Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Augen.
»Wo haben Sie …« Sie konnte vor Rührung kaum weitersprechen. »Ich dachte, ich hätte die Uhr für immer verloren.«
»Paul hat sie gefunden, auf dem Roten Platz.«
»Ich habe nie mehr einen Fall verloren, nachdem Peter mir diese Uhr geschenkt hatte«, meinte Susan, fast zu sich selbst.
Michael lächelte.
»Sie lief nicht mehr, seit er …« Sie beobachtete, wie der Sekundenzeiger sich weiterbewegte. »Seit seinem Tod.«
»Ich kenne mich ein bisschen mit Uhren aus«, sagte Michael mit leiser Stimme.
Susan blickte ihm in die Augen und hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, so überwältigt war sie von der Bedeutsamkeit dieses Moments und von Michaels Liebenswürdigkeit. Dann erwiderte sie sein Lächeln und sagte einfach nur: »Danke.«
31.
G enevieve lag ruhiggestellt auf der Trage. Sie befand sich in einem kleinen medizinischen Wachraum, in dem mehrere Monitore standen, von denen aber keiner angeschlossen war. Eine Infusion tröpfelte in ihren linken Arm und sorgte dafür, dass sie in ihrem Dämmerzustand nicht austrocknete.
Skowokow blickte durch das Beobachtungsfenster auf sie. Er saß am Schreibtisch seines Forschungslabors. Vor ihm lagen mehrere aufgeschlagene Notizbücher. Auf seinem Computerbildschirm lief die Animatic einer menschlichen Brusthöhle, wie sie sich mit ihren pulsierenden Organen einem Ärzteteam während einer Operation darbot. Skowokow hatte sämtliche Forschungsergebnisse, die er im Zuge seiner Tätigkeit für Julian Zivera erarbeitet hatte, mit nach Russland zurückgebracht. Er hatte bereits den Auftrag erteilt, mit der Herstellung der Medikamente zu beginnen – zum Teufel mit den Patenten.
Skowokow studierte Notizen über einen medizinischen Eingriff, bei dem die Nieren angeregt wurden, die Produktion von Erythropoetin zu erhöhen, was die Produktion roter Blutkörperchen förderte. Während die Behandlung Patienten mit Anämie und anderen Blutkrankheiten sehr zugutekam, war der Reiz für Spitzensportler noch viel größer, da auf diese Weise ein natürliches Doping des Blutes möglich war, das man nicht nachweisen konnte.
Skowokow sollte am nächsten Tag einer Delegation, die aus russischen Ärzten, Geschäftsleuten und Offiziellen der Regierung bestand, eine Präsentation liefern, die neben der Animatic auch eine Demonstration des Eingriffs an einer Leiche umfasste. Er hatte gehofft, den Eingriff an einer lebenden Testperson vorführen zu können, aber die »Freiwilligen« kamen erst nächste Woche.
»Irgendwas gehört?«
Skowokow blickte auf und sah Ilja Raechen im Türrahmen seines Labors stehen. »Raechen, kommen Sie herein.«
»Wie ist der Stand der Dinge?«, fragte Raechen und betrat das Labor. Ilja Raechen war muskulös und durchtrainiert, während Skowokow hager und verkrümmt war, da er es sein Leben lang vorzogen hatte, seinen Verstand und nicht seinen Körper zu trainieren.
»Julian hat sich noch nicht geäußert«, antwortete Skowokow.
»Der wird sich auf die Sache nicht einlassen. Der stellt Sie auf die Probe und geht durch, welche Alternativen er hat«, erwiderte Raechen.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Er ist Geschäftsmann. Für ihn ist das hier eine Transaktion.«
»Sie ist seine Mutter. Er wird nachgeben.«
Raechen starrte Skowokow an. »Und was wird aus meinem Sohn? Soll ich ihn nach Russland bringen?«
»Sobald sich das Gemälde in unserem Besitz befindet, wird meine ungeteilte Aufmerksamkeit Ihrem Sohn gelten«, erwiderte Skowokow, und seine Stimme klang aufrichtig.
Raechen ging durch das Labor, in Gedanken versunken. »Jeder Tag, der vergeht, ist einer zu viel …« Es klang nicht nur Schmerz aus seinen Worten, auch Zorn.
Skowokow drehte sich zu Raechen um und sah ihn mitfühlend an. »Ich werde nicht in der Lage sein, mich voll auf die Krankheit Ihres Sohnes zu konzentrieren, solange ich die Karte nicht habe. Fünf Tage, habe ich gesagt.«
»Dann lassen Sie uns die Termine vorziehen. Dann bleibt Zivera keine Zeit, seine Optionen zu überdenken.«
Es gefiel Skowokow, was Raechen da sagte.
»Und wir demonstrieren den Ernst und die Endgültigkeit der Angelegenheit.« Raechen blickte durch das Fenster auf Genevieve.
»Im Voraus zu wissen, dass man leiden wird, ist eine mächtige Waffe. Und wenn die Menschen leiden, die einem etwas bedeuten, tut man alles, um ihnen zu helfen.« Raechen blickte Skowokow an. »Haben Sie eine Anlage, um Video und Audio zu übertragen und aufzuzeichnen?«
»Selbstverständlich. Wieso?«, fragte
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