Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
wissen.
Ich hoffe, dass Sie beide Gemeinsamkeiten finden, auf denen Sie eine Beziehung aufbauen können. Keiner von Ihnen kann die Leere füllen, die der andere durchlebt, aber ich hoffe, Sie beide können ein gegenseitiges Verstehen entwickeln, denn es gibt kein stärkeres Band als das zwischen einem Vater und seinem Sohn.
Mit herzlichen Grüßen,
Genevieve Zivera
Michael wandte sich Susan zu. »Wo hat Stephen das her?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Susan.
»Wissen Sie, wann er es bekommen hat? Erst vor kurzer Zeit?«
»Ich hatte es bis eben noch nie gesehen, er hat es mir gegenüber nie erwähnt. Wieso? Was ist los?«
Busch sah die Anspannung auf Michaels Zügen. Er ging zu seinem Freund, hockte sich vor ihn und sah ihm fest in die Augen. »Michael, was ist? Wer ist dieser Kelley?«
Mit äußerst gemischten Gefühlen schaute Michael Busch an und meinte schließlich: »Er ist mein Vater.«
Michael hätte nicht sagen können, wer mehr aus der Fassung geriet, Busch oder Susan. Beide waren sprachlos und ließen einen Moment auf sich einwirken, was Michael gesagt hatte. Dann prasselten ihre Fragen auf ihn nieder:
»Wie kann er Ihr Vater sein?«, wollte Susan wissen.
»Warum hat man ihn entführt?«, fragte Busch.
»Verlangen die Leute Lösegeld?«, fragte Susan.
Michael nickte. »Denen schwebt ein ganz spezielles Lösegeld vor.«
Die Fragerei ging weiter, aber Michael hörte nicht mehr hin, sondern schaute auf die Kassette, die vor ihm auf dem Tisch stand. Deshalb war Genevieve auf dem Weg zu ihm gewesen und hatte Stephen Kelleys Karte in der Handtasche gehabt; deshalb hatte sie sich in Boston einen Mietwagen genommen. Das hier war der unwiderlegbare Beweis, dass sie am Leben war.
Michael fürchtete sich vor den Antworten, die sich in dieser Kassette befanden, die Genevieve aus Angst nicht hatte behalten wollen und deshalb ihm zukommen ließ. Doch er wagte es nicht, die Kassette in Anwesenheit Buschs und Susans zu öffnen.
»Passt auf, ich erzähle euch, was ich weiß«, sagte er stattdessen und lehnte sich zurück in das geblümte Sofa. »Stephen Kelley wurde von einem Mann namens Julian Zivera entführt.«
Busch hob fragend die Augenbrauen.
»Und das Lösegeld – genauer gesagt, der Preis, den man für ihn verlangt, ist eine antike Schatulle, die sich in Russland befindet.«
»Russland?«, wiederholte Susan verwirrt.
»Zivera? Wie Genevieve Zivera?«, entfuhr es Busch.
Michael nickte.
Busch schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Das ist doch alles Blödsinn.«
Michael schaute Busch an. »Genevieve ist Julians Mutter.«
»Seine Mutter?«, wiederholte Busch, als müsse er sich erst von der Richtigkeit dieser Aussage überzeugen. »Michael, wir sitzen hier mitten in der Scheiße. Und was ist mit dieser Kassette, was soll die? Was ist da drin? Und sag jetzt bloß nicht Zuckerplätzchen …«
»Wie sollen wir an eine Schatulle herankommen, die sich in Russland befindet?«, fragte Susan. »Was ist das überhaupt für ein Ding? So was wie ein Fabergé-Ei oder etwas in der Art?«
»Sie wollen, dass ich die Schatulle stehle.«
Busch ließ sich auf einen der Stühle sinken und schloss die Augen.
»Stehlen?«, fragte Susan.
Michael blickte sie an, sagte aber nichts.
Susan ging unruhig durchs Zimmer. Ihre Nervosität war deutlich zu spüren. »Wir müssen das FBI anrufen.«
»Wir werden niemanden anrufen«, sagte Michael. »Diese Leute werden Kelley töten, wenn sie irgendwelche Ordnungshüter anrollen sehen.«
»Wie wollen Sie denn dieses Ding stehlen?«, fragte Susan in herablassendem Tonfall.
Michael blickte zu Busch hinüber, der sich nach wie vor ausschwieg und die Augen noch immer geschlossen hielt.
»Wie?«, erkundigte Susan sich noch einmal.
»Verrate es ihr«, sagte Busch.
Michael blickte Susan an. »Ich verfüge über gewisse Fähigkeiten, die …«
»Sie sind ein Verbrecher?«, explodierte Susan. »Irgend so ein angeblich verlorener Sohn taucht hier auf, und Augenblicke später wird Stephen entführt.« Sie konnte ihren Zorn kaum noch im Zaum halten.
»Hören Sie, ich …«
Susan blieb stehen. »Das Ganze ist Ihre Schuld!«
»Meine Schuld?« Michael erhob sich vom Sofa. »Haben Sie den Verstand verloren?«
Sie starrten einander an.
»He, wir sollten uns mal alle beruhigen«, sagte Busch, ohne die Augen zu öffnen. »Ihr zwei geht jetzt schön in eure Ecken und denkt über alles nach.«
Susan ging zum Tisch, wo die Kassette stand. »Machen Sie das Ding auf«, verlangte
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