Die Quellen Des Bösen
Nussschalen der befestigten Kaimauer näherten, wagte es der Freibeuter, die rogogardische Flagge hissen zu lassen. Jetzt konnte er nur beten, dass kein nervöser Bombardier vor lauter Aufregung trotzdem feuerte
Jonkill heftete den Blick auf den Mann, der im ersten der Beiboote stand, mit beiden Armen wild wedelte und immer wieder auf sein Gesicht deutete.
Die vorderste Geschützbatterie gab dem Hetmann mit einer knappen Geste zu verstehen, dass man die anscheinend vom Verstand verlassenen Landungstruppen des Kabcar leicht vernichten konnte.
Der Befehlshaber der Rogogarder blickte über die Rudermannschaft, deren Gesichter keineswegs aussahen, als stammten sie vom Inselreich. Doch der Trick, mit einer gestohlenen Fahne geradewegs auf die Fortifikationen zuzuhalten, war viel zu plump und passte nicht zu dem bisherigen Vorgehen.
Jonkill versuchte, die Züge des ersten Mannes trotz des schaukelnden Bootes zu erkennen.
Rudgass!, dachte er verblüfft. Also ihm verdanken wir, dass die hoheitlichen Truppen sich gegenseitig beschossen haben . Er machte sich auf den Weg nach unten, um den Kapitän zu begrüßen, der wieder einmal einen seiner tollkühnen Streiche gespielt hatte.
Als der Hetmann die Stellung mit den Bombarden passierte, hörte er, wie der Offizier den Feuerbefehl erteilte.
»Kommando widerrufen!«, schrie Jonkill entsetzt und war mit einem Satz bei den Soldaten, die die Fackeln zurückrissen. »Das sind unsere Leute!«
In diesem kurzen Moment der Stille hörten alle das charakteristische Zischen einer Zündschnur.
»Sie haben uns erkannt«, atmete Torben auf, während er die schweigenden Geschützreihen betrachtete.
»Das hätte uns noch gefehlt, dass deine Piratenfreunde ihren besten Mann zu den Fischen schicken«, grinste Varla, die zu seinen Füßen saß und das rückwärtige Geschehen im Auge behielt. »Du scheinst keine Neider unter deinen Leuten zu haben, die die Situation ausnutzen wollen.«
»Ich bin viel zu beliebt«, meinte der Freibeuter leichthin. »Steuert die hintere …«
Ein einzelnes Krachen ertönte, eine der Bombarden entlud sich und sandte eine Kugel auf die Reise.
Der Freibeuter ließ sich geistesgegenwärtig fallen, das Geschoss pfiff über ihn hinweg und brach über die mittlere Ruderreihe herein.
Das Beiboot zerfiel in zwei Hälften, auch Torben rutschte ins kühle Wasser, umgeben von Trümmerstücken. Als er auftauchte, färbte sich das Meer um ihn herum rot. Einige Tarviner schrien um Hilfe.
»Varla?!«, rief er voller Sorge um seine Gefährtin. Er trat auf der Stelle und drehte sich dann um die eigene Achse, um sie irgendwo auszumachen.
Die anderen Boote glitten heran und nahmen die Verletzten sowie die Schiffbrüchigen auf; gleichzeitig kamen Rogogarder aus den Schützungen auf der Kaimauer hervor und warfen Taue ins Wasser, um bei der Bergung zu helfen.
Torben zog sich in eines der Dingis und suchte von oben. Ich werde den Idioten an der Bombarde eigenhändig in Scheiben schneiden, wenn ihr etwas geschehen ist .
Endlich entdeckte er ihren Körper, mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibend. Wie von Sinnen warf er sich in die Fluten, schwamm zu ihr und drehte sie auf den Rücken, um die Bewusstlose vor dem Ertrinken zu bewahren. Dabei ertastete er einen langen Splitter, der in ihrer Seite steckte. Taralea, lass es nicht wahr sein! Zusammen mit einigen Tarvinern bugsierte er sie vorsichtig in ein Beiboot und brachte sie zum Aufgang, wo ihn Jonkill und zahlreiche Helfer erwarteten.
Ein todbleicher Offizier stand neben dem Hetmann. »Wir wussten nicht, dass Ihr es seid, Kapitän«, stammelte er geschockt.
Torben betrachtete das fahle Antlitz der Tarvinin und wischte ihr das Wasser aus dem Gesicht. »Lasst es gut sein.« Er beherrschte sich, um dem Mann nicht einen Fausthieb zu geben. »Aber betet wie ich, dass sie es überlebt.«
Varla öffnete die Augen, ihre Lider flatterten. »Scheint so, als hättest du doch Neider, was, Torben?«, flüsterte sie und versuchte zu lächeln. Sie schielte auf das Bruchstück, das aus ihr herausragte, und wurde noch weißer, dann schloss sie die Augen.
»Los, bringt sie zu einem Cerêler!«, verlangte er, und die Männer trabten mit der Bahre los.
»Wir haben keine solchen Heiler hier, Kapitän Rudgass.« Der Hetmann trat an seine Seite. »Aber sie wird es trotzdem schaffen.«
»Es tut mir Leid, ich hielt Euch für ein Kommando des Kabcar«, versuchte der bedrückte Offizier erneut, eine Entschuldigung anzubringen.
»Es ist
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