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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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gesucht hatte. Er hatte hören können,
wie auch andere Menschen sich darin verlaufen hatten, doch gesehen hatte er
niemanden, jeder war auf seinem eigenen Pfad auf der Suche gewesen. Erst als
sich Leathan bewusst geworden war, dass es sich hier um eine Welt handelte, die
allein von seinem Unterbewusstsein erschaffen worden war und er nur
träumte, lichteten sich plötzlich die Irrwege und ließen ihn
eine leere, karge Ebene entdecken.
    Noch immer zum Teil in dem Traum gefangen, zwang er sich
aufzuwachen. Nun lag er mit offenen Augen in seinem Bett, in dem
luxuriösen Zimmer in Kegalsiks Tempelanlage. Er brauchte etwas Zeit, um zu
verstehen, wo er sich befand, denn fast hatte er gehofft, am Strand zu erwachen
oder gar im Meer. Balsik lag angezogen auf einem Sofa im Zimmer und schlief
noch. Leathan hatte es als grausam empfunden, den Diener immer auf einem Stuhl
vor seiner Türe schlafen zu lassen, dennoch hatte es seiner ganzen
Überredungskunst bedurft, um Balsik endlich dazu zu bringen, das Zimmer
mit ihm zu teilen. Zu lang hatte der kleine Mann als Diener alle
Unannehmlichkeiten als selbstverständlich erachtet. So leise es nur ging,
versuchte Leathan, aus den Bettdecken zu kriechen, doch Balsik schien nie
wirklich zu schlafen. Auch jetzt öffnete er schlagartig die Augen, kaum
hatte Leathan einen Fuß auf den Boden gesetzt. Er sprang auf und stand
ihm sofort zur Seite um ihm beim Ankleiden zu helfen.
    „Guten Morgen…“
    Leathans Antwort bestand aus einem breiten Gähnen.
Balsik musste lächeln.
    „Du hast großes Glück, dass euer Clan erst am
Nachmittag dran ist! Die Morgenstunden sind wohl nicht deine Freunde!“
     
    Eine ganze Stunde später standen Balsik und Leathan
vor den Kerkertüren, um Ethira und Krial abzuholen. Nicht nur
ähnelten die Kerker der neuen Sklaven den Stallungen der Pferde, sie
befanden sich tatsächlich in demselben Gebäudetrakt. Der einzige
Unterschied bestand in der gut verschließbaren Tür, die bei den
Pferden nicht erforderlich war. Beide Baseff wirkten grimmig und
übelgelaunt, als sie aus dem strohbedeckten Kerkerraum hinaustraten. Krial
deutete vorwurfsvoll auf eine große Sonnenuhr, die im Garten des Tempels
aufgestellt war.
    „Der Tag ist schon mindestens vier Stunden alt, wo wart
ihr so lang?“
    Leathan wollte nicht versuchen, sich damit herauszureden,
dass in Ker-Deijas keine Uhrzeit gemessen wurde. Es wäre zwar die Wahrheit
gewesen, doch in seinem Fall eine Lüge. Auch in Lisas Welt wurde
Pünktlichkeit verlangt und in dem dunklen Kerker einen schönen,
sonnigen Tag zu erahnen, war sicherlich nicht angenehm gewesen.
    „Es tut mir leid, ich denke, der gestrige Tag hat mir
mehr zu schaffen gemacht, als ich es mir eingestehen wollte. Ich habe einfach
nur zu lange geschlafen…“
    Krial gab Balsik einen kleinen Schubs, halb
freundschaftlich, halb zornig.
    „Nächstes Mal weckst du unsere Schlafmütze!“
    Das Verhalten dieser Sklaven verwirrte Balsik. Wussten
sie eigentlich, dass in diesem Ton mit seinem Herrn oder sogar mit ihm, einem
höherrangigen Sklaven, zu sprechen, ihnen die Todesstrafe oder zumindest
einige Peitschenhiebe einbringen könnte? Leathan hatte für ihr
Verhalten jedoch kein einziges tadelndes Wort gefunden, er hatte sich sogar
entschuldigt. Balsik seufzte. Er dachte schon wie ein Bewohner Anthalias. War
das etwa falsch? Bereitwillig ließ er sich von Leathan aus seine Gedanken
reißen.
    „Schau nicht so trübe, als hättest du selbst
die Nacht im Kerker verbracht. Lass uns lieber zu einem See gehen, damit unsere
beiden Freunde sich frisch machen können!“
    Kaum hatte er seinen Vorschlag gemacht, sah Ethira
Leathan mit großen, vorwurfsvollen Augen an. „Wir sollen in einen See
baden gehen?“
    Leathan verstand nicht, was Ethira meinte, doch die
beiden Krieger des Baseff Volks erklärten es ihm in einem Tonfall, der
keine Kompromissbereitschaft enthielt.
    „Baden ist schlecht für die Haut!“, entfuhr es
Ethira empört, doch auch Krial vertrat vehement seine Meinung.
    „Menschen, die zu oft baden, sind dem Ungeziefer
schutzlos ausgeliefert. Auch du solltest daran denken, ehe du wieder in so
einer mit Rosenduft verpesteten Brühe baden gehst.“
    Eine aberwitzige Theorie, die doch irgendwie
erklärte, weshalb die Räuber aus den Bergen „Wilde“ genannt wurden.
Leathan widersprach nicht. Er hatte den beiden schließlich versprochen,
sie im Gegenzug für ihre Hilfe, wie Gleichgestellte zu behandeln. Sie
jetzt zu belehren, wäre nicht

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