Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
stand zwischen den beiden Pferdewesen. Das Tier aus dem Brunnen wirkte harmlos – und erstaunlicherweise trocken, trockner als Una. Ein haariges Pony, so wie das, das sie es an der Quelle in Clare gesehen hatte.
    Una wich zurück in eine Ecke, die sowohl vom Brunnen als auch vom Eingang möglichst weit entfernt war. Dort saß sie fest, konnte nicht in die eine und nicht in die andere Richtung.
    » Sie gehört uns « , brummte der Kentaur säuerlich.
    » Sie hat mich … gerufen « , antwortete das Pony mit freundlich süßer Stimme. Dass es wie sie, ganz normal sprechen konnte, erschütterte Una. Trotz all dem, was sie bislang erlebt hatte, war sie darauf nicht vorbereitet gewesen. Außerdem hatte sie es nicht gerufen. Sie hätte nicht einmal gewusst, wie.
    » Ich gehöre niemandem! « , stieß sie hervor. » Und ich gehöre nicht hierher. «
    Die beiden Wesen starrten sie an, als hätten wiederum sie nicht erwartet, dass ein Mensch sprechen könnte und auch noch so etwas wie eine Meinung hätte. Der Kelpie, denn das musste es sein, erholte sich zuerst.
    » Du gehörst nicht hierher « , wiederholte er zustimmend. Seine Stimme klang nun sanft. » Komm mit mir. Ich bringe dich nach Hause. «
    So einfach konnte das doch nicht sein, oder? Una rührte sich nicht aus ihrer Ecke, blickte vom einen zum anderen. Der Kentaur sah sie unentschlossen an. Dann wandte er sich dem Pony zu:
    » Sie gehört uns « , wiederholte er mürrisch.
    Die beiden Wesen starrten sich an. Die Anspannung zwischen ihnen war spürbar.
    Wo war nur Kanura? Konnte er nicht helfen? Sie hätte ihn nie verlassen dürfen. Er war ganz sicher das kleinere Übel.
    » Komm zu mir, ich bringe dich nach Hause! « , wiederholte der Kelpie. Es klang so verführerisch. Nach Hause. Genau da wollte sie hin. Sie hatte ihre Wünsche ausgeschickt, und schon war ein Wesen gekommen, das sie erfüllen konnte.
    Doch so einfach war das Leben normalerweise nicht. Oder doch? Brauchte sie nur etwas Mut und Vertrauen, und alle ihre Probleme wären gelöst? Aus ihrem Gedächtnis schob sich ein Satz aus Kindertagen: Geh nicht mit fremden Männern mit!
    Aber das hier war ein Pferd. Ein hübsches, kleines Pferdchen. Dennoch schien es ihr fast so, als könnte sie die Ermahnung ihrer Mutter in ihrem Kopf hören. Schon gut, beruhigte sie sich selbst, ich gehe auch nicht mit fremden Pferden mit.
    Wenn Una noch weiter hätte zurückweichen können, sie hätte es getan. Doch sie stand mit dem Rücken zu Wand. Es ging nicht weiter. Ihr Blick fiel auf die Fenster. Sie waren zu hoch und hatten zudem weder Klinken noch einen anderen Öffnungsmechanismus. Durchs Fenster ging es also nicht davon. Und in der Tür stand immer noch der Kentaur, säuerlich und unschlüssig, aber doch auch ziemlich kampfbereit.
    Der Kelpie bewegte sich seitwärts auf sie zu, federnd, elegant. Seine Hufe waren von langen Haaren bedeckt, die flauschig von den Fesseln hinunterhingen. Wuschelig und harmlos sah er aus. Wie ein überdimensioniertes Plüschtier. Ihm zu misstrauen, war so, als verdächtige man seinen alten Teddybären des Mordes.
    Der Wunsch, der Einladung nachzukommen, war unendlich stark. Una wollte ihm trauen. Was war es nur, dass sie so denken ließ? Waren es überhaupt ihre Gedanken?
    In diesem Augenblick verstand sie die Verbindung , ohne sie erklären zu können, nur aus einem vagen Gefühl heraus. Es war das Wasser! Sie war nass, stand in einer Pfütze und war dadurch mit dem Wesen aus dem Brunnen verbunden. Das Grauen in ihr stieg wie eine plötzliche Flutwelle. Mit einem Mal konnte sie den Sog des Wassers förmlich spüren. Es zog sie zum Brunnen, zum Pony. Sie krallte sich mühsam an der glatten Wand fest, doch da war nichts, an dem sie sich richtig festhalten konnte.
    Der Kentaur sprang nun vor, versuchte sich zwischen sie und das Wasserpferd zu drängen. Wollte er sie schützen? Oder ging es hier nur um Besitzansprüche? Vermutlich Letzteres. Bislang hatten die Kentauren sich nicht als besonders nett erwiesen, auch wenn Una nicht einmal erahnen konnte, was sie genau wollten. Ihr zumindest konnten sie kein Horn stehlen. Ihr konnte man nur das Leben nehmen.
    Der Kentaur stand nun zwischen Una und dem Kelpie, vielleicht war das die Möglichkeit, sich langsam seitlich an der Wand entlang zum Ausgang zu schieben. Wenn sie nur ihre Füße dazu bewegen könnte loszugehen. Doch die schienen in Panik wie festgefroren.
    Außerdem starrte der Kelpie sie an. Er blickte an dem Kentauren vorbei, als wäre

Weitere Kostenlose Bücher