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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Zipporas Fall gleichgültig gegenüber. Schauen Sie sich das einmal an.« Und Cullinane studierte die Dokumente, mit denen sich Eliav zu befassen hatte, wenn er den Posten im Kabinett annahm:
    Fall eins: Trudl Cinzberg ist eine nichtjüdische Deutsche aus der Stadt Gretsch am Rhein. Als Protestantin aufgewachsen, verliebte sie sich in Heimann Ginzberg. Trotz der bösen Ahnungen ihrer Familie heiratete sie ihn. Nach der Machtübernahme durch die Nazis war sie grausamen Verfolgungen ausgesetzt. Von schier unerklärlicher Nächstenliebe beseelt, nähte sie sich freiwillig den Davidstern auf ihre Kleider; bei einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit SA-Leuten, vor denen sie ihre Kinder beschützte, erhielt sie einen Tritt in das rechte Auge. Sie ist seitdem auf diesem Auge blind. Unter Einsatz ihres Lebens rettete sie ihre Kinder und versteckte ihren Ehemann vier Jahre lang in einem Keller. Durch Arbeit in einer Werksküche verdiente sie den Lebensunterhalt für die ganze Familie. Ihre Erlebnisse ließen sie den Glauben an Gott verlieren. Nach dem Kriege kratzte sie so viel Geld zusammen, daß sie mit Heimann Ginzberg und ihren drei Kindern nach Israel gehen konnte. Dort verkündeten die Rabbinen: »Trudl Ginzberg ist eine Nichtjüdin. Schlimmer noch, sie ist eine Atheistin. Wir können einen Übertritt zum Judentum nicht zulassen; weder sie noch ihre Kinder können Juden werden.« Alle Bemühungen ihrerseits - das Angebot zu konvertieren und ihre Bereitschaft, den jüdischen Gesetzen entsprechend zu leben - vermochten die Rabbinen nicht umzustimmen. Sie ist keine Jüdin, und ihre Kinder können ebenfalls keine Juden werden. Können Sie eine Lösung vorschlagen, bei der mit einer Zustimmung der Rabbinen zu rechnen wäre?
    Fall zwei: Wenn Sie Esther Banarjee und Jaakow Jaakow sehen, werden Sie sofort wissen, daß es sich um Inder handelt. Sie kommen aus Kotschin, sind dunkelhäutig, helläugig und schlank. Sie sind aber auch Juden. Im fünfzehnten Jahrhundert mußten ihre Vorfahren von Spanien nach Portugal flüchten, dann nach Syrien, in die Türkei und von dort nach Indien, zur Malabarküste, wo sie sich mit den dunkelhäutigen Eingeborenen vermischten. Als Esther und Jaakow im Jahre 1957 nach Israel auswanderten, erfuhren sie hier durch die Rabbinen, daß sie auf Grund einer technischen Schwierigkeit keine Juden sein könnten. Ihr Problem ist folgendes: Sie möchten heiraten, da sie aber keine Juden sind, können sie es nicht in Israel tun. Wären sie Christen, ginge es ohne weiteres; sie könnten in einer der christlichen Kirchen des Landes heiraten. Sie sind aber keine Christen und wollen es auch nicht sein. Sie wollen als Juden gelten. In Indien waren ihre Vorfahren länger als vierhundert Jahre Juden, die alle Heimsuchungen und Triumphe unseres Volkes mitgemacht haben. In Israel aber können sie keine Juden sein, da sie keine schriftlichen Aufzeichnungen vorweisen können, die vier Generationen zurückreichen. Was tun?
    Fall drei: Leon Berkes ist der Sohn einer rechtgläubig jüdischen Familie in Brooklyn. Als Besitzer einer Reihe koscherer Hotels in den Catskills wurde er sehr vermögend. Als der Staat Israel ausgerufen wurde, fühlte er den unwiderstehlichen Drang, nach hier zu kommen. Da aber seine Firma florierte und seiner Leitung bedurfte, verblieb er unschlüssig in Amerika, im stillen beschämt darüber, daß er sich nicht entscheiden konnte. Oft sagte er zu seinen Freunden: »Wenn ich nur etwas Mumm hätte, wäre ich drüben, um den wahren Juden zu helfen.« An seinem sechzigsten Geburtstag überließ er plötzlich seinen beiden Schwiegersöhnen die Hotels. »Feine jüdische Jungens«, nannte er sie. Er kam nach Israel, um vier Millionen Dollar in den jüdischen Staat zu investieren. Natürlich entschied er sich für ein Hotel, in Akko, und als gläubiger Jude gab er bekannt, daß es selbstverständlich koscher geführt werde, wie er es fast vierzig Jahre mit seinen Häusern gehalten habe unter genauer Beachtung der in der Thora festgelegten Speisevorschriften. Als er aber das israelische Rabbinat um eine Lizenz ersuchte, stieß er auf unzählige und sehr eigenartige Schwierigkeiten. Der Talmud sagt, daß am Sabbat nur im äußersten Notfall gearbeitet werden darf; als Arbeit gilt auch das Servieren von Mahlzeiten, und den Kellnern ist es sogar untersagt, Rechnungen auszustellen, da diese Tätigkeit nicht absolut notwendig sei. Berkes jammerte: »Das bedeutet mehr Arbeit. Aber wenn das Gesetz es

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