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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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den Händen arbeitete, egal ob mit einem Präzisionsinstrument oder mit einem Hammer, erlaubte dies seinem Verstand, einen Gang herunterzuschalten, sodass er sich entspannen und regenerieren konnte.
    Michael warf einen letzten Blick auf das Objekt, bedeckte es mit dem schwarzen Tuch und packte seine Werkzeuge ein, mit frisch geschärftem Verstand und dankbar für die kurze Auszeit. Dann ging er zum anderen Ende des Esstisches und blickte auf die Dokumente, die dort ausgebreitet lagen. Er hatte jeden einzelnen Zettel, den Julian ihm dagelassen hatte, noch einmal gelesen in der Hoffnung, dass das Wissen, das er sich damit aneignete, ausreichen würde, ihn durch die ganze Sache hindurchzulotsen. Nun setzte er sich und studierte Genevieves Karte, insbesondere die Stelle, an der sich die Kammer befand. Um sich zu orientieren, zeichnete er Punkte ein, die sich auf die Höhle bezogen, in der sich der Wassergraben befand, durch den er zu der Kammer gelangen würde. Der Tunnel verlief in einem Winkel von fünfundvierzig Grad und war ein Abflussrohr, durch das die Wassermassen tosten. Michael schätzte, dass sich der Eingang zur Liberia dreißig bis vierzig Meter weiter hinten befand. Die Liberia war jedoch vor mehr als fünf Jahrhunderten erbaut worden, und Michael fragte sich, ob sie der langen Zeit wirklich hatte trotzen können, oder ob sich das Ganze als fruchtloses Unternehmen entpuppen würde, bei dem sie sich abplagten, um letztendlich nur ein verwüstetes Archiv vorzufinden, unter Trümmern begraben.
    Michael entnahm der Karte, dass der ursprüngliche Eingang aus einem abgelegenen privaten Gang bestand, der sich über einen halben Kilometer dahinschlängelte, ehe er oben in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale seinen Ausgang erreichte. Auf Zar Iwans Befehl hin hatte man diesen Gang auf seiner gesamten Länge mit Erde gefüllt und versiegelt. Vermutlich lagen die Männer, die den Befehl des Zaren ausgeführt hatten, irgendwo vor dem ehemaligen Eingang der Liberia begraben.
    Michael arbeitete den gesamten Plan aus, auf die Minute genau. Zuerst würden sie die Schatulle beschaffen und sich dann Genevieve holen.
    Susan kam herein, schaute kurz auf die Papiere und setzte sich neben Michael.
    »Was meinen Sie?«, fragte sie. »Können Sie es schaffen?«
    »Paul und ich werden morgen früh reingehen. Wir schnappen uns zuerst die Schatulle, dann holen wir uns Genevieve.«
    »Ich sollte mit Ihnen kommen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
    »Ich kann tauchen.«
    »Schön für Sie. Ich kann es auch, und Paul ebenfalls. Verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber er ist wahrscheinlich ein bisschen stärker als Sie. Er wird Genevieve da heraushelfen, wird sie vielleicht sogar tragen müssen.« Der plötzliche Gedanke, dass sie gegen ihren Willen festgehalten wurde, trieb Michael einen eisigen Schauer über den Rücken. »Sie und Martin müssen uns flussabwärts an der Moskwa abholen. Spätestens eine Stunde später müssen wir uns aus dem Staub gemacht haben.«
    »Wieso?«
    »Weil wir hier mitten in ein Wespennest stechen. Die Regierung wird fieberhaft nach uns suchen lassen. Je schneller wir hier rauskommen, desto besser ist es um unsere Sicherheit bestellt.«
    »Und wenn etwas schiefgeht?«, fragte Susan.
    Michael zuckte mit den Schultern. »Gleichgültig, wie viel wir planen, wie viel wir recherchieren – Murphy und sein Gesetz, nach dem alles schiefgehen wird, was schiefgehen kann, lauern immer an der nächsten Ecke. Diese Dinge sind wie Schach. Sie müssen immer möglichst viele Züge vorausdenken und auf das Unerwartete vorbereitet sein.« Michael stockte einen Moment; dann schob er die Papiere zusammen, die auf dem Tisch lagen. »Wie sieht’s bei Ihnen mit meiner Liste aus?«
    »Martin hat den Wagen, um Sie abzuholen, und die Spritze mit dem Adrenalin«, sagte Susan und fügte die Frage an: »Was kann ich tun? Ich fühle mich nutzlos.«
    »Sie haben die Mittel beschafft, uns herzubringen und uns wieder hier rauszubringen. Sie haben mehr als Ihren Beitrag geleistet.« Michael stand auf und ging zurück zu dem Gegenstand, an dem er zuvor gearbeitet hatte. Er hob das schwarze Tuch hoch, nahm das Objekt in die Hand und setzte sich Susan gegenüber. Ohne ein Wort reichte er ihr ihre Armbanduhr. Sie schaute einen Moment darauf, und Erinnerungen überfluteten sie, Erinnerungen an Wärme und Trost, an Peter. Als sie sah, wie der zweite Zeiger über die Ziffer zwölf glitt, stiegen ihr die Tränen in die

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