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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Cullinane begann zu lachen. »Wir haben hier alte Geschichte auszugraben versucht, und dabei leben wir mitten darin.«
    »Sie irren sich. Sie haben im Judentum herumgegraben, sich aber nicht bemüht, es zu verstehen. John, wir sind ein besonderes Volk mit besonderen Gesetzen. Warum, glauben Sie, habe ich Sie gebeten, das Fünfte Buch Mose fünfmal zu lesen? Verflixt noch mal, Sie törichter Ire, der Sie sind. Ich bin kein Katholik. Ich bin kein Baptist. Ich bin ein Jude, und ich stamme aus dem ältesten Volk mit den ältesten Gesetzen.«
    »Ich beginne zu begreifen«, sagte Cullinane, sich entschuldigend. »Aber diese Kohen-Geschichte.«
    »Sie haben das Dritte Buch Mose gelesen. Die Priester >sollen keine Hure nehmen noch eine Geschwächte oder die von ihrem Mann verstoßen ist. < Da haben wir es. Es gibt keine Möglichkeit, daß wir in Israel heiraten können.«
    »Moment mal. Vered ist Witwe.«
    »Noch wichtiger: Sie ist eine geschiedene Frau.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich habe ihren Mann gut gekannt. Wir sind Kameraden gewesen in vielen Gefechten. Er war ein gutaussehender Bursche, ein richtiger Ladykiller. Vered war ihm verfallen. An dem Tag, an dem wir den Ring der Belagerung um Jerusalem sprengten, hat sie ihn geheiratet. Aber als dann Frieden war, ist es wohl mit ihm nicht gut gegangen. Er konnte nie verstehen, daß jetzt alles ganz anders war. Und dann haben sie sich scheiden lassen. Mit dem Sinai-Feldzug kam seine zweite Chance. Unglaublich, was er mit seiner Kolonne Panzer geschafft hat. Ich nehme an, Gott war ihm gnädig. Er ist gefallen.« Er schwieg, in Gedanken an seinen tapferen, hemmungslosen Freund. »Bar-El ist einer der wenigen Helden gewesen, die ich kenne. Ein echter Held.«
    »Aber wenn Vered Witwe ist.«
    »Entscheidend ist, daß sie geschieden war. Wenn ich die Absicht hätte, hier bei der Ausgrabung zu bleiben, wäre es eine andere Sache. Wir würden nach Zypern fliegen, dort heiraten, und wenn die Rabbinen unsere Kinder später als unehelich erklärten, könnten auch sie, wenn sie einmal heiraten wollen, nach Zypern fliegen. Aber ich kann nicht Minister werden und zugleich dem jüdischen Gesetz ein Schnippchen schlagen.«
    »Sie würden wegen eines Ministersitzes Vered aufgeben?« fragte Cullinane verblüfft. Aus der explosiven Art, in der er diese Frage hervorstieß, konnte Eliav ersehen, daß der romantische Ire mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden bereit war, wenn er sie nur heiraten durfte. Sein Onkel, der katholischer Priester war, sein Vater, der noch immer Unsinn redete, seine Schwester, seine Freunde - sie alle mochten schnurstracks zur Hölle fahren. Wenn Cullinane Frau Bar-El heiraten wollte, dann meinte er es auch so.
    Der ehrliche Schock, der sich in Cullinanes Reaktion geäußert hatte, zwang Eliav, seine Antwort sorgfältig zu formulieren. »Für einen Iren, mit der relativ geborgenen geschichtlichen Vergangenheit eines Iren, ist die Frage auch so zu betrachten, wie Sie sie gestellt haben. Aber ich bin Jude, und bei uns ist, geschichtlich gesehen, alles ganz anders verlaufen. Wir haben zweitausend Jahre keine Heimat gehabt, John. Ich und ein paar andere. wirklich, wir waren nur eine Handvoll. meine Frau. Vereds Mann. und ein großartiger Sefardi. Bagdadi hieß er. an den ich oft in diesen Tagen denken mußte.« Er schwieg und fuhr nach einer ganzen Weile fort: »Wir haben einen Staat aufgebaut, der den Juden der Welt für die nächsten tausend Jahre eine Heimat bietet. Heute stehen diesem Staat kritische Entscheidungen bevor, die seine Grundstruktur betreffen, und Teddy Reich hat mich davon überzeugt, daß man mich braucht.«
    »Wo?«
    »Dort, wo es am kritischsten ist. Die vorhin von Ihnen gestellte Frage wäre durchaus angebracht, wenn Sie sie an einen Iren richten würden. Aber die Frage, die Sie mir als Jude stellen sollten, müßte lauten: Würden Sie in Übereinstimmung mit dem jüdischen Gesetz Vered-Bar-El aufgeben, um die Konzeption Israel erhalten zu helfen?«
    »Würden Sie es tun?«
    Eliav umging die Antwort auf die Frage: »An dem Abend, an dem meine Frau auf diesem Tell erschossen wurde, befand sich unsere Abteilung auf dem Wege nach Akko. Vered hat sich mit ihrem Mann um mich gekümmert, denn ich. ich hatte fast den Verstand verloren. Wir stürmten Akko, das von Tabari und seinen Arabern gehalten wurde. Wir waren etwa dreißig Juden gegen. Gott allein weiß wie viele Araber. Und irgendwie geriet ich weit nach vorn. in die vorderste Linie. Ich wäre

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