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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Fabel. Dieser Gegenstand war über Jahrtausende hinweg verschollen, und nun stand er vor ihm, in diesem Augenblick …
    Das Labor war zerstört, aber man konnte es neu aufbauen. Es würde nicht lange dauern; die technischen Daten und der Bauplan lagen ja vor. Einen Monat, wenn es hochkam. Er, Julian, würde keine Kosten und Mühen scheuen, um eine Einrichtung zu bauen, die das Geheimnis, das nun vor ihm stand, zu ergründen vermochte.
    Julian schaute auf das Schloss. Es war anders als die Schlösser der anderen Schatullen: Es hatte keinen simplen Schlitz, sondern war rund, und darüber befand sich ein perfektes X. Es sah irgendwie vertraut aus, aber Julian wollte nicht einfallen, wo er es schon einmal gesehen hatte.
    Er war völlig in Gedanken versunken, als plötzlich die Wachen in den Raum stürmten, fünfzehn Mann, mit gezückten Waffen, die sie auf ihn richteten. Julian lächelte. Dann aber fiel ihm auf, dass die Mienen der Männer todernst blieben. Furcht erfasste ihn, die aber rasch von Zorn verdrängt wurde. »Was erlaubt ihr euch?«, brüllte er.
    Niemand antwortete. Alle Wachmänner standen da, die Gewehre angelegt, die Finger am Abzug. Mit zusammengepressten Lippen zielten sie auf Julian, bereit, jede Sekunde zu feuern.
    Julian starrte die Männer an, zornig und verwirrt zugleich. Was sollte das?
    Im nächsten Moment spürte er eine Präsenz, lautlos, ganz nah. Und da begriff er, dass die Wachen gar nicht auf ihn zielten. Langsam blickte er hinter sich und sah einen hochgewachsenen Mann, dessen Augen vor Zorn blitzten und der mit zwei Pistolen dastand, die nur Zentimeter von Julians Kopf entfernt waren.
    Plötzlich bekam Julian keine Luft mehr. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Mann ins Zimmer eingedrungen war. Julian saß in der Falle, genau zwischen einem Killer und fünfzehn Wachmännern, deren Finger am Abzug ihrer Waffen zuckten. Panik überfiel Julian. Er umklammerte die Schatulle und versuchte, klar zu denken.
    »Machen Sie sich eines bewusst.« Die Stimme des Mannes hörte sich Russisch an und erklang nur Zentimeter neben seinem Ohr. »Wenn Ihre Männer auf mich schießen, werde ich aus beiden Waffen auf Sie feuern.«
    »Raechen?«, fragte Julian, dem plötzlich klar wurde, mit wem er es zu tun hatte.
    »Sehr gut. Sie wissen also, was Sie dem Teufel antworten müssen, wenn er wissen will, wer Sie ihm schickt.«
    Julian saß da, die Schatulle immer noch in den Händen. Ihre goldene Hülle schimmerte. Er starrte darauf und fragte sich, was wirklich in ihrem Inneren verborgen war. Hätte der Inhalt ihn retten können? Julian wusste, dass die Antwort auf diese Frage ihm nun auf ewig versagt bleiben würde. Dabei war er seinem Ziel so nahe …
    »Mein Sohn ist tot«, saget Raechen. »Diese falsche Hoffnung hat mit Ihnen ihren Anfang genommen, und sie wird mit Ihnen enden.«
    Julian wusste, er konnte nicht fliehen. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er versuchte, seine Hände unter Kontrolle zu bringen, aber das Zittern wollte nicht aufhören. Eine Furcht wie in diesen Augenblicken hatte Julian das letzte Mal verspürt, als er ein kleiner Junge gewesen war. Damals hatte die Grausamkeit der anderen Kindern einen Anfall bei ihm ausgelöst, hatte ihm die Luft aus der Lunge gerissen, und Finsternis hatte ihn umhüllt. Julian erinnerte sich mit einer Deutlichkeit daran, als wäre es gestern gewesen. Er war an jenem Tag gestorben, und die anderen Kinder hatten dabei zugeschaut. Er hatte panische Angst gehabt vor der Leere, vor dem Nichts, das sich vor ihm auftat – bis er plötzlich zurückgerissen worden war ins Leben und sein Bewusstsein wiedererlangt hatte.
    Nach diesem schrecklichen Erlebnis hatte Julian sich auf die Suche nach dem ewigen Leben begeben und hatte vor nichts Halt gemacht, um den Schlüssel zur Ewigkeit zu finden. Er war Mythen und Legenden nachgejagt, doch alle hatten sich als Märchen erwiesen.
    Alle bis auf eine, die er jetzt in Händen hielt.
    Die Schatulle.
    Als er spürte, wie die beiden Pistolenmündungen sich gegen seine Schläfen pressten, wurde er von nackter Verzweiflung erfasst. Sein Verstand raste, um eine Lösung zu finden, eine Antwort auf die Frage, wie er dieser tödlichen Bedrohung vielleicht doch noch entgehen konnte, die ihn daran hinderte, den Augenblick seines größten Triumphes auszukosten.
    Und da erinnerte er sich plötzlich, wo er den Verschluss der Schatulle schon einmal gesehen hatte. Er griff in seine Brusttasche und zog die Halskette mit dem Kreuz seiner

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