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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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du mir vorher noch sagen, worauf ich achten muss. Was oder wer gefährlich werden kann. «
    Ein Schnauben kam aus der Dunkelheit vor ihr.
    » Ich weiß es selber nicht. Die Einhörner von Sto-Nuyamen haben vor vielen Generationen mit den Traditionen der Tyrrfholyn gebrochen. Sie nannten sich dann auch nicht mehr Tyrrfholyn, sondern Mardoryx. Die Mardoryx argumentierten, dass sie die mächtigsten Wesen Talunys’ seien. Sie strebten die Herrschaft über jedes Wesen an und erwarteten die Unterwerfung aller anderen. Die Sippen der Tyrrfholyn des Südens teilten diese Meinung nicht. Daraufhin entbrannte ein heftiger und brutaler Krieg, in den beinahe alle Bewohner Talunys’ verwickelt wurden. Um den Krieg zu beenden, errichtete das Land die Trutzberge. Seither ist Talunys geteilt. Den Tyrrfholyn des Südens ist es nie gelungen, die Trutzberge zu bezwingen oder zu umgehen. Vom Norden kam auch keiner mehr. Was inzwischen hier stattgefunden hat, weiß ich nicht. Auch nicht, ob die Mardoryx uns noch als Feinde oder als Minderwesen sehen würden oder ob sie ihre Ansichten inzwischen geändert haben. Wir sollten uns also von ihnen nicht erwischen lassen. «
    » Haben wir das nicht schon? «
    » Bis jetzt habe ich nur Kentauren gesehen. Zu viele Kentauren. Das gibt mir zu denken. «
    » Ach ja? « , fragte Una trocken. » Und was denkst du? Was wollen die? Arbeiten die für diese Mardoryx? «
    » Weiß ich nicht. Ich weiß über den nördlichen Teil von Talunys genauso wenig wie du. «
    » Toll. Und weniger zu wissen als ich, ist in dieser Welt praktisch nicht mehr möglich. Habt ihr denn kein Wissen über die Kentauren? «
    » Es gibt viele Lieder und Legenden. Die Schanchoyi, unsere Gelehrten, kümmern sich primär darum. Ich selbst habe mich noch nicht in dem Maße damit befasst, wie es jetzt vielleicht nützlich wäre. «
    » Und womit hast du dich dann befasst? «
    » Hauptsächlich mit … Spaß. Es war ja immer noch so viel Zeit, um zu lernen. Dachte ich. «
    » Super. Von allen zur Verfügung stehenden weisen Fabelwesen muss ausgerechnet ich an einen Bildungsverweigerer geraten. «
    Kanura schwieg. Ob er beleidigt war oder ihn das schlechte Gewissen plagte, wusste Una nicht. Es war auch egal. Sie sollte ihn nicht ärgern. Doch seit sie ihn getroffen hatte, war nichts mehr richtig. Vielleicht hatte er sie ja nicht absichtlich in diese Lage gebracht, aber dass er der zentrale Ausgangspunkt all ihrer Probleme war, ließ sich nicht leugnen. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen für ihn – und gegen ihn, doch ihre Angst vor allem, was sie umgab, dominierte. Und so lange das so war, würde sie diesem Mann gegenüber vermutlich auch nicht objektiv sein können.
    Als er plötzlich anhielt, kroch sie fast auf ihn drauf.
    » Der Gang teilt sich « , erklärte er und klang ein wenig frostig dabei. Una wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, doch er erwartete offenbar auch keinen Kommentar von ihr. » Wir halten uns rechts. «
    Warum er das entschieden hatte, erklärte er nicht. Vielleicht wusste er es selbst nicht. Una konnte nicht einmal erahnen, welche Sinne er, abgesehen von den normalen, zur Verfügung hatte. Natürlich hätte sie weitaus lieber geglaubt, er hätte einen wirklich guten Grund für seine Entscheidung.
    » Bleib dicht hinter mir! « , befahl er noch. Dann krochen sie weiter. Es war anstrengend.
    Sie merkte, dass er wieder angehalten hatte, als sie mit dem Kopf an sein Hinterteil stieß.
    » Kannst du nicht sagen, wenn du stoppst? « , beschwerte sie sich genervt.
    » Der Gang ist hier zu Ende « , sagte er. » Seitlich geht es in einen Raum. Da ist Licht. «
    Nun bemerkte auch Una das Dämmerlicht. Als Kanura sich auf den Bauch legte und nach vorne robbte, tat sie es ihm gleich. Es wurde etwas heller. Als der Tunnel endete, entdeckte auch sie die schmale Öffnung an der Seite. Schon war Kanura hindurch, und Una folgte, zog sich über Staub, Dreck, Fetzen und irgendetwas Hartes hinweg und befand sich mit einem Mal in einem sehr hohen Raum. Sie schrie beinahe, als sie merkte, dass ihre Hände in Gebeine fassten, dass sie tatsächlich komplett über einer zerfallenen Leiche lag. Knochen brachen unter ihr aus vertrockneten Gelenken.
    Sie fuhr hoch auf die Füße, wäre am liebsten in die Luft gesprungen und dort hängengeblieben, um nie wieder diesen Boden berühren zu müssen. Wie wild schlug sie sich den Leichenstaub von ihrer Kleidung. Er schien alles zu bedecken, bildete Wolken um sie,

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