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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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hatte sich etwas
geändert, diesmal verlangte nicht Histalien nach seinem Bericht… An diesem
Abend wollte Anthalion persönlich mit Sihldan sprechen. Beide Brüder
ritten stumm nebeneinander in Richtung des Palastes. Die unsichtbare Kluft, die
zwischen ihnen entstanden war, schien unüberwindbarer denn je zu sein.
    Als Sihldan mit einem Knoten im Magen den großen
Thronsaal betrat, wartete Anthalion bereits. Missmutig saß der Herrscher
auf seinem Thron, seine Hände in die Armlehnen gekrallt. Er hatte jeden
Tag Sihldan von seinem Bruder befragen lassen. Nicht ein Mal hatte Sihldan
etwas zu berichten gehabt.
    Ungeduldig ertastete Anthalion die Gedanken des Erben
Isentiens, gierig endlich zu erfahren, was der Nomade bislang die
Unverfrorenheit hatte ihm zu verschweigen. Es war nicht vorstellbar, dass
Leathan tatsächlich nichts anderes tat, als für das Turnier zu
trainieren. Etwas an Sihldans Berichten stimmte nicht, dessen war er sich sicher.
Isentiens Sohn stand vor ihm und Anthalion erschauderte, denn er spürte
erneut den bitteren Geschmach des Verrats ihn auflauern. Es dauerte nur wenige
Sekunden, da hatte er die Barriere in Sihldans Gedanken gefunden, die er selbst
erstellt hatte. Leathan hatte diese also nicht durchbrochen. Er konnte sehen,
wie der Nomade erschauderte, als er seine Stimme erhob.
    „Nun, Erbe Isentiens, was verbirgst du vor mir?“
    Sihldan sah demütig zu ihm, er wirkte ebenso
unsicher, wie all die anderen Menschen, die vor ihm ein Verhöhr in diesem
Thronsaal hatten ertragen müssen. Zumindest wagte er es, seine Stimme zu
erheben, um zu antworten.
    „Mein Herr, mein Gott, ich würde niemals etwas vor
dir verbergen. Ich schwöre, dass ich Leathan bis heute nicht aus den Augen
verloren habe.“
    Was Sihldan ihm sagte, interessierte Anthalion nicht.
Wichtiger war, was der Nomade dabei dachte. Anthalion durchwühlte die
wirren menschlichen Gedanken Sihldans und plötzlich entdeckte er es. Zorn
erfasste augenblicklich sein gesamtes Wesen und er spürte, wie er
aufsprang und jede Faser seines menschlichen Körpers bereit war zu
töten.
    Sihldan wurde bleich vor Angst, vermutlich hatte er
erkannt, der Gott des Todes würde gleich zuschlagen.
    „Verschwinde!“, hörte Anthalion sich sagen. Er
durfte diesen Sterblichen nicht töten, noch konnte er nützlich sein,
doch würde er nicht augenblicklich gehorchen, wäre sein Leben
verwirkt. Er sah nicht mehr, ob Sihldan ihm gehorcht hatte, denn er war es
selbst der hinauseilte, denn beherrschen würde er seine Wut keinen
Augenblick länger. Leathan hatte es gewagt, ihn zu verhöhnen. Er
würde dafür teuer bezahlen, sehr teuer.
    „Alienta!“, rief er und ließ gleichzeitig Macht in
sich fließen. Er wusste, alles Leben im Palast erstarrte vor Furcht,
seine Wut zu hören. Diese Furcht war begründet, denn mehr denn je brauchte
er ein Opfer, um seinen Rachedurst zu stillen.
    *
    Balsik verließ gerade das Zimmer von Leathan, als
Sihldan um die Ecke des Flurs abbog und ohne anzuklopfen in das Zimmer seines
Freundes hineinstürmte.
    „Hast du etwas mit mir gemacht?“, schrie er ohne
Umschweife Leathan an. Noch immer wunderte er sich, seine Begegnung mit
Anthalion überlebt zu haben, noch immer hallte der Klang der
wutentbrannten Stimme des Herrschers in ihm nach und ließ sein Blut
gefrieren.
     
    Leathan sah sowohl Angst als auch Verzweiflung auf das
Gesicht seines Freundes und er wusste augenblicklich den Grund dafür. Er
war sogar erstaunt gewesen, nicht viel früher diese Situation zu erleben. Natürlich
bedauerte er es, dies seinem Freund angetan zu haben, natürlich hätte
er Sihldan dies gerne erspart, dennoch konnte er sich nur schwer ein
Lächeln verkneifen, als er sich vorstellte, was Anthalion gerade zu
Gesicht bekommen hatte.
    Leathan hatte Sihldans Erinnerungen nicht mit Magie beeinflusst,
sondern er hatte die alte Technik der Hypnose verwendet. Jede einzelne von
Sihldans Erinnerungen, die Leathan verborgen halten wollte, war durch die
Erinnerung an Anthalions Symbol ersetzt worden.
    Als Anthalion nun in den Gedanken von Sihldan nach
Antworten gesucht hatte, hatte er nichts anderes als sein eigenes Symbol finden
können... Leathan konnte sich bildlich vorstellen, wie wütend es den
Herrscher gemacht hatte.
    Doch von alldem, verriet Leathan nichts… Er verriet
seinem Freund auch nicht, dass er selbst mit dieser Hypnose einverstanden
gewesen war.
    „Ich weiß nicht, was du meinst, mein Freund. Was
ist denn passiert?“, gab er sich

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