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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sicherlich gefallen, wenn nicht dieses kleine siebzehnjährige Mädchen mit ihrer Maschinenpistole angerast gekommen wäre. Sie schoß den Weg frei und führte mich dann zurück, als sei ich ihr schwachsinniges Kind. Ich fühle heute noch ihre Hand in der meinen.«
    »Warum haben Sie sie nicht geheiratet?«
    »Sie ist viel altmodischer als Sie denken. Bar-Els Tapferkeit hatte sie fasziniert. Als er gefallen war, ergab sich die Sache mit den Kohanim. Wer will schon nach Zypern fliegen? Und ich bin nie der Typ des draufgängerischen Freibeuters gewesen.«
    Die beiden Archäologen standen eine Weile schweigend da und betrachteten die Minarette von Akko. Dort hatte Vered Bar-El sich durchgekämpft, um Eliav zu retten. Schließlich sagte der Ire: »Sie haben mich heute nachmittag so etwas wie Demut gelehrt. Ich ziehe meine Frage zurück.«
    »Danke.«
    »Aber ich möchte die Ihrige aufgreifen. Beabsichtigen Sie Vered zu heiraten oder Israel zu dienen?« Keine Antwort. Nach einer Weile setzte Cullinane hinzu: »Weil ich Sie warnen möchte, Eliav. Sie heiraten das Mädchen vor meiner Abreise nach Amerika. oder ich nehme sie mit. Und, so wahr mir Gott helfe, ich tue es.«
    »Vered hat für dieses Land gekämpft«, sagte Eliav nur. »Sie würde Israel niemals verlassen. Sie würde auch niemals einen Nichtjuden heiraten.« Auf getrennten Wegen verließen die beiden den Tell.
    Am nächsten Morgen erschien der erste von zwei Besuchern, die für Ablenkung sorgen sollten. Professor Thomas Brooks befand sich auf einer seiner regelmäßigen Expeditionen durch das Heilige Land. Da es sich bei ihm um ein einflußreiches Kuratoriumsmitglied des Biblischen Museums handelte, war Cullinane verpflichtet, sich während seines Aufenthaltes in Galilaea um ihn zu kümmern. Es war keine unangenehme Aufgabe, denn Professor Brooks war ein netter Mann; er lehrte Kirchengeschichte an einer kleinen protestantischen Universität in Davenport, Iowa. Durch Vorträge, die er im Westen der USA über Themen wie »In den Zeiten des Alten Testaments« oder »Aus dem Leben Christi« hielt, verdiente er sich einiges zu seinem Professorengehalt dazu. Bei diesen Vorträgen zeigte er Farbdias, die, von ihm sorgsam und liebevoll erklärt, bessere Dienste leisteten als Filme. Brooks war ein guter Gelehrter, der sich an Hand der neuesten archäologischen Forschungsarbeiten stets auf dem laufenden zu halten suchte. So verstand er es, seinem Publikum diesen winzigen Teil der Welt, aus dem die großen Religionen hervorgegangen waren, sehr anschaulich zu schildern. In katholischen Kirchen ließ man ihn seine Vorträge natürlich nicht halten; er vermutete aber, daß auch viele Katholiken kamen, wenn er seine Vorträge in öffentlichen Sälen statt in protestantischen Kirchen hielt, und darum war er stets sehr bemüht, Szenen in seinen Dias festzuhalten, die für sie von besonderem Interesse sein konnten.
    Professor Brooks war ein beleibter Mann von fast sechzig Jahren, dem man es ansah, daß er ein gutes Leben geführt hatte. Er reiste mit seiner etwas jüngeren Frau, die für die Kameras und die Scheckbücher sorgte. Die beiden paßten gut zueinander und waren im Heiligen Land genauso beliebt wie zu Hause, wo sie des öfteren reichen Witwen bei der Abfassung ihrer Testamente geholfen hatten, in denen dem Biblischen Museum Legate für seine Ausgrabungen ausgesetzt wurden. Sie waren rechtschaffene Menschen, die beiden Brooks, und sie glaubten an einen einfachen, rechtschaffenen Gott. Jetzt jedoch, am Ende ihrer Fotoexpedition des Jahres 1964, waren sie etwas beunruhigt, und darüber mußten sie mit Cullinane sprechen.
    »John, ich kann nicht gutheißen, was hier in Palästina vor sich geht«, sagte Brooks. Als der Ältere und als Mitglied des Kuratoriums, das Cullinane beschäftigte, nannte er den Direktor stets John, und als streng bibelgläubiger Christ ging er nicht davon ab, den neuen Staat Israel mit Palästina zu bezeichnen. »Es gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Was ist denn?«
    »Wer möchte schon einen großen, klaffenden Graben sehen, der sich mitten durch das Heilige Land zieht?«
    »Sie müssen aber doch Wasser haben.«
    »Zugegeben. Aber Grace und ich. wir haben so oft darüber nachgedacht, daß diese vielen Fabriken. diese Asphaltstraßen. Wirklich, sie zerstören das besondere Erleben, das uns dieses Land sonst immer geschenkt hat.«
    »Das stimmt, John«, pflichtete Mrs. Brooks bei. »Ich weiß noch, als wir zum ersten Male hergekommen sind. Die

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