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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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dann plötzlich: »Haben Sie Radiokarbon-Datierungen vorgenommen?«
    »War nicht nötig«, erwiderte Cullinane. »Unsere Zeitstellung, 351/52 n. Chr. für den Zeitpunkt der Zerstörung, ist so gut, als hätte man uns eine unterzeichnete Kopie der Anweisung hinterlassen. Und den Bau der Synagoge schätzen wir auf 330. plus fünfzehn oder minus fünfzehn, wie Sie wollen.«
    »Das hatte ich mir gedacht«, sagte Pater Vilspronck. »Ich nehme an, Sie haben auch eine Tabelle über die vermutlichen Einwohnerzahlen aufgestellt?«
    »Haben wir«, antwortete Cullinane zurückhaltend. »Kann ich mal einen Blick darauf werfen?«
    »Vielleicht besser nicht. zu diesem Zeitpunkt.«
    »Wie steht es mit der Synagogenschicht?«
    Cullinane lächelte. »Ich sagte, vielleicht besser nicht. Aber Sie wußten ja schon, daß wir es tun. Mit dem üblichen Vorbehalt?« Der Priester war einverstanden. Daraufhin zog Cullinane aus einer verschlossenen Schublade ein Dokument, das man in der Armee als »Geheime Kommandosache« eingestuft hätte. Er gab jedem Archäologen eine Kopie und beobachtete mit Vergnügen, wie Pater Vilspronck blitzschnell auf Schicht VN blickte, wo er die Bevölkerungsziffer prüfte. Erst dann studierte er die übrigen Zahlen, und zwar nur flüchtig.
    G rabungsstätte 1707 2584
    VORLÄUFIGE SCHÄTZUNG DER EINWOHNERZAHLEN
    Gesamtbe
Makor
Bevölkerung
Insgesamt
völkerung
innerhalb
außerhalb
Juden in Makor
von Galilaea
der Mauer
der Mauer
4 000
0
46
0
70 000
700
300
20
125 000
1400
500
700
280 000
800
900
1100
220 000
500
90
480
    Schicht
Epoche
Datum
Höhe des Teil in m
XV
Höhle
9800 v.Chr.
0
XIV
Kanaanitisch
2200 v.Chr.
6
XIII
Patriarchenzeit
1400 v.Chr.
10
XII
Davidisch
960 v.Chr.
12
XI
Babylonisch
605 v.Chr.
13
X
Hellenistisch
167 v.Chr.
15
400 000
720
290
300
IX
Herodeisch
4 v.Chr.
15,5
600 000
1000
600
950
VIII
Vespasian
66 n.Chr.
16
750 000
1100
100
900
VII
Byzantinisch
351 n.Chr.
17
1 000 000
600
440
850
VI
Moslems
635 n. Chr.
18
500 000
700
600
450
V
Kreuzritter
1099 n.Chr.
18
110 000
600
30
150
IV
Mamelucken
1291 n.Chr.
20
150 000
300
1600
0
III
Kabbalisten
1560 n.Chr.
23,5
74 000
0
0
0
II
Türkisch
1880 n.Chr.
22
58 000
0
0
0
I
Unabhängigkei
1948 n.Chr.
21,7
400 000
0
65
65
Kibbuz
1964 n.Chr.
21,7
650 000
0
1485
1485
    »Ich sehe da, Sie haben im Jahre 1560 n. Chr. den Teil um rund zwei Meter höher angegeben, als er jetzt ist.«
    »Kann schon stimmen«, sagte Cullinane. »Die Beduinen scheinen dort in späteren Jahren zur Gewinnung von behauenen Steinen so etwas wie Bergbau betrieben zu haben, und die Höhe muß dadurch entsprechend gefallen sein.« Der blonde Priester stellte noch ein paar belanglose Fragen, kam dann aber wieder auf die Schicht VII zurück. »Meinen Sie, daß die Zahlen für die byzantinische Periode einigermaßen korrekt sind?«
    »Wie man so als Fachmann schätzt«, antwortete Cullinane. »Aber wenn die Synagoge so groß war, mußte sie für etwa achthundertfünfzig Juden Platz haben. Natürlich stützen wir uns auf Beobachtungen in Kefar Nachum und Kefar Birim.« Verwundert legte der Holländer die Tabelle, die so viel Wissen enthielt, auf den Tisch und deckte sie mit seinen großen Händen zu. »Sie sind zumindest konsequent«, knurrte er. »Noch jede Ausgrabung der letzten dreißig Jahre hat diese jüdische Beharrlichkeit bestätigt, und früher oder später müssen wir uns damit abfinden.«
    Eliav zündete seine Pfeife an und fragte: »Aber Sie selbst haben sich schon vor Jahren damit abgefunden. Ist es nicht sogar Ihre Entdeckung?« Der Priester lachte. »Halb akzeptiere ich es. und halb nicht.«
    »Ist es so schwierig?« fragte Eliav.
    Pater Vilspronck gab die Tabelle an Cullinane zurück, der auch die übrigen Kopien einsammelte und wieder in seinem Schreibtisch verschloß. Für diese oder jene Schicht mochten die Zahlen um fünfzig Prozent falsch sein. Aber selbst wenn im Laufe der Zeit Berichtigungen sich als notwendig herausstellen sollten, mußten sich die Gelehrten der Welt mit ihren Theorien an diese Tatsachen von Makor halten, wie es jetzt der holländische Priester tat: »Als ich studierte, hatten die Professoren ein vollkommen klares Bild vom Heiligen Land. Ein Volk vortrefflicher Hebräer lebte hier seit mehr als zweitausend Jahren. Ihre Religion war alt und müde geworden. Da erschien Jesus Christus, und die Hälfte der Juden schloß sich Ihm an. Die anderen hielten verzweifelt am alten Glauben fest und rebellierten im Jahre 70 n. Chr. gegen Rom. Vespasian vernichtete sie und

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