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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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sie nun ein Teil ihrer
Vergangenheit, in der sie nur die unbegabte Schülerin Alientas gewesen
war. Obwohl sie den Boten auf Anhieb gemocht hatte, hatte sie nun keinen Platz
mehr für ihn in ihrem Leben. Er war für sie nur noch der Bote von
Ker-Deijas, der Bote der Stadt in die sie niemals zurückkehren wollte.
Natürlich hoffte sie, ihr Volk würde überleben, doch zum ersten
Mal wurde ihr bewusst, dass dieser Gedanke aus Pflichtgefühl geboren war,
er war nicht ihr Herzenswunsch. Vorrang hatte zum ersten Mal in ihrem Leben ihr
eigenes Glück und das konnte sie nur in Anthalia finden. Sie konnte sich
hier frei entfalten, ihrer Heilkunst nachgehen und zwar besser, als es die
meisten anderen taten. Sie war endlich nützlich… Sie konnte endlich
anderen helfen und dabei sogar noch auf die Möglichkeit hoffen, ihrem Gott
noch einen Schritt näher zu kommen… Sie konnte es kaum abwarten! Sie
würde sich von nichts davon ablenken lassen.
    *
    Leathan hatte versucht mit Loodera Kontakt aufzunehmen,
kaum hatte Sihldan sein Zimmer verlassen. Sie war jedoch entweder zu weit entfernt
oder einfach nicht dazu bereit, mit ihm zu kommunizieren. Er hätte sich
gerne noch mit ihr unterhalten, statt alleine mit seinen Gedanken zu sein und
anzufangen, über die Kämpfe nachzudenken, die er am folgenen Tag
bestreiten würde. Er wusste, wie egoistisch dieser Gedanke war, wo doch
jeder Kontakt zu ihm von Anthalion als Verrat hätte angesehen werden
können, doch in diesem Augenblick des Zweifels ertrug er es nur schwer,
auf sich gestellt zu sein. Er beherrschte zwar die Kampftechnik inzwischen sehr
gut, doch er wusste, er war nach wie vor nicht bereit zu töten. Mit Ethira
oder Krial darüber zu sprechen wäre sinnlos gewesen. Da beide den
Luxus solcher Zweifel nie durchlebt hatten, hätten sie diese nicht
verstehen können. Anstatt Schlaf zu finden, ging er in seinem Zimmer auf
und ab. Die Unruhe wuchs von Minute zu Minute und machten jede Hoffnung
zunichte, Schlaf finden zu können. Als er es schließlich nicht mehr
aushielt, entschied er sich für einen nächtlichen Spaziergang.
    Er schaffte es sein Zimmer zu verlassen, ohne Balsik zu
wecken und fand rasch den Weg durch die salzigen Sümpfe bis hin zu der
Düne, von der aus Sihldan beobachtet hatte, wie er mit dem Wesen aus dem
Volk der Meere Kontakt aufgenommen hatte. Diesmal wollte Leathan jedoch nicht
zu nahe an die Küste gehen, wohl wissend, wie unangenehm dies den
Meereswesen war, wenn man in ihr Territorium eindrang. Er begnügte sich
damit, sich gegen den vom Tag noch warmen, trockenen Sand zu lehnen, um auf die
dunklen Wogen des Meeres hinaus zu sehen. Auch in dieser Nacht spürte er
die fremdartige, intelligente Anwesenheit, die die Küste bewachte, als er
unter dem sternenklaren Himmel etwas Ruhe fand. Er erlaubte sich, langsam aus
seinem Körper zu gleiten, um in die Tiefen des Meeres einzutauchen. Sanft wogten
die schweren Wellen seinen unruhigen Geist und er sein Körper atmete tief
die Meeresluft ein... Ein Gedanke streifte fast schüchtern die seinen,
während er weit hinaus die tiefe Erhabenheit des Meeres in sich aufnahm.
Er war nicht länger allein... Einer nach dem anderen nahmen die
Meereswesen seine Anwesenheit wahr, ohne ihm jemals zu nahe zu kommen. Seltsame
Klänge umgaben ihn, die zwar aus der Quelle geboren waren, doch nicht dazu
dienten, Macht aufzurufen. Leathan ließ seinen Geist von ihnen tragen,
verschmolz allmählich mit dieser fremden und doch so vertrauten Welt…
‚Suhuhlash!’, schienen die Klänge ihm einladend aus allen Richtungen
zuzuflüstern und bald schon wurde er Teil von ihnen, bald schon sangen
seine Gedanken im Einklang mit unzähligen Wesen, gemeinsam über die
Weite der Meere verbunden, gemeinsam vom Meere träumend und doch jeder
für sich. ‚Suhuhlash!’ erklang es gleichzeitig in ihm und um ihn herum,
während er von einem überwältigenden Gefühl erfasst wurde,
Teil eines einzigen übermächtigen Wesens zu werden, der wie ein
Fischschwarm aus abertausenden einzelnen Individuen bestand, verteilt über
die gesamte Meeresfläche dieser Welt. Berauschend, mächtig,
hypnotisch… Er war einer von ihnen geworden und fand erst Stunden später
zu seiner einsamen, menschlichen Hülle zurück…

Kapitel 20
    Jetzt bereute es Leathan, nicht früher aufgestanden
zu sein. In den Morgenstunden war sein Schlaf unruhig geworden und er hatte
Zeit gehabt, sich in einem Albtraum wieder zu finden, in dem er in einem
Irrgarten nach einem Ausgang

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