Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
und amerikanischen Möbeln. Vasen, die mit frischen Schnittblumen gefüllt waren, zierten die Tische im Raum, und die Luft war erfüllt von Blütenduft. Die Fenster beschlugen, als die Temperatur auf über dreißig Grad Celsius stieg und die hohe Luftfeuchtigkeit auf dem Glas kondensierte.
Fetisow kam aus der Küche und warf Michael und Busch jeweils eine Flasche Bier zu. »Beinahe wie zu Hause, was?«, sagte er mit seinem russischen Akzent.
Busch drehte den Verschluss auf und nahm einen großen Schluck. »Wenn ich die Augen zumache und mir die Nase zuhalte, dann vielleicht.«
Fetisow wandte sich an Michael. »Das mit Ihrem Hals tut mir leid.«
Michael sah ihn an, starrte in sein gutes Auge, sagte aber nichts.
»Es ist nur … meine Nichte. Lexies kleine Schwester.« Fetisow hielt inne und schaute weg. »Wir Russen haben uns für so überlegen gehalten, für so großartig. Trotzdem haben wir nach dem Unglück von Tschernobyl die Welt belogen, statt ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unser Nationalstolz war uns wichtiger als unser Volk. Meine Schwester war damals schwanger. Und Jelena, das unschuldige Kind, zahlt heute den Preis für unseren Stolz. Sie ist krank. Die Ärzte können nicht einmal herausfinden, woran sie leidet. Zivera hat versprochen, ihr zu helfen. Er behauptet, er könne sie gesund machen. Er hat gesagt, wenn ich dafür sorge, dass Sie Erfolg haben, würden seine Ärzte an meiner Nichte Wunder vollbringen. Vorausgesetzt, ich helfe Ihnen, diesen Job hier zu erledigen.« Er wandte sich wieder Michael zu. »Ich kann das Mädchen nicht im Stich lassen.«
Michael und Busch warfen einander einen wissenden Blick zu; dann sah Michael wieder den Russen an. »Sie haben gesagt, Sie können alles von jetzt auf gleich beschaffen.« Michael reichte Fetisow ein Blatt Papier. Er hatte eine Liste erstellt und sie auf jene zwanzig dringend erforderlichen Dinge gestutzt, die er morgen früh brauchen würde.
Fetisow überflog die Liste und nickte. »In Ordnung.«
»Die Druckluftflaschen müssen voll sein«, sagte Michael. »Und stellen Sie sicher, dass die Batterien in den Helmlampen neu sind.«
»Okay. Wofür sind die Waffen?« Fetisow blickte auf.
»Ich stehe nicht auf Waffen und rechne auch nicht damit, dass wir es mit Bewaffneten zu tun bekommen. Aber es ist besser, wenn niemand uns überrumpeln kann.«
Fetisow wandte sich an Busch. »Sie wissen, wie man eine Waffe benutzt?«
Busch grinste und blickte von Michael zu Fetisow. »Ich werde es schon irgendwie ausklamüsern.«
»Nicht alle Cops können schießen«, meinte Fetisow und versuchte damit, seine Bemerkung ein wenig zurückzunehmen.
»Nicht alle Russen trinken Wodka.« Busch hob sein Bier und prostete Fetisow zu.
Fetisow studierte die Liste. »Was ist eine Induktionsfeldantenne?«
»Sie ermöglicht niederfrequenten Funkwellen, Gestein zu durchdringen. Das Ding ist nicht unbedingt erforderlich, es ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Meinen Sie, Sie können irgendwo eine beschaffen?«
Fetisow faltete die Liste zusammen, steckte sie in seine Tasche und wandte sich Michael zu. »Es wird mich einige Mühe kosten, aber ich werde Ihnen alles besorgen.«
»Wie lange werden Sie dafür brauchen?«
»Zwei, vielleicht drei Stunden.« Fetisow ging zur Tür und verließ das Zimmer.
»Warm ums Herz wird mir bei dem Knaben echt nicht mehr«, meinte Busch.
»Nein? Ich dachte, du magst ihn. Ihr scheint einander so ähnlich zu sein.« Michael grinste.
»Na, herzlichen Dank.«
Susan kam ins Zimmer und ließ sich auf das Sofa sinken. »Wo ist der hin?«
»Einkaufen«, entgegnete Michael und zog eine zweite Liste heraus. »Wie gut sind Martins Beziehungen?«
Verwirrt blickte Susan ihn an. »Beziehungen zu wem?«
Michael reichte ihr die Liste. »Hier sind ein paar Dinge, die ich dem Knaben nicht anvertrauen wollte.« Michael wies auf die Tür, durch die Fetisow soeben verschwunden war.
»Was für Dinge?«, fragte Susan.
»Unser Leben.«
Michael starrte auf den kleinen Gegenstand, der vor ihm auf dem schwarzen Tuch lag. Die letzten anderthalb Stunden hatte er an diesem Gegenstand gearbeitet, hatte ihn repariert und dafür gesorgt, dass er reibungslos funktionierte. Michael hatte immer schon leidenschaftlich gerne mit den Händen gearbeitet. Er hatte ein Gespür für das Konstruieren und Reparieren – eine Fähigkeit, die sich nicht nur im Hinblick auf seine Karriere als nützlich erwiesen hatte, sondern auch im Hinblick auf seinen Verstand. Wenn er mit
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