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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Städten wie Korinth, Antiochia und Caesarea verbracht, um dort das Christentum zu predigen.«
    »Das ist wahr«, sagte Brooks, »aber ich glaube, daß sich die meisten Amerikaner biblische Gestalten lieber auf dem Lande vorstellen. Es scheint mir, daß es ihnen mehr. nun. mehr Ehrfurcht einflößt.«
    Cullinane mußte bei dieser Antwort daran denken, daß hinter ihr vielleicht einer der Gründe zu finden war, warum es das Christentum mit manchen seiner Gläubigen in den Städten so schwer hatte - sie konnten sich Christus nicht als Stadtmenschen vorstellen, obwohl schon damals immer mehr und mehr Menschen in der Stadt lebten. Deshalb sagte er: »Als Jesus in Jerusalem war und Paulus in Athen, müssen diese Städte so ähnlich gewesen sein wie New York. Ich weiß, wir müssen, wenn wir hier in Makor graben, immer wieder daran denken, daß es einmal eine städtische Siedlung gewesen ist. und Akko dort unten war sogar eine ziemlich große Stadt. Und ich bin auch gar nicht sicher, ob Jesus oder Paulus wirklich wie Araber von heute ausgesehen haben.«
    »Dessen bin ich sogar ziemlich sicher«, erwiderte Brooks. Um aber die spürbare Spannung ein wenig zu lockern (denn er merkte, daß Cullinane hartnäckig auf sein eigentliches Argument nicht einzugehen gewillt war), sagte er: »Die Reise war nicht vergebens. Grace und ich, wir haben in Jericho ein paar wundervolle Schnappschüsse erwischt. Dort konnte man wirklich fast glauben, Menschen aus dem Alten Testament bewegen sich inzwischen diesen uralten Ruinen.«
    »Vermutlich haben Sie ein paar Araber geknipst, die sich für Sie in Positur stellten«, sagte Cullinane.
    »Zwei prächtige Burschen. Als sie ihre Schuhe ausgezogen hatten, wirkten sie genau wie Propheten aus dem Alten Testament.«
    »Ich möchte wohl wissen, ob Jeremia sich wie ein Araber gekleidet hat.«
    »Unsere Zuhörer nehmen es an«, warf Mrs. Brooks etwas spitz ein. »Nun, ich bin davon überzeugt, John, daß Sie hier ausgezeichnete Arbeit leisten. Leider können wir sie nicht fotografieren. Jedenfalls nicht für unsere Zwecke. Weil die jungen Leute, die ich da draußen sehe, genau wie Amerikaner aussehen. Es würde die ganze Atmosphäre zerstören.«
    »Ich vermute, in künftigen Jahren«, sagte Cullinane und hob seine Augen zur Decke, »werden Sie mehr und mehr dazu übergehen müssen, außerhalb Israels zu fotografieren.«
    »Es wird uns nichts anderes übrig bleiben.« Professor Brooks nickte zustimmend. »Die Hebräer hier sehen einfach nicht echt genug aus. Und jede neue Stadt, jede neue Fabrik löscht ein weiteres Stück Landschaft aus. Wir werden geradezu gezwungen, auf der anderen Seite zu arbeiten.«
    »Aber wenn sich Jordanien auch in eine moderne Nation verwandelt, was dann?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es ist ja tatsächlich so, daß man in unmittelbarer Nähe von Jericho bereits zu bauen anfängt. So etwas verdirbt natürlich das Landschaftsbild ganz beträchtlich. Deshalb werden wir im nächsten Jahr eine Menge Filme mitbringen und so viel wie möglich fotografieren. Damit wir einen Vorrat haben.«
    »Und dann?«
    »Dann werden wir wahrscheinlich ins arabische Landesinnere gehen«, meinte Brooks. »Ich denke, daß es uns dort noch möglich ist, ein paar großartige Aufnahmen von Brunnen und Karawanen zu machen.«
    Und dann hatte Cullinane das Ehepaar Brooks zum Flughafen begleitet. Gerade wollten die beiden das Düsenflugzeug besteigen, das sie in weniger als vierzehn Stunden heim nach Davenport fliegen sollte, als Cullinane einen verrückten Einfall hatte, von dem er im voraus wußte, daß er ihm nichts als Unannehmlichkeiten einbringen würde:    Während sein
    Kuratoriumsmitglied, beladen mit Kameras und mit Farbdias, die für Tausende das Heilige Land heraufbeschwören sollten, auf das riesige Flugzeug zusteuerte, fragte Cullinane: »Haben Sie auch einen hübschen Schnappschuß von unserm Flughafen gemacht?«
    Dem Professor entging der Humor dieser Frage, ja, er faßte sie geradezu als persönliche Beleidigung auf. Er wollte etwas erwidern. Aber schon die bloße Vorstellung eines Farbdias von diesem großen Flughafen, mit den Taxis, aus denen jüdische Beamte mit Aktentaschen stiegen. mit den Soldaten in israelischer Uniform - das war zuviel für ihn. Er dachte zurück an seinen ersten Besuch im Heiligen Land, an den alten Hafen von Haifa, wo sein Schiff angelegt hatte und eine verhüllte Gestalt, ähnlich gekleidet wie Jesus vor zweitausend Jahren, den Kai

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