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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Mutter heraus. Er schaute darauf: Es war überhaupt kein Kreuz. Es war ein Schwert. Sie hatte es immer um den Hals getragen, solange Julian zurückdenken konnte; selbst in seinen frühesten Kindertagen war es da gewesen. Vor nicht einmal zwei Stunden hatte er es ihr mit Gewalt vom Hals gerissen.
    Als er es jetzt genauer betrachtete, fiel ihm die Klinge des Schwertes auf: Die Spitze passte perfekt in das Schloss der Schatulle. All die Jahre hatte seine Mutter dieses Schmuckstück getragen – wie Julian geglaubt hatte, als Zeichen ihres Glaubens. Aber wer die Schatulle besaß, der konnte erkennen, dass es in Wahrheit ein Schlüssel war. Der Schlüssel, mit dem man das Geheimnis lüften konnte, das nun vor ihm stand.
    »Sie haben zehn Sekunden, um Ihren Frieden mit Gott zu machen«, sagte Raechen.
    Julian hielt das Miniaturschwert ganz fest, als könne es ihn irgendwie aus diesem Horror befreien. Doch es gab keinen Ausweg. Er spürte das kalte Metall der Waffenmündungen und starrte auf das Aufgebot an Wachen, deren Gewehre auf Raechen zielten. Doch es war eine sinnlose Geste, die nicht verhindern konnte, was unvermeidbar war: den Tod.
    Der Schmerz über all die unbeantworteten Fragen erfasste Julian. Er würde sterben, ohne den wahren Inhalt der Schatulle zu kennen, ohne ihr Geheimnis ergründet zu haben, das Iwan der Schreckliche verborgen hatte, das seine europäischen Ahnen vor ihm versteckt hatten, sodass es für das kollektive Bewusstsein der Menschheit verschollen gewesen war. Julian würden die Antworten versagt bleiben, nach denen er gesucht hatte. War es wirklich das ewige Leben, wie die Legende verhieß, oder war es Tod, wie so viele gewarnt hatten? Würde Gott sich offenbaren, würde sein Flüstern zu hören sein, oder würde die Schatulle den Tod in seiner schlimmsten und schmerzhaftesten Form verbreiten?
    Und im nächsten Moment, ohne nachzudenken – so, als hätte sein Körper jede Verbindung zu seinem Verstand verloren –, steckte Julian den Schlüssel ins Schloss der Schatulle. Er hatte keine andere Wahl; er musste seine Neugier stillen, musste erleben, wie die Schatulle ihm ihre Wahrheit offenbarte. Falls sie wirklich den Tod enthielt, spielte es keine Rolle mehr, denn er starb ja sowieso. Aber das Leben seines Mörders endete dann ebenfalls.
    Er drehte den Schlüssel.
    Das Schloss klickte.
    Julian hob den Deckel vom Baum des Lebens.

68.
    M ichael rannte neben der Auffahrt auf die Villa zu. Die Limousinen standen verlassen da; es war keine Patrouille zu sehen, und vor dem Haupteingang des riesigen Hauses waren keine Wachen postiert. Es war, als hätten alle sich in Luft aufgelöst, als wäre alles in Ordnung mit der Welt, und als wäre es nicht mehr erforderlich, Julian zu beschützen.
    »Wo sind die alle hin?«, fragte Busch, als er Michael einholte. Susan und Stephen blieben neben ihnen stehen. Simon bildete das Schlusslicht. Sie standen am Rand der Gartenanlage, starrten auf das ehemalige Heim eines Königs, das ehemalige Kloster, das man umgebaut und so beleuchtet hatte, dass es förmlich in die Welt hinausschreien konnte, wie groß die Macht des Mannes war, der hier wohnte. Doch hatte dieser Mann, der über so großen Wohlstand und eine so große Befehlsgewalt verfügte, plötzlich keinen Schutz mehr: Michael drehte sich in alle Richtungen, aber das Gelände war menschenleer.
    »Irgendwas ist hier faul«, sagte er.
    Im gleichen Moment begann die Erde zu beben. Schüsse fielen aus den Fenstern. Die Dunkelheit wurde plötzlich erhellt vom Feuer aus mehr als vierzig Waffen. Der Lärm zerfetzte ihnen fast die Trommelfelle und schürte Furcht und Verwirrung. Sie reagierten nur noch instinktiv, rannten los, um Deckung zu suchen, versteckten sich hinter Bäumen und Felsen, Autos und Lastwagen.
    Simon bezog Stellung hinter einer Baumreihe. Zwanzig Meter weiter lagen Susan und Stephen hinter einem Felsen; Susan untersuchte Stephens Schulter. Dadurch, dass er den Hügel hinaufgerannt war, hatte sich der Blutfluss verstärkt, die Verletzung verschlimmert. Susan riss Stephen den Hemdsärmel vom blutüberströmten Arm und fertigte daraus einen provisorischen Verband. Sie benutzte Stephens Gürtel, um den Arm abzubinden, und deckte die Wunde ab, bandagierte ihn und zog den Verband so fest, dass die Schulter ruhiggestellt war.
    Die Kugeln sirrten ihnen weiterhin um die Ohren. Simon sah, wie Michael versuchte, sich zwischen den Bäumen zu ihm durchzuschlagen; daraufhin fing Simon selbst an zu schießen, um

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