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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Eine zweite SMS. Er ahnte Übles und ärgerte sich, dass er nicht sofort beim Eintreten des Wachhabenden reagiert hatte.
    Nun war es zu spät. Arndt Fischer und auch Sieber beobachteten ihn interessiert.
    »Wann genau ist die SMS eingegangen?«
    »Vor einigen Minuten.« Die Gesichtsmuskeln des Wachhabenden zuckten. »Es ist eine seltsame SMS. ›Hagen, werde erneut überfallen. Tausend Dank. K.‹«

Kapitel 15
    GREIFSWALD
     
    Benn kam sich vor wie ein abgeschobener Bittsteller. Er saß allein in einem leeren Büro des Greifswalder Kriminalkommissariats und musste warten. Warten!
    Bisher hatte nur er Fragen beantwortet. Wenn er Fragen gestellt hatte, waren die Beamten ausgewichen. Die Ermittlungen seien in vollem Gange, man nehme das alles sehr ernst, Mann und Maus seien im Einsatz, und im Übrigen behindere der Stromausfall die Ermittlungen.
    Nichts über seine Frau, keine Andeutung, ob die Polizei vielleicht schon etwas wusste. Der kleinste Hinweis, aus dem er Trost oder Hoffnung ziehen könnte, hätte ihm schon gereicht, würde ihm Hoffnung geben und die Wellen der Verzweiflung brechen, die ihn immer wieder erfassten.
    Aber stattdessen spulten sie ihr Programm ab, schoben ihn beiseite wie einen lästigen Störenfried, dessen Anwesenheit alles nur noch komplizierter machte.
    So war es am Hafen bei der ersten Befragung gewesen, nachdem er aus seiner Ohnmacht erwacht war und ein Sanitäter seine Schrammen versorgt hatte, und so war es auch hier im Kommissariat abgelaufen, bevor sie ihn in dieses Büro gebracht hatten.
    Der Raum wurde offensichtlich nicht genutzt, denn die beiden Schreibtischplatten waren genauso leer wie die offenen Aktenschränke. Die ganze Ausstattung wirkte ramponiert, und der Bürostuhl quietschte jedes Mal, wenn er aufstand oder sich setzte.
    Er hatte den Stuhl neben die Tür gestellt, die er einen Spalt geöffnet hatte. So konnte er beobachten, was auf dem Flur passierte, und schnappte immer wieder Gesprächsfetzen auf.
    Er sprang auf und marschierte unruhig zum Fenster, stapfte zurück, ließ sich auf den Stuhl fallen, sprang wieder auf. Er war zur Untätigkeit verdammt. Nichts tun können, sich auf andere verlassen müssen ... nichts war schlimmer!
    Seine Gedanken kreisten unablässig um den Moment, als er dem Entführer hinterhergesprungen war. Immer wieder sah er sich mit der Waffe zielen, sah den Kopf des Entführers vor dem Lauf, dann das Gesicht seiner Frau. Hätte er doch schießen sollen?
    Die Erinnerung an die Sekunde, als er die Waffe gesenkt hatte, quälte ihn. Er hatte falsch entschieden. Er hatte Francescas Entführung nicht verhindert und machte sich Vorwürfe. Er wünschte sich, die Zeit zurückdrehen zu können, um es besser zu machen.
    Der Gedanke daran, was Francesca womöglich durchlitt, nahm ihn immer mehr gefangen, je länger er warten musste und zur Untätigkeit verdammt war.
    Auf dem Flur waren wieder Stimmen zu hören.
    Benn huschte zur Tür, setzte sich auf den Stuhl und starrte durch den Spalt. Auf dem Flur eilten Polizisten hin und her, riefen sich Hinweise zu, kommentierten bissig Anweisungen ihrer Chefs oder kolportierten die neuesten Gerüchte und Meldungen.
    Die Polizei förderte bei ihren Kontrollen allerlei Zwielichtiges zutage. An den Straßensperren waren zwei Wagen mit Diebesgut aus nächtlichen Einbrüchen entdeckt und ein Wagen mit Drogen gestoppt worden. Einen Truck mit afrikanischen Schwarzarbeitern hatte die Polizei nach einer wilden Verfolgungsjagd gestellt.
    Dienstfreie Beamte waren aus den Betten geholt worden mit dem Hinweis, sie sollten ihre Privatfahrzeuge und Motorräder mitbringen, weil die Streifenwagen nicht ausreichten, denn aufgrund des Stromausfalles mussten Nachrichten und Einsatzbefehle persönlich überbracht werden.
    Hilfe von außen gab es nicht. Weder die Polizeiabschnitte in Anklam und Stralsund waren zu erreichen noch die Beamten des Kriminaltechnischen Dienstes in Schwerin und Rostock.
    Das alles hatte Benn aufgeschnappt. Aber noch kein Wort über Francesca.
    Er konzentrierte sich auf die lauter werdenden Stimmen. Zwei Polizisten blieben vor der Tür stehen.
    »Der Notfunk bricht immer wieder zusammen. Wie soll man da arbeiten?«
    »Was regst du dich auf? In der Nacht ging doch gar nichts. Mich haben sie mit Funkwagen, Blaulicht und Sirene abgeholt. Meine Nachbarn haben mich gefragt, ob ich verhaftet werde. Da die Klingelanlage tot war, haben sie so lange die Sirene jaulen lassen, bis das ganze Haus wach war. Jetzt können wir

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