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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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hierhergekommen, dass man sie, » die Deutschen « , inzwischen kannte und bisweilen auf ein Bier und einen kleinen Plausch besuchen kam.
    Doch die beiden, die da auf ihrer Bank vor dem Cottage saßen, hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Sie sahen aus wie Traveller. Die kamen manchmal hier vorbei und ließen ihre Pferde auf der Wiese oder auf den nicht eingezäunten freien Flächen weiden. Tatsächlich standen dort zwei große Connemara-Ponys, hell, stämmig mit haarigen Hufen. Irene starrte die Tiere unverwandt an. Waren das wirklich Pferde? Oder musste sie sich darauf gefasst machen, dass gleich etwas anderes aus ihnen werden würde?
    Esteron und Perjanu blickten ebenfalls zu den Pferden, die daraufhin die Ohren anlegten und so aussahen, als würden sie jeden Moment davonstürmen wollen. Sie warfen die Köpfe hoch und rollten mit den Augen, blieben jedoch stehen.
    Der Mann und die Frau, die eben noch auf der Bank gesessen hatten, erhoben sich. Irenes Blick flog zu den Besuchern. Besonders freundlich wirkten diese nicht. Weshalb waren sie hier? Esteron und Perjanu hatten Irene inzwischen in ihre Mitte genommen und sich so platziert, dass sie sie beinahe verdeckten. Ganz offensichtlich wollten sie sie beschützen. Nur wovor? Oder konnte es sein, dass diese harmlos aussehenden Ponys zusammen mit den nicht so harmlos aussehenden Menschen in Wirklichkeit Uruschge waren?
    Ein kalter Schrecken durchfuhr Irene. Natürlich. Uruschge konnten wie Pferde aussehen oder wie Menschen. Wer sagte schon, dass sie nicht bis hierherkommen konnten? Nicht weit weg floss ein Bach. Es mochte keine heilige Quelle sein, aber Wasser war es allemal.
    Vier Uruschge, zwei vor ihnen, zwei hinter ihnen. Würden sie die besiegen können? Sie waren höchst gefährlich, hatte Esteron gesagt. Er selbst wäre ihnen fast zum Opfer gefallen. Dabei war er das stärkste Wesen, dem Irene je begegnet war.
    » Wer ist das? « , fragte sie leise. » Was wollen die hier? «
    Sie umklammerte ihren Rucksack. War da eine Waffe drin? Mit Räucherzeug würde sie sicher keine Ungeheuer besiegen können. Aber vielleicht hatten sie ja Angst vor Feuer, wenn es Wasserkreaturen waren.
    Eine Weile rührte sich keiner. Alle Anwesenden taxierten einander vorsichtig. Niemand sprach. Konnten Uruschge überhaupt sprechen? Oder waren sie besser im Morden als in Kommunikation?
    Was hatten die Uruschge mit Una gemacht? Vielleicht konnte sie diese hier fragen!
    Irene drängte sich an den beiden Einhörnern vorbei, stemmte die Hände in die Hüften und starrte die Gäste feindselig an.
    » Wo ist meine Tochter? « , fragte sie. Sie wusste nicht, ob sie wirklich eine Antwort erwartete. Doch wenn ein Uruschge Unas Gestalt angenommen hatte, musste mindestens einer sie gesehen haben.
    Der Mann trug Hosen, die ihm nicht richtig passten. Sie sahen aus, als stammten sie aus den siebziger Jahren, mit breitem Bund und ausgestellten Hosenbeinen und das Ganze in Lila. Er trug ein kariertes Hemd dazu und eine Jeansjacke, die früher einmal ein aufgedrucktes Bild aus Glitzersteinen gehabt hatte. Die meisten waren jedoch nicht mehr da, und nur ab und zu blitzte etwas an der Jacke auf und irritierte Irene und die Einhörner gleichermaßen. Schwarze Locken wuchsen dem Kerl in einer Art Vokuhila-Schnitt in den Kragen. Der Bart, der sich andeutete, wies allerdings eine rötliche Färbung auf.
    Vertrauenerweckend sah er nicht aus. Irenes Anspruch an Political Correctness kämpfte mühsam gegen alte Vorurteile.
    Die Frau trug filzige Tweedhosen und Stiefel. Über ihrem roten T-Shirt hatte sie die typische bunte Wolldecke um ihre Schultern geschlungen, die man so oft bei Travellern sah. Ihre dicken, dunkelgrauen Haare hingen ihr wirr um den Kopf und fielen ihr lang den Rücken hinunter.
    » Ihr gehört nicht hierher! « , sagte die Frau nun, und Irene erschrak. Die Stimme klang befehlsgewohnt und eisig. Auch war sie erstaunlich tief. Erst jetzt fielen Irene die Augen der Frau auf. Sie waren so hellgrün, dass sie beinahe farblos wirkten.
    Irene wollte etwas antworten, doch Esteron schob sie einfach hinter sich.
    » Wir haben nicht vor, lange zu bleiben « , sagte er und klang ganz und gar nicht entschuldigend.
    Eine Weile blieb es still.
    » Ihr wart lange nicht mehr da « , sagte die Frau jetzt. » Das war gut so. «
    » Die Wege waren verschlossen. «
    Die Frau nickte. » Sie sind wieder offen « , sagte sie. » Ich bin bei euch nicht willkommen. Ihr seid es hier nicht. «
    » Wir suchen jemanden. Er

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