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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Buckel der Antenne war deutlich zu sehen. Ein Satellitenhandy. Das Überlebensmittel für Out-door-Freaks.
    Warum Victor das Handy eingesteckt hatte, war Duvall sofort klar. Die vielen kleinen Steinchen auf dem Gehäuse waren Diamantensplitter.
    »Hier. Ein paar Anrufe. Stumm geschaltet.« Mit fahrigen Bewegungen glitten Rotters Finger über die Tasten.
    »Stop.« Duvall musterte das Display. »Der Akku ist fast leer.« Er drehte sich zu Victor. »Idiot.«
    »Ich habe es in der Eile einfach nur eingesteckt. Seid doch froh, dass ich es nicht ausgeschaltet habe. Oder kennt jemand den Code? Ich kenne ihn nicht.« Victor kletterte trotzig wieder in den Wagen.
    Fluchend wandte sich Duvall um. Rotter war schon ein paar Schritte zur Seite gegangen, wartete auf eine Verbindung.
    ****
    »Alle Netze sind nach und nach zusammengebrochen«, wurde Hagen im Lagezentrum des Bundeskanzleramtes vom Wachhabenden informiert. »An der einen Stelle früher, an der anderen etwas später. Auch der Behördenfunk ist davon betroffen. Es wird von Minute zu Minute schlimmer. Wir erreichen nur noch wenige Dienststellen. Wir haben den Punkt erreicht, wo notstromabgesicherter Funkverkehr und direkte Verbindungen zwischen Satellitentelefonen die einzigen Kommunikationskanäle sind.«
    »So weit sind wir schon?«, fragte Hagen.
    »Die Telefonnetze brechen nach vier bis sechs Stunden Stromausfall zusammen«, erwiderte der Wachhabende ruhig. »Je nachdem, wie lange die Notstromversorgung ausgelegt ist. Bei den Handynetzen fallen die kleinen Funkzellen früher aus als die Knotenpunkte, weil diese in der Regel etwas länger gegen Stromausfall abgesichert sind. Und wenn nur ein Gesprächsteilnehmer über Satellitentelefon spricht, hilft das auch nicht. Die Anrufe von Satellitenhandys werden in die normalen Netze über zentrale Verteiler eingesteuert, die für einige Tage mit Notstrom abgesichert sind. Doch da die Unterverteilungen der normalen Netze, wie schon gesagt, in der Regel nur für vier bis sechs Stunden Stromausfall ausgelegt sind, hilft ein Satellitentelefon dann auch nicht mehr.«
    »Wie hat mich mein Anrufer dann erreicht?«
    »Entweder hat er Sie gerade noch rechtzeitig vor dem Zusammenbrechen der Netze erreicht, oder Sie beide haben über Satellit miteinander gesprochen.«
    »Ich habe ein ganz normales Handy, kein Satellitentelefon«, erwiderte Hagen.
    »Dann hatten Sie tatsächlich Glück.«
    »Das heißt, ich erreiche ihn nicht mehr?«
    »Nur über Satellitenverbindung.«
    Hagen nickte verstehend. »Dann brauche ich ein Satellitenhandy. Haben Sie so etwas hier?«
    Er erinnerte sich an eine Geschichte, die Kemper bei einem ihrer wenigen Gespräche bei einem guten Rotwein erzählt hatte. Kemper war vor Jahren mit einem Studienfreund bei einer riskanten Bergtour in den Rocky Mountains fast zu Tode gekommen. Die beiden waren beinahe von einer Lawine begraben worden, und Kempers Freund hatte mit seinem Satellitentelefon den rettenden Hilferuf absetzen können. »Ich habe meine Lehre daraus gezogen. Nie mehr ohne Satellitenhandy«, hatte Kemper seine Geschichte beendet.
    »Ich kann eigentlich keins entbehren«, meinte der Wachhabende und riss Hagen aus seinen Gedanken.
    »Ich bringe es wieder. Ich telefoniere vom Büro aus. Ich muss erst die Telefonnummer raussuchen.«

Kapitel 8
    N ÄCHTLICHE  O STSEE
     
    »Von mir aus können wir auch nach Wieck fahren«, sagte Benn. Kemper hatte einen Anruf erhalten und schien seitdem in einer deutlich besseren Verfassung als zuvor. »Allerdings bin ich der Meinung, Sie sollten sich schleunigst von einem Arzt untersuchen lassen. Wir sind nicht mehr weit von Rügen entfernt.«
    Benn hielt die Jacht weiterhin auf Kurs. Er hatte Francesca vorgeschlagen, dass sie sich ein paar Minuten hinlegen und ausruhen sollte. Das hätte ihm die Gelegenheit gegeben, mit Kemper Klartext zu reden. Aber Francesca hatte behauptet, sie sei nicht müde, und stand weiter neben ihm.
    »Mir geht es schon wieder ganz gut. Ich glaube, ich halte bis Wieck durch.«
    Benn musterte Kemper, der bereits über so viel Kraft verfügte, dass er bei ihnen am Steuerstand ausharrte, statt in der Koje zu liegen.
    »Warum Wieck? Das gehört zu Greifswald ... ganz am Ende des Bodden. Haben Sie dort ihre Kajakfahrt gestartet?«
    »Was machen Sie beide eigentlich, wenn Sie nicht gerade Typen wie mich aus der Ostsee fischen?«, erwiderte Kemper, ohne auf die Frage einzugehen. In seinen Augen blitzte misstrauische Neugier.
    Der Mistkerl spielt mit

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