Die Quellen Des Bösen
dass sie sprach. »Wir sind in einem gewissen Abstand an die Klinge gebunden, Meister.«
Lodrik verstand, dass seine erste Aufgabe darin bestand herauszufinden, was seine Seelenkreaturen ausrichten konnten und wer ihm alles zur Verfügung stand. Das würde sicherlich einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Andererseits brauchte er lange, bis er in Kensustria ankam.
»Ihr werdet wieder in die Klinge zurückkehren, bis ich euch rufe«, befahl er.
Eine verdammte Seele nach der anderen verschwand durch die leuchtenden Symbole in das Metall, bis nur noch fünf von ihnen auf der Lichtung unschlüssig kreisten, misstrauisch gegenüber dem Menschen, der sich als »Meister« präsentierte, kaum gewillt, in das jahrhundertealte stählerne Gefängnis einzufahren.
»Ich habe es euch befohlen«, wiederholte der einstige Kabcar mit aller Autorität.
Da noch immer keine der fünf Gestalten Anstalten machte, seiner Aufforderung nachzukommen, schritt er ohne zu zaudern auf die nächste zu, tauchte seine Finger in sie ein und aktivierte seine Magie.
Mit einem schrillen Kreischen stob der Schemen auseinander. Zurück blieben flackernde Fragmente der Silhouette, die auseinander trieben und deren Glühen rasch schwächer wurde.
Blitzartig fuhren die übrigen Seelen der Verbrecher in ihre tödliche Behausung aus geschmiedetem Eisen. Die Bannsymbole erloschen, das Hinrichtungsschwert steckte harmlos in der Erde. Nichts deutete darauf hin, dass es ein Geheimnis in sich barg.
Lodrik begriff nicht recht, was er angerichtet hatte.
Die letzten glimmenden Reste des Geistwesens hafteten puderig an seinen Fingerspitzen und Nägeln, bevor auch sie ihre Leuchtkraft vollständig verloren und verschwanden. Als das letzte Funkeln erlosch, war er sich sicher, soeben die Seele eines Menschen für immer vernichtet zu haben.
Nachdenklich packte er den Griff und zog das Schwert aus dem Boden, reinigte die leicht erwärmten Gravuren und verstaute es im Beutel.
Ein Nekromant, grübelte er über seine veränderte Daseinsform nach. Es scheint, als käme mir stets die Aufgabe zu, Neuheiten auf Ulldart einzuführen. Erschöpft löschte er die Kerzen und glitt unter die grobe Decke.
Warum ausgerechnet ihm die Beschwörung gelungen war, entzog sich seiner Kenntnis. Wichtiger war, dass sie ihm gelang.
Vielleicht muss man selbst dem Tode nahe gewesen sein, um die Seelen zu kontrollieren. Im fahlen Licht der Gestirne betrachtete er seine blasse Haut. Oder ganz tot?
Lodrik legte sich auf die Seite, eine Hand am Heft seines Schwertes, das er durch das Tuch hindurch spürte. Mithilfe seiner neuen Untergebenen erschien es ihm nicht mehr ganz unmöglich, Govan aufzuhalten. Unter Umständen würde er nach der Freilassung der Seelen sofort wieder eine neue in das stählerne Gefängnis sperren.
Kontinent Ulldart, Kensustria, Meddohâr,
Frühherbst 459 n. S.
Z uversicht und Trostlosigkeit lagen noch nie so eng beieinander wie in den letzten Wochen.« Fiorell rückte seinen Strohhut gerade, den er seit dem heimtückischen Anschlag Perdórs auf seine Haare zu tragen pflegte, und ordnete mit der freien Hand die Nachrichten nach ihrer Aktualität. »Der totale Verlust Rogogards gegen den Sieg im Süden.« Unglücklich schaute er zu seinem Herrn. »Ich weiß nicht, ob man sich darüber aufrichtig freuen kann. Die kensustrianischen Krieger haben rund fünfzehntausend Mann vernichtet. Fünfzehntausend Ulldarter. Dazu kommen noch große Teile der Wahnsinnigen der Kavallerieeinheit, die wirklich dachten, ihre Vorbereitungen blieben unseren Verbündeten verborgen.«
Der ilfaritische König hob mahnend den Zeigefinger. »Sei nicht ungerecht. Sie hätten alle Angreifer auslöschen können, wenn du dich erinnerst. Ohne unser Einwirken und das folgende Zugeständnis von Tobáar, der seinen Feldherren durchaus hätte folgen können, würden mehr als hunderttausend Frauen um ihre Söhne und Ehemänner trauern.«
Der Hofnarr jonglierte lustlos mit ein paar Schreibutensilien, legte sie zur Seite, um eine Münze zwischen den Fingern seiner rechten Hand hin und her wandern zu lassen, und stützte den Kopf auf. »Es ist verrückt. Wir müssen den Kensustrianern noch dankbar sein, dass sie sich nicht so vernichtend zur Wehr gesetzt haben, wie sie es eigentlich vermocht hätten. Das restliche Ulldart ahnt nicht einmal, welchen katastrophalen Ausgang der schwachsinnige Feldzug des Kindkönigs nehmen wird. Die nächste Welle wird genauso wirkungslos gegen die kensustrianische
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