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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Hause.
    Ela Stein war oft genug nachts unterwegs, kannte die eigentümliche Stille dieser Stunden.
    Doch in dieser Nacht hatte eine andere Stimmung Berlin erfasst. Die Stadt übte Verdunkelung. Ein schwarzes Laken lag über ihr, erstickte selbst die letzten Lichter in den Zufluchtstätten der Nachtschwärmer.
    Alles lag im Dunkeln.
    Die düsteren Häuserzeilen erschienen Ela Stein wie die bedrohlichen Mauern eines Gefängnisses, aus dem es kein Entrinnen gab. Die Straßen gehörten ihnen, außer einigen leeren Bussen der Nachtlinien zählte sie vier Scheinwerferpaare, die ihnen auf der Fahrt begegneten.
    Auch der Bürokomplex des Bundeskriminalamtes in Treptow war überwiegend in Dunkelheit gehüllt. Die hell erleuchteten Büroräume, in denen ihr Vorgesetzter Jost Krüger auf sie wartete, kamen ihr vor wie der Eintritt in eine andere Welt.
    »Hier ist also noch Schlaraffenland. Notstromaggregate? Ein Kaffee zum Wachwerden wäre schön.«
    »Immer forsch, was?«
    Holla, dachte Ela. Aufpassen. Ihr Teamleiter Jost Krüger war Mitte vierzig und bekannt für seine Stimmungsschwankungen. Seine jungenhafte Unschuldsmiene konnte sich unvermittelt in eine boshafte und gemeine Maske verwandeln. Allen war bekannt, dass er ehrgeizig war und schnell nach oben wollte. Der Einsatz am Vorabend hatte eigentlich seine Bewerbung um einen Abteilungsleiterposten untermauern sollen.
    »Tut mir leid, dass das gestern schiefgegangen ist. Ich weiß, dass wir jetzt die Bösen sind. Oder gibt es gute Nachrichten?«
    »Was sagt Ihnen der Name Rainer Kemper?«
    Rainer Kemper?
    Ela Stein wusste sofort, wen Krüger meinte. Sie sah diesen arroganten Jungdynamiker ganz genau vor sich. Mittelgroß, eher schmale Figur, dunkles, widerspenstiges Haar, unnachgiebig dreinblickende Augen, besserwisserisch.
    »Das ist der Kerl, der uns vor wenigen Wochen mit der Meldung genervt hat, er arbeite am Max-Planck-Institut für Plasmaforschung in Greifswald, habe  die  Erfindung schlechthin gemacht und werde deshalb verfolgt. Ich war im Institut. Auf Befehl von weiter oben! Sie waren damals im Urlaub. Mit nichts war er zufrieden. Ein Spinner!«
    Jost Krüger hielt ein paar Seiten Papier in der Hand.
    »Alles hier drin! Genau das, was Sie eben gesagt haben, steht auch in Ihren Berichten, die ich mir aus dem System gezogen habe.«
    »Schön, dass das noch klappt.« Ela Stein ärgerte sich über Krügers weiterhin aggressiven Ton. Es gab nichts, das diesen Ton rechtfertigte.
    »Erzählen Sie mir mehr über das, was Sie getan haben.«
    »Na ja - ich war mit Jansen dort. Wir haben Kemper ein paar Tage observiert, aber nichts feststellen können. Daraufhin haben wir ein paar Verhaltensregeln durchgesprochen für den Fall, dass er sich wieder beobachtet fühlt. Wie man das so macht bei Leuten, die unter Paranoia leiden.«
    »Der Abteilungsleiter hat mich damals abgewatscht, weil er selbst von weiter oben angepöbelt wurde.«
    »Davon weiß ich nichts!«, sagte Ela Stein.
    »Das habe ich Ihnen auch nicht erzählt! Es gehört nämlich zu meinen Aufgaben, Sie zu schützen, die Birne hinzuhalten, wenn die Schläge kommen!«
    Die Kommissarin musterte Krüger überrascht. »Das haben Sie getan?«
    Krüger wischte ihre Frage mit einer Handbewegung weg.
    »Sie haben damals vollkommen richtig gehandelt, wenn ich Ihrem Bericht glauben darf. Observation, keine Auffälligkeiten, Ende! Aber dieser Kemper hat Freunde mit Einfluss.«
    Ela schwieg verblüfft. Krüger hatte für sie den Kopf hingehalten, sich ganz anders verhalten, als sie es erwartet hatte. Aber warum dann jetzt diese Lästerei?
    »Sie haben damals wirklich nichts bemerkt?«
    Ela dachte nach. Sie war nach ihrem Wechsel in die polizeiliche Spionageabwehr des Bundeskriminalamtes für ein paar Wochen ins Ausland geschickt worden, hatte in Frankreich und in den USA Kontakte geknüpft, sich beim FBI fortbilden dürfen, und ihre Sprachkenntnisse aufgefrischt. Der Check in Greifswald war nach der Rückkehr von der Marinebasis Quantico in Virginia, auf der die FBI-Akademie untergebracht war, einer ihrer ersten Aufträge gewesen.
    Ela Stein schüttelte den Kopf. »Da war nichts. Kemper hat von einem riesigen Mann gesprochen, der ihm mehrfach aufgefallen war - aber da war nichts.«
    »Mädel, bei deiner Vorgeschichte musst du dreimal so vorsichtig sein wie andere.« Ela Stein öffnete protestierend den Mund, aber Krüger schüttelte nur den Kopf. »Ich bin noch nicht am Ende. Wir beide lassen die alten Geschichten ruhen. Ich

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