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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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die beiden Beamten ausfindig gemacht, die mit Schlüsseln den Tresor der Bank auch mechanisch öffnen konnten.
    Vor Hagen mündete eine gähnend leere Straße von rechts auf die Hauptstraße. Eine dunkle Limousine parkte ein paar Meter die Straße hinauf. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten einmal auf.
    Hagen starrte irritiert auf den Wagen, ging mehrere Schritte auf ihn zu, bis er begriff, dass das Team im Fahrzeug ihm nur ein beruhigendes Zeichen hatte geben wollen.
    Zweihundert Meter vor ihm sah er den Bahnübergang. Er lief weiter auf dem asphaltierten Radweg neben der Straße und wünschte, dass die Übergabe schnell vorüber war. Dann musst du schneller laufen, sagte er sich und beschleunigte seine Schritte.
    Fünfzig Meter vor dem Bahnübergang blieb Hagen vor einem Landgasthof mit mächtigen Lindenstämmen stehen. Auf dem Gehweg war eine Staffelei mit einer Schiefertafel aufgestellt, auf der der Landgasthof für seine Wildspezialitäten warb. Die Kreideschrift war durch den Regen in weißliche Schlieren zerronnen.
    Auf der anderen Seite der Straße führte eine Abbiegung auf den Bahnhofsvorplatz, der zu den Schienen hin von einem schieferverkleideten Gebäude begrenzt wurde. Die Tür des kleinen Kiosks im Erdgeschoss hing schräg in den Angeln.
    Zum Bahnübergang hin schloss sich ein überdachter Fahrradständer an. Am hinteren Teil des kleinen Platzes lagen Parkbuchten.
    Vor dem Bahnhofsgebäude stand ein LKW, der ihm seltsam altertümlich vorkam. Die hochgezogene und oben abgerundete Motorhaube unter der zurückgesetzten und eher niedrigen Windschutzscheibe der Fahrerkabine erinnerte ihn an eine platt gedrückte Nase unter einer niedrigen Stirn.
    Hinter der Fahrerkabine war ein Reserverad befestigt, und die Ladefläche bestand aus einem metallenen Containeraufbau. Der ganze Wagen war in sattem Blau lackiert. Auf dem dunklen Untergrund prangten drei große, weiße Buchstaben: THW.
    Technisches Hilfswerk.
    Das Standbein des deutschen Katastrophenschutzes, dachte Hagen. Die waren jetzt überall unterwegs, versuchten zu helfen, wo es nur ging. Wie die Feuerwehren, wie die Sozialdienste. Sie alle waren im Einsatz, oft genug zufällig und auf sich allein gestellt, weil die Kommunikation zusammengebrochen war.
    Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte er das Motorrad, das aufgebockt neben einem gläsernen Hinweiskasten vor dem Gebäude stand. Neben dem Motorrad lag ein großes Bündel. Hagen schien es, als bewege sich das Bündel in unregelmäßigen Abständen.
    Plötzlich sah Hagen den Mann.
    Er stand wie hingezaubert neben einem großen hölzernen Hinweisschild, an dem ein Ortsplan befestigt war.
    Der Mann deutete in Richtung des Platzes. Dabei legte er den Zeigefinger seiner linken Hand immer wieder auf seinen Mund, bis Hagen nickte und langsam vom Radweg auf die Straße trat.
    Der Unbekannte setzte einen Feldstecher an die Augen und spähte die Straße hinunter in die Richtung, aus der Hagen gekommen war.
    Wieder winkte der Unbekannte. Hagen überquerte die Straße. Nach links führten zwei weitere Straßen, die durch eine Buschreihe von der Hauptstraße aus nicht einzusehen waren, vom Platz weg.
    Hagen drehte sich unsicher um. Der Fremde stand immer noch mit dem Feldstecher neben dem Hinweisschild und beobachtete die Straße.
    Dann rannte der Mann auf den Platz zu und winkte. Hagen ging weiter, näherte sich dem LKW des Technischen Hilfswerks. Neben dem LKW stand ein weiteres Motorrad.
    Damit will er flüchten, dachte Hagen und vermutete, dass Kempers Entführer das Motorrad im Containeraufbau des LKWs transportiert hatte.
    Das Gesicht des Fremden wirkte ernst und entschlossen. Seine Augen waren ständig in Bewegung. Hagen sah unsicher auf den gefesselten Polizisten, der wenige Schritte entfernt auf dem Gehweg lag.
    »Die Hände hoch und gegen den Wagen lehnen. Beine zurück und weit auseinander. Noch weiter, noch weiter!«
    Der Fremde sprach ein gebrochenes Deutsch mit starkem französischen Akzent.
    Hagen schob die Beine immer weiter nach hinten, bis er schon befürchtete, er würde fallen. Er blickte nach unten und sah den linken Fuß des Fremden an seinem rechten Fuß.
    Nacheinander musste Hagen beide Hände kurz vom Fahrerhaus nehmen, damit der Fremde ihm den Rucksack von der Schulter streifen konnte.
    Dann sah Hagen, wie der Fuß des Fremden verschwand.
    »Nicht bewegen!«, fauchte der Fremde, als Hagen den Kopf in den Nacken warf und leicht drehte. Hagen sah, wie der Mann den Rucksack

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