen erzeugen könnte, erklärte er: »Jetzt langt’s mir aber.« Die Rabbis warnten: »Wenn auch nur eine Tür bewegt wird, entziehen wir Ihnen Ihre Lizenz.« Berkes erwiderte: »Sie machen es mir zu kompliziert, Jude zu sein«, fuhr wieder zurück nach Amerika. Frage: Können wir diesen aufrechten Mann für Israel wiedergewinnen?
    »Sie nehmen aber wirklich die Last aller schwierigen Fälle auf sich. Allen Respekt.«, sagte Cullinane. »Der schwierigste von allen ist mein eigener.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Erinnern Sie sich noch an den Tag, als wir zum Wodscher Rebbe gingen. mit Zodman?«
    »Ja.«
    »Und der Synagogendiener fragte: >Kohen oder Levi?< Und wir alle antworteten: >Volk    »Ich sehe noch, wie sich die Kohanim die Gebetsmäntel über die Köpfe zogen.«
    »Und ich sagte, ich würde Ihnen das später erklären.«
    »Sie taten es auch. Die Kohanim sind Priester. Die Leviten sind Tempelwärter. Das Volk ist die breite Masse.«
    »Jeder Jude gehört automatisch zu einer dieser drei Gruppen. Das läßt sich ohne Unterbrechung bis zu den Zeiten der Thora zurückverfolgen. Alle Juden namens Kohn, Katz, Kaplan, Kaganowsky. die anderen kann man raten. sind alle Priester, die sich sogar heute noch gewisser Privilegien erfreuen. Nun zu den Levis, Lewins, Löwes und den übrigen. Sie alle sind Leviten, und auch sie haben gewisse Privilegien.«
    »Und Ihr armes Volk.«
    »Ich gehöre nicht zum Volk«, sagte Eliav.
    »In der Synagoge des Wodscher Rebbe haben Sie es aber gesagt.«
    »Stimmt, weil ich diese Mickymaus nicht ernst.« Er stockte. »Das heißt, meine Frau. Ich habe zu Ihnen nie von Ilana gesprochen, nicht wahr? Sie ist dort drüben gestorben.«
    »Was?«
    Eliav drückte die warme Pfeife gegen sein Kinn und versuchte mehrmals zu sprechen. Schließlich sagte er beinahe brüsk: »Ich bin mit einem Mädchen verheiratet gewesen, das die Fahne Israels hätte verkörpern können. Sie war Israel. Sie hatte etwas ganz Eigenes. Sie ist erschossen worden. Genau dort drüben. Dort.«
    »Unfaßbar«, sagte Cullinane. Und da erinnerte er sich an den ersten Abend: Er und Tabari hatten Eliav kniend auf dem Tell entdeckt. Er hätte jetzt am liebsten gar nichts gesagt, fühlte aber intuitiv, daß Schweigen nicht am Platze war. »Wir haben also die Schatten der Vergangenheit ausgegraben?«
    »Das haben wir«, sagte Eliav. »Und einer der Schatten ist heimgekommen, um sich dort niederzulassen. auf ganz besonders heimtückische Weise.«
    »Ich verstehe nicht.« »Ich bin ein Kohen. wirklich. Ich stamme aus einem großartigen alten Geschlecht heiliger Männer aus der Stadt Gretsch am Rhein. Und eines ist wichtig für einen Kohen: Er darf niemals eine geschiedene Frau heiraten.«
    »Wieso?«
    »Nach israelischem Gesetz ist es einem Kohen verboten, eine geschiedene Frau zu heiraten. Es ist einfach nicht möglich.«
    »Aber Sie und Vered sind doch verlobt.«
    »Richtig. Und wenn wir heiraten wollen, müssen wir nach Zypern fliegen, einen englischen Geistlichen auftreiben, der uns im Namen seines Gesetzes traut, dann wieder nach Israel zurückfliegen und hier in wilder Ehe leben.«

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