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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Zauber nahekommt. «
    » Ich habe nicht gezaubert! « Sie war verdammt noch mal nicht Hermione Granger.
    Er lächelte. » Natürlich nicht. Aber ich danke dir dennoch. «
    Seine Hand wanderte von ihrer Schulter hoch zu ihrer Wange, verweilte dort. Dann beugte er sich plötzlich vor, um sie zu küssen. Seine Lippen waren unsagbar weich. Den Bruchteil einer Sekunde wollte sie ihm nachgeben, sich ihm ergeben, einfach den Verstand mit all seiner Skepsis und seinen Zweifeln ausschalten und ihm vertrauen. Aber schon im nächsten Moment fuhr sie zurück und riss sich los, als sie die mögliche BILD -Schlagzeile vor sich sah: DEUTSCHE TOURISTIN VON IRREM QUELLENKILLER VERGEWALTIGT .
    In plötzlicher Panik versuchte sie erneut aufzuspringen. Diesmal sprang er mit auf, war schneller als sie, kam in einem einzigen Satz auf die Füße, während sie sich etwas nervös hochrappelte.
    » Ich wollte dich nicht … « , sagte er, doch weiter kam er nicht.
    Das Quellwasser wirbelte auf und spritzte weit. Ein kalter Schauer traf sie beide. Una schrie vor Schreck auf. Sie hatte es gar nicht kommen gesehen, das Pferd von vorhin. Es musste den Bach hochgelaufen sein.
    Wie hatte ihr das entgehen können? Man sollte sich nicht von fremden Männern küssen lassen.
    Das Ross stürzte sich direkt auf Kanura und sie. Es sah größer aus, als sie es in Erinnerung hatte – und irgendwie wütend.
    Der junge Mann stieß sie zur Seite, und sie stolperte. Noch während Una fiel, sah sie, dass er einen sehr langen, weißen Dolch in der Hand hielt. Die Klinge schimmerte und war seltsam gewellt.
    Er würde doch nicht etwa ein Pferd angreifen? Das war furchtbar!
    » Nicht! « , rief sie. Er war wahnsinnig. Ohne zu zögern, hieb er mit dem Dolch zu, Blut spritzte von dem verwundeten Tier, und Una schrie vor Entsetzen. Wie konnte man ein Pferd attackieren? Wenn man es nicht dahaben wollte, reichte es doch, es zu verscheuchen.
    Es sah nicht aus, als ob es sich verscheuchen ließe. Auch schien es nicht ernsthaft verletzt. Es rollte nervös mit den Augen und sprang und bockte um die Quelle herum, stieg und schlug mit den Hufen nach dem Mann aus.
    Una schnappte sich ihre Satteltaschen. Ihren Rucksack hatte sie nie abgelegt. Jetzt würde sie ganz schnell das tun, was sie längst hätte tun sollen. Sie würde verschwinden. Das war vielleicht feige, aber sie war unbewaffnet.
    Und der Mann war total gestört.
    Wieder holte der Irre mit seiner großen Waffe aus, die – wenn man es sich recht überlegte – eher ein Kurzschwert als ein Messer war. Wo hatte er das nur verborgen? Una hatte keine Schwertscheide gesehen. Doch er hatte die Waffe sofort in der Hand gehabt, in Bruchteilen von Sekunden. Hätte er die Klinge gegen sie geführt, sie hätte nicht einmal Zeit gehabt zu begreifen, dass er sie gerade umbrachte.
    Das Pferd musste das gewittert haben. Es war ihr zu Hilfe gekommen. Auch wenn Una wusste, wie unwahrscheinlich das klang, war dies immerhin eine heilige Quelle. Warum sollten einen da nicht nette Pferde vor irren Mördern beschützen?
    Die Waffe sauste durch die Luft, schneller fast, als man folgen konnte. Una versuchte, nicht hinzusehen. Sie wollte nicht sehen, wie dieses arme Connemara-Pony abgeschlachtet wurde. Sie wollte nur weg. Doch ihre Beine waren schwer und langsam. Es war, als befände sie sich in einer Art Schockstarre. Oder hatte das Lied sie aus unerfindlichen Gründen so angestrengt?
    Weglaufen. Ein Schritt. Noch einer. Der Mann und das Pferd waren im Weg. Die Grotte war nicht breit genug, als dass sie in weitem Bogen hätte um sie herumlaufen können. Der Mann stieß sie wieder um, als er zurücksprang, um einem Biss zu entgehen. Das Pferd hatte wirklich erstaunliche Zähne. Una versuchte diese neue Wahrnehmung irgendwie zu verarbeiten und konnte es nicht. Vielleicht hatte sie sich getäuscht. Sicher hatte sie das. Unwillkürlich erklang die Stimme ihrer Mutter in ihrem Gedächtnis: Menschen, die nicht glauben können, was sie sehen, denken, sie haben sich getäuscht. Wir leben in einer physikalisch-logischen Welt voller Täuschungen.
    Dann stak plötzlich der lange Dolch in einem Pferdeauge, drang tief ein, wurde sofort wieder zurückgezogen. Dunkles Blut spritzte, wirkte fast schwarz in der goldenen Abenddämmerung.
    Una schrie, rappelte sich gleichzeitig wieder hoch, wusste nicht, wie fort und wohin. Das blutende Tier sprang nun direkt auf sie zu, an dem Mann vorbei. Der Anblick war grauenhaft. Blut spritzte und strömte aus dem Auge,

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