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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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drängend, unfähig, noch einen Ton zu singen. » Wach schon auf! «
    Jetzt bewegte sich etwas. Doch nicht auf der Opferplattform, sondern davor. Der Kentaur hatte nun den Pelzschrat wieder erreicht, aber sie kämpften nicht mehr. Sie blickten sich ebenso panisch wie feindselig an und sahen dann zu Una.
    » Mach sie tot! « , zischte das Halbpferd. » Bevor sie sie noch aufweckt! «
    Beide Kreaturen schienen panische Angst zu haben. Fast hoffte Una, sie hätte die Meister geweckt, wenn das die beiden so ängstigte. Doch dann dachte sie an die Menschen, die ihr geholfen hatten. Die hatten an sie geglaubt – und nun weckte sie ihre Sklavenhalter!
    Die beiden Kontrahenten standen einen Augenblick reglos vor dem Stein. Una hatte die Arme um Kanura gelegt und hielt ihn fest. Lebte er noch?
    Im Gebirge der Leiber und Gliedmaßen um sie herum zuckte es bisweilen, einmal hier, einmal da. Zittern lief über Flanken. Irgendetwas hatte Una bewirkt, doch nicht das, was sie geplant hatte: Kanura lag immer noch reglos in ihren Armen.
    Die muskelbepackten Arme des Kentauren griffen nach ihr, und sie duckte sich tief in die andere Richtung, zerrte Kanura mit sich. Schwer wie ein Pferd.
    Der Graue zischte wütend. Dann bückte er sich und hob unvermittelt den Schrat vom Boden und warf ihn auf den Opferstein. Platschend landete das Wesen auf dem Steinplateau. Borstige Arme streckten sich nach Kanura und Una aus, die weiter versuchte, von ihnen fort zu rutschen. Währenddessen umrundete der Kentaur den Opferstein. Die Feinde hatten sich gegen sie verbündet und kamen nun von beiden Seiten.

Kapitel 78
    Es lief nicht, wie geplant. Doch es musste. Die Einhörner galoppierten in Richtung der Berge. Vielleicht war es schon zu spät. Sie wussten, dass der Kampf entbrannt war, doch mehr auch nicht. Die Nachrichten waren abgerissen. Keine Botschaft erleuchtete sie.
    Auf alle Fälle sollten sie noch rechtzeitig kommen. Dies mochte die Entscheidung bringen. Es konnte nicht ewig so weitergehen.
    So nah am Gebirge warfen die Felsen tiefe Schatten auf das Land. Selbst die Vegetation wirkte dunkel, als hätte sie sich in den vielen Jahren der Düsternis verwandelt. Das Gras wuchs spärlich. Braune Flechten überzogen die Steine, wuchsen von der Erde an ihnen hoch. Grauer Efeu bedeckte den Boden und wand sich um Baumstämme.
    Die Einhornformation donnerte wortlos auf ihr Ziel zu, gerade so, als würde sie sich mit dem Bergschatten neu arrangieren müssen. Zu viele Generationen hatten in diesem Schatten gelebt, ohne sich um Änderung zu bemühen.
    Doch nun war alles anders.
    Man konnte das Geschrei bereits von Weitem hören. Tyrrfholyn schrien sonst nicht so. Schmerz und Entsetzen lag darin, weithin hörbar. Vielleicht warfen auch die Berge selbst den Schall zurück, verfremdeten den Ton dessen, was zu hören war. Ein Echo der Schlacht, die dort tobte.
    » Schnell! « , rief der Leithengst. Sicher würde die Schlacht auch ohne sie geschlagen werden, doch er wollte dabei sein, musste seinen Teil zum Ganzen beitragen. Das hatte er gelobt.
    Er stolperte beinahe, als ihn eine plötzliche Vision erfüllte. Feuer. Flammen loderten ihm durch die Gedanken und verschwanden dann wieder in der Schwärze eines undefinierbaren Nichts. Ein Sendfeuer? Ein Zuspruch? Ein gutes Omen? Ein schlechtes?
    Mühsam versagte er sich jede offene Reaktion. Er selbst konnte das Bild nicht deuten, und ohne eine Deutung würde es die anderen nur verunsichern.
    Dabei war es wichtig, sicher zu sein. Es war der halbe Sieg. Wer sich nicht sicher war, wofür er kämpfte, der unterlag.
    Die hufbewehrte Truppe preschte auf die Lichtung. Dort fochten sie, die Tyrrfholyn um Enygme. Das Blut und die Leiber der Verwundeten und Toten zeigten deutlich, dass es nicht allzu gut um sie stand. Und doch sah man nur wenige Uruschge tatsächlich eingreifen. Die Wasserpferde lauerten abseits, ihre Wut war ebenso spürbar wie ihr Widerwillen, sich in den Kampf zu stürzen. Ihre grindigen Verwundungen zeigten, dass sie bereits gekämpft und sich nun zurückgezogen hatten. Nicht weit. Sie umschlichen das Geschehen. Sie würden wieder eingreifen, wenn ihnen danach war.
    Wann das sein würde, war nicht ersichtlich. Ihr Verhalten war zu keiner Zeit logisch fassbar. Doch dass sie ihre Hörner und Zähne schließlich in ihre Feinde senken würden, war klar. Derzeit allerdings sahen sie zu, wie die Tyrrfholyn gegen ganz andere Wesen kämpften. Pelzschrate in unterschiedlicher Größe drangen auf die Truppe

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