Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
Ach ja - ich vergaß Ihre geheimnisvollen Telefonate.«
    »Machen Sie sich ruhig lustig!«
    Benn überlegte, ob Kempers Information stimmte. Stromausfall in ganz Europa? Konnte es das geben?
    Er erinnerte sich an Berichte über Stromausfälle in den USA, die weite Landstriche betroffen hatten. Ganz Italien ... oder Teile von Deutschland, Frankreich und Italien. Das war auch schon passiert, wenn er sich richtig erinnerte. Aber ganz Europa?
    Er dachte an die Nacht zurück. Ohne Strom konnten die Funkstationen nicht arbeiten. Das würde erklären, warum sein Handy nicht funktionierte. Warum aber hatte Kemper telefonieren können? Dann fiel ihm ein, dass Kemper ein Satellitentelefon benutzte. Und wenn der Gesprächspartner ebenfalls eins besaß ... Wieder ein kleines Rätsel gelöst.
    Benn kniff die Augen zusammen. Die Lichtkegel der Deckscheinwerfer tauchten die angestrahlten Teile der Molenmauer mit ihren Haken, Ringen und Metallleitern in helles Licht, während der nicht ausgeleuchtete Teil hinter einem Vorhang undurchsichtiger Schwärze verschwand.
    Gegen den grau melierten Himmel sah Benn rechter Hand am Übergang des Deiches zur Mole die Umrisse eines Panoramarestaurants mit einer Aussichtsplattform. Und weiter flussaufwärts ankerten Boote, erkennbar nur als hellgraue Punkte, dicht an dicht an der Kaimauer, während hier am seeseitigen Ende ausreichend Platz zum Anlegen war.
    Sie standen zu dritt am Steuerstand. Kemper war nervös, unruhig trat er von einem Bein auf das andere. In den letzten Minuten war er mehrmals zur Toilette gerannt.
    Benn sah auf die Uhr. Sechs Uhr. In gut einer Stunde war Sonnenaufgang. Der Tag begann erst.
    Für Benn war Kempers Anspannung das Zeichen, dass hier tatsächlich etwas passieren würde. Ob es das war, was Kemper behauptet hatte, war die spannende Frage. Benn hatte nicht vergessen, was Kemper gesagt hatte: Die Polizei würde hier auf ihn warten. Aber wenn er dessen Unruhe richtig deutete, war Kemper selbst nicht davon überzeugt. Oder er hatte gelogen.
    »Das sind sie!«, rief Kemper plötzlich.
    Auf der Mole tanzten zwei Lichtkegel heran, wanderten weiter im Rhythmus eiliger Schritte. Die Lichtkegel stoppten am Molenrand, erfassten dann das Boot, strichen über das Deck.
    Ein Schemen rollte die Mole entlang, und einen Moment später durchzuckte ein rotierendes Blaulicht die Dunkelheit.
    »Na also. Die Polizei!« Kempers Stimme klang sichtlich erleichtert.
    Er war sich nicht sicher, dachte Benn und entspannte sich. Er nahm noch mehr Gas weg und steuerte das Boot vorsichtig längs zur Mole, hielt es mit kleinen Ruderbewegungen in Position.
    Francesca eilte ans Heck und befestigte im Schein der von der Mole herabstrahlenden Polizeilampen die Achterleine. Dann kletterte sie zum Bug und verknotete auch dort die Leine an einem Haken in der Molenwand.
    »Na, dieser Teil Ihrer Geschichte stimmt ja wenigstens ...«
    Benn sah Francescas Handzeichen, dass das Boot vertäut war, und schaltete den Motor aus.
    »Sie sollten es sich mit mir nicht verderben.«
    Benn drehte langsam den Kopf. Kempers Finger huschten über die Tastatur seines Handys. Als er es wegsteckte, funkelten seine Augen, als habe sich in diesem Moment alles, aber auch alles geändert.
    »Sie vergessen mal lieber nicht, wer Sie aus dem Wasser gezogen hat, ja? Sie verstehen, was ich meine? Und nun hoch. Dann hat es endlich ein Ende. Ich will mit meiner Frau noch nach Bornholm.«
    Benn nickte in Richtung des Hecks und kletterte hinter Kemper, der sich wortlos abgedreht hatte, die Eisenstiege hinauf auf die Mole.
    Francesca stand schon auf der Mole und wartete neben zwei Polizisten, die ihre Stablampen auf die Eisenstiege richteten und die beiden heraufkletternden Männer beobachteten.
    »Ich bin Rainer Kemper!«, hörte Benn den jungen Wissenschaftler mit forscher Stimme sagen, als dessen Fuß vor ihm über dem Molenrand verschwand.
    ****
    »Wir sind gleich da!«
    Ela Stein öffnete die Augen, als Peer Vogt mit seiner dunklen, sanften Stimme die Worte ein zweites Mal wiederholte.
    »Warum weckst du mich jetzt schon? Du hättest mich auch dösen lassen können, bis wir tatsächlich da sind.«
    Das gleichmäßige Brummen der hohen Geschwindigkeit hatte sie irgendwann auf der nächtlichen Fahrt eindösen lassen.
    »Ich dachte, du willst dich vielleicht noch ein wenig in Schale werfen, bevor wir die Provinz aufmischen ... Lidschatten neu auftragen, Lippenstift nachziehen, vielleicht auch ein wenig Gesichtsmassage.«
    »Sehe ich so

Weitere Kostenlose Bücher