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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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lief ihm nur so am Körper herunter. Er starrte auf seine zittrigen Hände und nahm sie doch nicht wahr.
    Ächzend wälzte er sich auf die Seite und erbrach.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hockte er zunächst auf allen vieren, bis die elende Übelkeit etwas nachließ. Stechende Kopfschmerzen tobten durch sein Gehirn, und immer wieder reckte er den Kopf, suchte eine Position, die die Kopfschmerzen erträglicher machte.
    Der nächste Schwall Magensaft kündigte sich mit unkontrollierten Zuckungen seiner Bauchdecke an, dann hob sich sein Magen, und sein Mund wurde von dem inneren Druck aufgerissen. Ein Schwall gelblichen Gallensaftes spritzte auf seinen Schlafsack. Es stank fürchterlich, aber dafür ließen schlagartig die Kopfschmerzen nach.
    Duvall fiel zur Seite und blieb einfach liegen. Irgendwann öffnete er die Augen, und nach Minuten wurde sein verschwommener Blick klarer, konnte er endlich wieder Konturen wahrnehmen.
    Er lag auf der einen Seite des Barackenraumes und erinnerte sich, dass er, nachdem er seine Gefangene auf der anderen Seite festgebunden hatte, zur Feier des Tages eine der Wodkaflaschen geköpft hatte. Schnell und unkontrolliert hatte er gesoffen und dabei das Maß dessen, was er vertrug, weit überschritten.
    Albträume hatten ihn gepeinigt. An einen konnte er sich noch erinnern. Er war wieder bei seinem ersten Einsatz im Tschad. Überall nur Staub und Sand, dürre Büsche, vertrocknetes Land. Und dann diese unerträgliche Hitze, die einem die Kraft aus den Knochen saugte. Wie hier Menschen leben konnten, würde er nie verstehen. Er hörte wieder die Schreie der Frauen, Kinder und Männer, die im Feuerhagel der Rebellen und seiner Einheit starben.
    Sein Kommandant hatte nichts auf die Drohung der Rebellen gegeben, dass er alle Dorfbewohner bei einem Angriff als lebende Geiseln benutzen würde. In Duvalls Traum waren die Gräueltaten so real erschienen, als erlebe er die Schlächterei erneut.
    Es dauerte, bis sein umnebeltes Gehirn sich irgendwie orientierte.
    »Francesca!«, rief er mit krächzender Stimme.
    Aus der anderen Ecke des Raumes kam keine Antwort. Er rief wieder ihren Namen, diesmal bereits mit ärgerlichem Unterton. Schwankend stand er auf, knickte aber sofort ein und fiel zurück auf den Schlafsack, spürte Nässe an seinen Händen.
    Nässe.
    Auch sein Bauch und seine Oberschenkel waren nass.
    Langsam, unendlich langsam zog er sich im Sitzen seine Hose aus, dann die Unterwäsche.
    »Francesca!«
    Plötzlich übermannte ihn die Wut über seine Situation. Sie hatten ihn immer noch nicht abgeholt, er hockte in irgendeiner alten DDR-Militäranlage mit einer nutzlosen Geisel fest, während das Schwein Ferrand mit dem Goldesel abgehauen war.
    Voll unkontrolliertem Hass richtete er sich auf, trat die alten, brüchigen Stühle um, riss an lose herabhängenden Kabeln und stieß einen alten Steinzeitbildschirm von einem Tisch.
    Du hast mal wieder das schlechte Ende für dich, flüsterte ihm der übermächtige Teufel zu, der immer dann seine vernichtende Lebensrechnung aufmachte, wenn es ihm ohnehin schlecht ging.
    »Ich bin gerade dabei, mir meinen Teil zu holen«, erwiderte Duvall ohne Überzeugung.
    Nein, du bist schon wieder auf der Verliererstraße. Die Frau ist nichts wert. Niemand wird für sie zahlen. Den Goldklumpen hat dir Ferrand weggeschnappt.
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Genieße wenigstens eine kleine Freude. Du weißt, was ich meine. Sie ist eine Frau. Wie lange quälst du dich schon herum? Sie ist doch attraktiv. Ihre Brüste. Du hast sie doch schon so oft angestarrt, du hast dir vorgestellt, wie das wäre, wenn ...
    »Nein, habe ich nicht«, flüsterte Duvall.
    Oh doch. Gib es nur zu. Du hast ihr sogar unterschwellig damit gedroht. Überwinde deine Feigheit, zeig ihr endlich, wer hier das Sagen hat. Sie tanzt dir doch immer wieder auf der Nase herum.
    Duvall sah an sich herunter und zögerte.
    Bist du ein Mann oder ein Schlappschwanz?
    Duvall wankte durch den Raum.
    Er spürte seine schaukelnden Hoden.
    Sie war wach. Und sie beobachtete ihn.
    Er konnte es in der Finsternis natürlich nicht sehen, aber er wusste es.
    Sie war an den Händen gefesselt. Die Schnur führte von den gefesselten Händen zu einem eisernen Ring hoch oben in der Wand, den sie selbst stehend nicht erreichen konnte. Im Vergleich zum alten Versteck hatte er ihr insoweit eine Erleichterung gewährt, dass sie trotz der Fesselung aufstehen konnte, wenn sie es

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