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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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ist aber erschossen worden, nachdem er den hier mit dem Messer getötet hat. Also hat ein anderer Wellens getötet. Sie bleiben hier, ich sehe mich draußen kurz um.«
    »Der Tote ist einer von den Typen, die aus der Wohnung in Paris geflüchtet sind. Ich erkenne ihn an der Narbe. Wie kommen die hierher?«
    »Sie haben dem Entführer unser Ziel genannt.«
    »Sie meinen, wir wurden abgehört? Hat Wellens' Berufsschizophrenie Sie auch erfasst? Jeder kann heute unter bestimmten Voraussetzungen Handyortungen ganz legal bei Providern kaufen.«
    »Sie unterschlagen, dass die üblichen Handynetze und Funktionen ausgefallen sind. Hier ist also jemand am Werk, der trotzdem weiter über diese Möglichkeiten verfügt. Und der womöglich zielgerichtet unser Handy oder das des Entführers im Visier hat. Wenn das so ist: Woher kennt er die Nummern, die Frequenzen? Und wer kann so schnell nach einer Abhöraktion handeln?«
    »Vielleicht wurde Moritz im Krankenhaus, nachdem wir weg waren, noch einmal in die Zange genommen und hat auch ihnen die Adresse verraten. Das wäre auch eine Erklärung, warum sie erst so kurz vor uns hier waren.« Benn starrte die Kommissarin wütend an. Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass er vielleicht diesen Männern ihr Ziel verraten hatte.
    »Das können wir später klären. Jetzt will ich wissen, ob wir hier allein sind.«
    Die Kommissarin eilte in den Innenhof und dann weiter zum Haus. Ihre abwehrenden Handzeichen veranlassten Benn, im Anbau zu warten.
    Er wandte sich Johanna Grothe zu, die mit ihren Blicken eine Art Bestandsaufnahme machte. Ihre Augen glitten über die Regale, über die Papierberge auf dem Boden. Manchmal verharrten ihre Blicke an einem Ordner, dann wieder hefteten sie sich auf einen Zipfel Papier, der aus irgendeinem Grund, den Benn nicht kannte, ihre Aufmerksamkeit erregte.
    »Stören die Toten? Soll ich sie hinausschaffen?«, fragte Benn, dem auffiel, dass es die beiden Leichen für sie nicht zu geben schien. Nicht einen Blick hatte sie für sie übrig.
    »Lassen Sie sie da, wo sie liegen.« Johanna Grothe drehte sich zu ihm um. »Ich ahne, was Sie denken. Sie brauchen nicht so scheinheilig zu fragen. Ich bin zu alt und habe zu viel erlebt, um mich mit Dingen aufzuhalten, die nicht mehr zu ändern sind. Was mir wichtig ist, das sind die Leute hier im Ort, meine Enkel ... und das hier.«
    Sie deutete auf ihre Unterlagen.
    »Das sieht ja aus wie ein wissenschaftliches Archiv«, sagte Benn. Er hatte einen Stapel Papier vom Boden aufgehoben, dessen oberste Blätter aus einem englischsprachigen Wissenschaftsartikel bestanden. Verschiedene Diagramme wiesen irgendeine Reaktion in einem Experiment nach, so viel verstand er. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Was soll ich denn Ihrer Meinung nach suchen?«
    »Die Unterlagen Ihres Enkels.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er mir keine Unterlagen gegeben hat.«
    »Das scheinen die Kerle, die das angerichtet haben, aber anders zu sehen.«
    »Sie doch auch.«
    Benn drehte sich weg und musterte Wellens' Leiche. Sie waren wie Hund und Katze gewesen, aber natürlich hatte er so ein Ende nicht verdient. Benn verscheuchte den aufkommenden Gedanken, dass Wellens noch leben würde, wenn er nicht nach Paris gekommen wäre.
    Es war so, wie es war. Wenn er Kemper nicht aus der Ostsee gezogen hätte, wäre seine Frau nicht entführt worden. Und er wäre nicht hier. Er war nicht für die Taten anderer verantwortlich.
    »Lassen Sie mich für einen Moment allein, ja?«
    Benn nickte und trat in den Innenhof, während Johanna Grothe durch lautes Schimpfen zeigte, wie wütend sie über das angerichtete Chaos war.
    Die Kommissarin trat aus dem Wohnhaus wieder auf den Innenhof und kam mit federnden Schritten auf ihn zu.
    »Sauber. Niemand da. Vor dem Haus steht nur unser Wagen.«
    »Hat Wellens sie hier überrascht oder haben sie Wellens auf dem Weingut abgefangen und sind mit ihm hierhergefahren?«
    »Beides ist möglich. Im Haus haben sie auch gewütet. Alles durchwühlt. Eilig. So wirkt es jedenfalls. Aber es ist nicht so schlimm wie im Anbau. Mir kommt es so vor, als hätten sie zunächst nicht gewusst, wo sie suchen sollen.«
    »Bis sie den Anbau gefunden haben.«
    »Genau.«
    »Fragt sich nur, ob sie gefunden haben, was sie suchten.« Benn sah auf seine Armbanduhr, schaltete dann das Satellitenhandy an. »Aber vielleicht sollte ich das alles den Entführer fragen.«
    ****
    Duvall konnte sich nur noch mühsam beherrschen. Die Nacht steckte ihm in

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