Die Quelle
Energiequelle hat - und deshalb müssen wir darüber bestimmen. Zusammen mit unseren wirklichen Freunden. Deutschland zum Beispiel.«
»Dass Sie hier sind, zeigt mir eins: Sie haben Angst und wissen nicht weiter. Ihre Versuche, mir die Erfindung abzujagen, sind gescheitert. Und Ihre offizielle Version wird Ihnen keiner abnehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass ich und Ihre Forscher zum gleichen Zeitpunkt die Lösung der Kalten Fusion gefunden haben. Meine Unterlagen werden das beweisen.«
»Was wollen Sie denn tun?«, fragte der Kanzler plötzlich eiskalt.
»Niemand wird mich hindern können, mein Patent anzumelden.«
»Sie wissen, dass in den Vereinigten Staaten ...«
»Jaja«, unterbrach Kemper den Energieminister. »Keine Patentanmeldung zur Kalten Fusion seit 1992 mit dem Vorwand, dass dies mit den physikalischen Erkenntnissen nicht erklärbar ist.«
»Was halten Sie denn von dem Vorschlag, dass wir gemeinsam ... also Sie, die Vereinigten Staaten und Deutschland ...«
»Nachdem Sie mich vor ein paar Tagen noch entführen oder umbringen lassen wollten?«
»Das sagen Sie. Wir sagen etwas anderes. Und in der Zukunft können wir Sie schützen.«
»Sind Sie auch dieser Auffassung?« Kemper sah den Kanzler an. »Man muss ja fast glauben, dass Sie sich schon einig sind.«
»Sie wissen doch, wie es in Deutschland aussieht.«
»Der Stromausfall? Ja, der macht jedem klar, wie abhängig wir sind, nicht wahr?«
»Wir kennen inzwischen die Ursache für den Stromausfall.«
»Dann beheben Sie ihn doch.«
»Das können wir nur mit Hilfe unserer Freunde.« Der Kanzler nickte zu den Gästen hin. »Der Stromausfall wird durch einen Computervirus verursacht, der in den Netzen tobt. Wir bekommen ihn nicht in den Griff. Und mit jedem Tag nähern wir uns der Steinzeit.«
Der Kanzler schwieg bedeutungsvoll, aber Kemper ging nicht darauf ein, wartete auf weitere Erklärungen.
»Unsere Freunde haben ein Geschenk dabei.«
Kemper wandte den Kopf, als irgendein Gegenstand auf den Tisch fiel. Plötzlich lag auf der Tischmitte ein Computerstick. Wie der Einsatz bei einem Pokerspiel.
»Wir hatten auch so einen Virus in unseren Stromnetzen. Aber wir haben ihn rechtzeitig erkannt und unschädlich gemacht. Wenn es der gleiche Virus ist, dann ist auf diesem Stick unser Geschenk.«
Kempers Augen wanderten forschend über die Gesichter.
Er wird es sofort verstehen, dachte Hagen. Er hat doch selbst gesagt, dass bei dem Überfall in Greifswald das Licht ausfiel.
»Ich glaube fast ...« Kemper brach kopfschüttelnd ab.
»Unsere Freunde erwarten auch ein Geschenk«, sagte der Kanzler.
»Also Erpressung.«
»Politik. Kompromisse. Hilfe unter Freunden.«
»Und wenn ich nicht mitziehe?«
»Das können Sie nicht. Außerdem stünden Sie dann ganz allein da.«
»Ich werde mein Patent in Deutschland anmelden.«
»Wir werden Sie nicht unterstützen«, sagte der Kanzler.
»Dann eben ohne Sie.«
»Sie verkennen Ihre Situation«, erwiderte Sieber mit einem freudlosen Lächeln. »Wissen Sie überhaupt, was passiert, wenn Sie Ihr Patent hier in Deutschland anmelden?«
»Was dann ...«, ätzte Kemper zurück.
»Hagen hat es Ihnen noch nicht erklärt? Dann wird er es jetzt tun. Hagen.«
Hagen sah wütend zu Sieber. Man hatte ihn also dazu auserkoren, Kemper die unangenehmen Wahrheiten mitzuteilen. Das war bestimmt Siebers Idee.
Hagen sah unsicher zum Kanzler, doch der starrte mit düsterem Blick auf Kemper, um dann unmerklich zu nicken.
»Kennen Sie das ›Büro99‹ im Deutschen Patentamt?«, fragte Hagen.
»Nein.«
»An dieses Büro werden alle Patentanmeldungen geleitet, die ein Staatsgeheimnis enthalten können. Und Patente zur Kerntechnik, ob nun Kernspaltung oder Kernfusion, unterliegen generell der Geheimhaltung. Solche Patentanmeldungen werden an das Verteidigungsministerium und das Ministerium für Wirtschaft und Technologie geleitet. Von denen ergeht eine Geheimhaltungsanordnung. Eine ›order of secrecy‹, wie man so schön sagt.«
»Und die Folge ist, dass Sie ein Patent angemeldet haben, es aber nicht nutzen können, weil es eben der Geheimhaltung unterliegt.« Sieber starrte über den Tisch. »Zum Ausgleich wird der Staat Ihre Entschädigungszahlung festlegen. Die wird im Vergleich zu dem, was Ihnen der andere Vorschlag eröffnet, extrem gering sein. Das verspreche ich Ihnen schon jetzt. Und jedwede Anerkennung wird Ihnen verwehrt sein.«
»Das ist ungesetzlich.«
Hagen schüttelte ernst den Kopf.
»Nichts daran ist
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