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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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den Knochen, und die pochenden Kopfschmerzen zermürbten sein Nervenkostüm wie Rammen altersschwache Stadttore. Er konnte kaum klar denken.
    Dieser Benn Ziegler war in Frankreich und hatte Johanna Grothe ausfindig gemacht, von der er gestern noch behauptet hatte, sie wäre im Besitz der Unterlagen.
    Statt ihm aber nun den Fund zu melden, faselte er von unbekannten Verfolgern und davon, dass diese Johanna Grothe nicht wüsste, wo die Unterlagen wären.
    Und dann kam dieses Weib auch noch ans Telefon und verlangte, dass ihr Enkel ihr sagte, wo er die Unterlagen versteckt habe.
    »Ich rede nicht weiter mit Ihnen. Ich will nur mit Ziegler reden. Ich habe doch schon gesagt, dass Kemper frech geworden ist und ich ihm das Maul so poliert habe, dass er tagelang nicht sprechen kann. Das ist doch verständlich, oder?«
    »Dann werden wir die Unterlagen nicht finden.«
    »Also stirbt die Frau.«
    Es war ihm ernst. Todernst. Nach der letzten Nacht sowieso. Seit er aufgewacht war, spukte die Schmach unentwegt in seinem Kopf herum. Keinen Zentimeter würde er mehr nachgeben. Lieber sollte die ganze Sache mit einem blutigen Knall enden.
    »Wenn er nicht reden kann, dann kann er es doch aufschreiben und Sie sagen es mir.«
    Diese alte Frau war so furchtbar findig.
    Nein, konnte er nicht, dachte Duvall.
    »Ich will Ziegler sprechen! Ja, Ziegler, nicht Sie.«
    Duvall lief auf dem Platz vor der Baracke auf und ab.
    »Ziegler? Hören Sie gut zu. Ich werde keine Sekunde dazugeben. Sie sind morgen mit den Unterlagen hier. Wenn nicht, ist Ihre Frau tot. Sie weist mittlerweile ohnehin schon Abnutzungsspuren auf. Haben Sie das verstanden?«
    »Haben Sie sie angefasst?«
    Mit einem Schlag sah sich Duvall wieder vor der Frau stehen, getrieben und geschlagen vom Alkohol. Wütend knirschte er mit den Zähnen, suchte für einen Moment nach einer passenden Antwort.
    »Öfters. Was denken Sie denn?« Duvall grinste böse über seine doppeldeutige Antwort.
    »Ich will mit ihr reden!«
    »Wozu? Sie weiß nicht, wo die Unterlagen sind.«
    »Ich will sie sprechen, verdammt noch mal!«
    Duvall nahm den Hörer vom Ohr, als Ziegler voller Wut losbrüllte. Er überprüfte zufrieden grinsend den Akku, der nur noch wenige Gespräche durchhalten würde. Wenn der andere schrie, war das immer ein gutes Zeichen.
    »Das Leben ist kein Wunschkonzert. Schaffen Sie die Unterlagen hierher.« Er beendete das Gespräch.
    ****
    »Er hat aufgelegt«, sagte Benn und starrte auf das Telefon. Gedankenverloren glitt sein Blick über den Innenhof. In ihm wühlten die Worte des Entführers.
    Sie saßen zu dritt auf der Bank vor dem Anbau. Die Sonne wärmte ihre Gesichter, aber ihm war furchtbar kalt.
    »Ich rufe ihn noch einmal an und versuche es erneut.«
    »Wozu?« Johanna Grothe klatschte mit den Händen auf ihre Oberschenkel. »Ich sorge mich um meine Frau. Ich habe die Befürchtung, dass er ihr etwas getan hat. Er hat so eine zweideutige Bemerkung gemacht.«
    »Die haben Sie ja geradezu herausgefordert« Ela Stein sah Benn eindringlich an. »Jedes Ihrer Gespräche mit ihm ist doch ein kleiner Machtkampf. Und jedes Mal, wenn er das Gefühl hat, er wird in die Ecke gedrängt, wird er etwas sagen oder tun, um wieder die Oberhand zu gewinnen.«
    »Wenn er will, dass ich zu Kreuze krieche, anrufe, bettele, dann kann er das haben. Wenn es seinen Zweck erfüllt ... Ich rufe ihn noch einmal an. Er muss doch irgendwann begreifen, dass wir ohne Kemper die Unterlagen nicht finden. Er schadet sich mit seiner Sturheit doch selbst.«
    »Ich habe eine andere Meinung. Er wird uns nicht helfen. Er kann uns nicht helfen. Mein Enkel ist tot oder nicht in seiner Gewalt.« Johanna Grothes Stimme ließ keinen Zweifel an dem, was sie aussprach. »Andernfalls hätten wir schon längst erfahren, wo die Unterlagen versteckt sind.«
    »Diese Vermutung habe ich auch schon geäußert. Ganz zu Anfang«, sagte Ela Stein. »Er hat damals schon so seltsam reagiert.«
    »Ihre Schlauheiten helfen uns auch nicht weiter«, explodierte Benn, der sich wie ein Dampfkessel unter Überdruck fühlte. »Sie hätten besser auf Kemper hören sollen, als er damals meinte, beobachtet zu werden. Sie haben es vermasselt. Sie sind diejenige, die nichts bemerkt und damit erst den Weg frei gemacht hat für das, was dann passiert ist.«
    »Vorwürfe helfen uns nicht«, mischte sich Johanna Grothe ein.
    »Sie stehen ihr bei? Fassen Sie sich an Ihre eigene Nase. Sie verweigern die Antworten auf meine Fragen. Dabei sind Sie

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