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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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nachzufragen. Morgen.
    » Schlaft ihr hier oder draußen? « , fragte sie. » Ich kann euch Unas Bett anbieten. « Sie deutete auf die Leiter, die zu dem niedrigen, aber gemütlichen Zimmerchen unter der Dachschräge führte.
    » Danke « , sagte Perjanu und wandte sich der Leiter zu.
    Esteron streckte seine Hand nach Irene aus.
    » Komm « , sagte er nur.
    Sie verstand nicht sofort, aber dann begriff sie. Er würde bei ihr schlafen. Mit ihr schlafen?
    » Bist du nicht … gebunden? « , fragte sie schüchtern.
    » Doch « , sagte er. » Stört dich das? Ihr Menschen habt eine so komplizierte Moral. «
    » Hat denn deine … Frau nichts dagegen? «
    Er nahm sie in den Arm.
    » Du wirst nicht zu meiner geliebten Fürstin, wenn du in meinen Armen liegst, aber vielleicht können wir einander ein wenig Mut, Hoffnung und Kraft geben. Das würde mir Enygme niemals missgönnen. Oder möchtest du nicht? «
    Doch. Natürlich mochte sie.
    Sie kämpfte einen Anflug von schlechtem Gewissen nieder, als müsste sie alte, sinnlos gewordene Moralvorstellungen mit der Fliegenpatsche verscheuchen. Erstaunlich, wie tief sie doch in einem steckten. Doch nichts würde dadurch besser, dass sie sich jetzt in keuschem Verzicht übte. Wozu? Seit Martin sie verlassen hatte, hatte sie tatsächlich mit keinem Mann mehr geschlafen. Dabei hätte sie es gerne getan, gerne gezeigt, dass sie noch nicht zum Gemüse mutiert war, Bedürfnisse hatte, es mit zwanzig Jahre jüngeren Blondinen jederzeit aufnehmen konnte und auf ihren Ex nicht angewiesen war.
    Es hatte sich aber nie ergeben. Sie hatte sich für keinen Mann genügend interessiert. Und kein Mann sich für sie. Esteron jedoch tat es. Er zog sie kurz an sich, und sie spürte seinen kräftigen Körper an ihrem. War er überhaupt ein Mann?
    Doch, das war er, sie spürte seine Erregung an ihrem Körper deutlich. Einhorn hin oder her, er war eindeutig ein Mann.
    Außerdem hatte sie sich dem Unbeweisbaren, Seltsamen und Wundersamen verschrieben. Und wundersamer, als mit einem Einhorn zu schlafen, konnte es kaum werden.
    » Ich bin ein bisschen aus der Übung « , murmelte sie.
    Esteron nickte, nahm sie bei der Hand und küsste ihre Fingerspitzen, als müsste er diese für irgendetwas belohnen.
    » Bardin « , sagte er und blickte ihr in die Augen und von dort immer weiter und tiefer bis in ihr Selbst. » Wir werden es schon hinbekommen. «
    Irgendetwas tief in ihr drin schmolz unter seinem Blick. Einen Augenblick lang war sie sich unsicher, ob sie sich diesem Einhornfürsten wirklich hingeben sollte, nur weil sie sich gegenseitig in die Seele blicken konnten. Dann wusste sie, sie bräuchte nur Nein zu sagen, und er würde auf dem Sofa schlafen.
    Und das würde sie sich nie verzeihen.

Kapitel 41
    Der Gang war niedrig, und man konnte ihm nur sehr gebückt oder auf allen vieren kriechend folgen. Doch außer der verschlossenen Kerkertür, auf deren anderer Seite sich vermutlich immer noch eine Horde missmutiger Kentauren befand, war er die einzige Öffnung in dem Kellerraum, in den man sie eingesperrt hatte. Una schloss daraus, dass es sich hier nicht um einen Gang für Einhörner handelte, sondern um einen Versorgungstunnel für Wesen, die entschieden kleiner waren.
    Sie wussten nicht, wo der Gang sie hinführte. Kanura kroch voran, sah es als seine Pflicht, das Terrain zu sondieren. Gefunden hatten sie den niedrigen Tunnel, nachdem sie ein paar nutzlose, verrottete Gegenstände von der Wand weggeschoben hatten, Holzbottiche, Besen, Handwerkszeug. Sie hatten sie auch wieder, so gut es ging, aufgeschichtet, um ihren Fluchtweg zu tarnen, doch wenn man sie suchte, würde man den Gang finden. Der Vorteil war: Kentauren passten hier nicht durch. Selbst Einhörner in Menschengestalt hatten ihre Probleme. Una hingegen war klein und dünn.
    Es ging leicht bergauf, gerade so viel, dass sie nicht zurückrutschten und Una ins Schnaufen kam. Es war dunkel. Sie haderte damit, dass sie ihre Satteltaschen nicht hatte. Die Taschenlampe hätten sie jetzt gut gebrauchen können. Kanura schien genug erkennen zu können. Una hinter ihm sah kaum etwas außer seiner Hinterfront.
    So vieles hätte sie ihn gern gefragt. Doch aus ihrem Gefängnis zu entkommen, hatte oberste Priorität. Den Gang zu finden, war nicht schwer gewesen. Sie wussten jedoch weder, wohin er führte, noch, was sie in diesem Gebäudekomplex überhaupt zu erwarten hatten. Wer regierte hier?
    » Warte doch mal! « , flüsterte Una. » Vielleicht solltest

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