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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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bedurfte seiner ganzen Willenskraft, das Horn nicht abzulegen. Stattdessen steckte er es in sein Bandelier. Noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hob er sein Opfer hoch und legte es beinahe sanft auf den Stein. Dort lag es reglos.
    » Keinhorn « , flüsterte er. » Sei dankbar für den schönen Grabstein! «
    Hoch in der Luft über dem Stein sammelte sich schwarze Materie und blockierte die dort funkelnden Lichtsteine. Torgar blickte nach oben und wich zurück. Etwas Schwarzes fiel herab. Es fiel langsam, sank mehr, als dass es stürzte. Noch konnte Torgar nicht erkennen, was es war. Dann erblickte er Zähne. Viele Zähne. Sie glitzerten aus dem Maul eines Waberwesens, dessen Umrisse er noch nicht erfasst hatte.
    Es schwebte hernieder auf die Plattform.
    Es wirkte hungrig.
    Nun, frisches Keinhorn war angerichtet.

Kapitel 72
    Irene parkte das Auto auf dem Besucherparkplatz der Doolin Cave. Das Besucherzentrum, das in einem Flachbau untergebracht war, hatte noch nicht geöffnet, und durch die Glasfront sah man niemanden im Café sitzen.
    Hier in der Nähe musste es sein. Sie spürte Esterons Aura. Ihre Gäste würden doch nicht in die Höhle hinabgestiegen sein? Es ging tief hinunter, und man musste einen Schutzhelm tragen. Irene und Una hatten die Höhlentour bereits absolviert.
    Jenseits des Parkplatzes ging es bergauf, doch es führte kein Weg auf die felsige, höher gelegene Ebene.
    » Komm « , sagte Esteron. Der riesige, schwarze Hengst mit dem Horn auf der Stirn stand plötzlich dort oben und blickte zu ihr herunter. Majestätisch sah er aus, doch sie sehnte sich danach, ihn in seiner Menschengestalt zu erblicken. Mit Esteron, dem Mann, verband sie so viel an zärtlicher Vertrautheit, dass sie sich vielleicht weniger unsicher gefühlt hätte.
    Sie seufzte und nahm Rucksack und Geigenkasten an sich. Eine Wildwanderung durch das Kalksteingebiet ohne Weg und Pfad war nicht das, was sie sich gewünscht hatte. Sie hatte sich immer für naturverbunden gehalten, doch jetzt wäre ihr ein gesicherter und ausgebauter Weg lieber gewesen.
    Ein Auto fuhr auf der schmalen Straße am Parkplatz vorbei und bremste scharf. Esteron drehte sich um und trottete gemächlich außer Sicht. Das Auto fuhr weiter. Sicher stritten die Insassen jetzt miteinander, was genau sie da gesehen hatten. Ein Pferd. Einfach nur ein Pferd. Alles andere ging gar nicht.
    Doch es war egal. Etwas mühsam erklomm Irene die Felsenplattform. Hier war man schon so nah am Burren, dass der Boden nur noch aus Kalkstein bestand. Kaum noch Erde. Sie musste gut aufpassen, dass sie nicht in eine Spalte trat und sich verletzte.
    Eine kräftige Hand zog sie nach oben. Esteron hatte sich gewandelt. Irene unterdrückte die plötzliche Anwandlung, sich an seiner Schulter auszuweinen. Es gab keinen Grund für Tränen. Sie würden jetzt etwas unternehmen, um Una zu finden – und dann würde alles besser.
    Sie versuchte, daran zu glauben. Es gelang ihr nicht.
    Die Göttin und ihr Celtic Lover standen ungeduldig etwas weiter entfernt bei Perjanu. Was wollten sie nur hier? Hier gab es nichts außer Steinen und wildem Gestrüpp. Und natürlich verborgenen Höhlen, doch die einzig zugängliche war jenseits des Besucherzentrums hinter einer verschlossenen Gittertür. Von dort aus ging es weit in die Tiefe, Treppe um Treppe.
    Hier gab es keine Treppen. Und keine Schutzhelme. Keine Sicherheitsbelehrung. Keinen netten, jungen Höhlenforscher, der einem irgendwas erklärte oder » Hier bitte aufpassen! « sagte.
    » Na endlich « , brummte Macha. Dann schob sie mit dem Fuß einen kleinen, hellen Stein beiseite, und ein Eingang im Boden öffnete sich, der eben noch nicht dagewesen war. Die Höhlenforscher der Doolin Cave wären vermutlich begeistert darüber, wie einfach manche Dinge gingen, wenn man die richtige Gottheit dabei hatte.
    » Hier runter! « , befahl diese Gottheit nun. Weder Perjanu noch Esteron blickten glücklich drein, diskutierten aber nicht. Sie folgten der Göttin, Irene folgte den Einhörnern, und der Held kam ihr hinterher, als wollte er sichergehen, dass sie es sich nicht doch noch anders überlegte und kehrtmachte.
    Es wurde dunkel. Tatsächlich war es einen Augenblick lang stockfinster. Wie sollte sie hier gehen, wenn sie nichts sah? Vor und hinter ihr flammte Licht auf. Machas Hand strahlte Helligkeit ab. Der Held hielt ein leuchtendes Schwert in der Hand. Wo hatte er dieses Riesending nur bislang versteckt gehabt?
    Es ging bergab. Irene konnte

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