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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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ertappe mich dabei, dass ich das Gemüse lieber im Geschäft kaufe, als es im Garten auszugraben.«
    »Ich finde es einfach traumhaft«, sagte Ela Stein.
    »Vielleicht sehe ich nur noch die Mühe, weil der Anblick so selbstverständlich für mich ist.« Johanna Grothe deutete auf den Seitenanbau und sah Benn an. »Sie machen schon einmal die Tür auf. Der Schlüssel liegt unter dem Blumentopf da.« Sie setzte sich auf die Bank. »Gehen Sie ruhig hinein, schauen Sie sich ein wenig um. Ich muss kurz verschnaufen. Mir fällt das Laufen von Tag zu Tag schwerer.«
    »Wenn ich in Ihrem Alter noch so durch den Weinberg marschieren könnte, wäre ich froh«, entgegnete Benn und zog seine Jacke aus, weil ihm durch den Marsch warm geworden war.
    Er legte die Jacke auf die Bank und suchte dann den Schlüssel, um die Tür des Anbaus aufzuschließen.
    »Die Tür ist offen.«
    »Das kann nicht sein. Diese Tür schließe ich immer ab.«
    »Sie ist aber offen.«
    »Einen Moment noch«, erwiderte Johanna Grothe matt. »Gehen Sie doch einfach hinein.«
    Benn zog die Tür auf und trat in den halbdunklen Anbau, der aus einem einzigen Raum bestand. Überall an den Wänden standen einfache Holzregale, die normalerweise mit Zeitschriften, Büchern und Aktenordnern gefüllt waren.
    Jetzt aber lag der größte Teil davon wild verstreut auf dem Boden, türmte sich zu Haufen, die Benn an kleine Scheiterhaufen denken ließen. Einzelne Regale waren umgerissen worden, andere etwa einen Meter über dem Boden gebrochen, so, als wären sie mit Tritten traktiert worden.
    Benn tastete beiderseits der Tür nach einem Lichtschalter, bis ihm sein Fehler auffiel. Er holte seine Taschenlampe aus der Jacke und leuchtete in den Raum.
    Im hinteren Teil, links von der Tür, sah er zwei Körper auf dem Boden. Der eine lag in der dunkelsten Ecke inmitten von Papieren und alten Aktenordnern.
    »Was für ein Chaos!«, entfuhr es Ela Stein, die hinter Benn trat.
    »Viel schlimmer«, sagte Benn und ging in die Ecke, blickte in starre Augen und leblose Gesichtszüge. Am Hals klaffte eine große Wunde. Der Blutstrom war an der einen Halsseite heruntergelaufen und hatte das Papier unter dem Kopf des Mannes rot durchtränkt.
    Benn kam das Gesicht bekannt vor. Er schob die Kleidung an den Unterarmen nach oben und sah die längs verlaufende Schnittwunde. Das war der Mann, der in Paris aus der Wohnung von Timo Moritz geflüchtet war.
    Ela Stein trat neben ihn und fluchte.
    Benn drehte sich zu ihr um. Vor einem Tisch saß der zweite Mann auf dem Boden, den Rücken gegen das Tischbein gelehnt. In der rechten Hand hielt er ein blutverschmiertes Messer.
    Ela Stein riss das Hemd im Brustbereich auf. Ein dunkelrot umrandetes Loch in der Herzgegend wurde sichtbar.
    Wellens, ihre Unterstützung aus der deutschen Botschaft, war tot.

Kapitel 44
    NAHE BERLIN
     
    Christoph Hagen fühlte sich so unwohl, wie noch nie in seinem Leben. Die Spannung, die ihn die Nacht über kaum hatte schlafen lassen, steigerte sich allmählich ins Unerträgliche.
    Gestern noch hatte er die Forderung, dass er das Geld übergeben sollte, bei den Besprechungen überspielt. Aber nun, da er auf der Rückbank der Limousine neben Berger saß, überkam ihn wahre Furcht.
    »Sie bringen sich nicht in Gefahr. Und wir bringen Sie auch nicht in Gefahr. Ihre Sicherheit geht vor. Verstanden?«
    Hagen nickte Jost Krüger, dem Einsatzleiter des Bundeskriminalamtes, zu. Krüger war der Chef von Ela Stein, der Kommissarin, die Benn Ziegler nach Paris begleitete. Krüger leitete die Einheit im Bundeskriminalamt, die für den Schutz von Forschungseinrichtungen zuständig war. Und da der Austausch mit dem Überfall auf das Max-Planck-Institut in Greifswald zusammenhing, war Krüger derjenige, dem Hagen nun vertrauen musste.
    »Wir haben alles getan, was man in dieser Situation tun kann. Alles, was wir an Männern freimachen konnten, ist auf den Beinen. Und die Jungs verstehen ihr Handwerk.«
    »Danke. Ich weiß.« Aber Krügers Worte beruhigten Hagen nicht.
    Auf der vorbereitenden Einsatzbesprechung am frühen Morgen hatte er mitbekommen, dass Männer des Berliner SEK den Einsatz absicherten. Normalerweise übernahm bei Einsätzen des Bundeskriminalamtes die GSG 9 als Teil der Bundespolizei die gefährlichen Aufgaben, aber aufgrund der katastrophalen Notlage im Land waren die Einheiten der GSG 9, die in St. Augustin bei Bonn stationiert waren, nicht verfügbar. Es brannte überall im Land.
    Berlin stellte dabei keine

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