Die Quellen Des Bösen
fragen, warum sie sich die Schließung der Bildungsstätte gefallen ließen.
Da öffnete sich die Tür, ein Uniformierter trat heraus, musterte sie und blickte zu Lodrik. »Willst du dich auch dem Heer anschließen, Händler?«, wurde er gefragt. »Wir können jeden starken Arm gegen die Grünhaare gebrauchen.« Prüfend legten sich seine Augen auf den einstigen Kabcar. »Aber um ehrlich zu sein, du scheinst nicht gerade tauglich zu sein, so dürr wie du bist. Du siehst aus wie ein Totengräber. Überleg es dir lieber noch einmal.«
»Danke«, brachte es Lodrik mit Mühe hervor und wandte sich abrupt um.
Es machte ihm im Grunde nichts aus, dass sich Govan ebenfalls vom Gerechten abgekehrt hatte.
Jedoch sprach die allgemeine Tendenz dafür, dass Tzulans Stern immer größer würde. Und mit diesem Wachstum schwand all das, was er zu seiner Amtszeit den Menschen gebracht hatte, und die Grausamkeiten nahmen zu. Wahrscheinlich sah es in jeder größeren Stadt wie in Sora aus. Er opfert alles seinem Eroberungswahn und Tzulan.
Lodrik erkannte dabei auch, dass er allein nichts gegen seine Kinder ausrichten konnte. Er musste sich Verbündete suchen, die ihn unterstützten, die er angemessen unterstützen konnte. Als Einzelner würde er in seinem eigenen Land immer auf der Flucht sein, bis man ihn erkannte und es keine Gelegenheit mehr gab, Vinteras schwarzer Sichelschneide zu entkommen.
Die einzigen Verbündeten jedoch waren die, die er während seiner Regentschaft selbst noch bekämpft hatte, um sie in sein visionäres Reich der Gleichberechtigten einzugliedern.
Ein bitteres Lachen entfuhr ihm. Ich Träumer. Meine Ideen hätten nie und nimmer zum Erfolg geführt. Ulldrael oder wer auch immer hätte ihm den notwendigen Verstand geben müssen, seine Spinnereien über Bord zu werfen, damit er sich mit der Verwaltung seines riesigen Reiches beschäftigte und dort für Gerechtigkeit sorgte anstelle Unmögliches anzustreben und dabei den Blick für die Wirklichkeit zu verlieren und somit dem Bösen und der Dunklen Zeit alle Möglichkeiten zu verschaffen, die sie für eine Ausbreitung benötigten.
Sein Ziel stand fest.
Er würde nach Kensustria reisen und dem letzten Widerstand, der sich gegen Govan erfolgreich behauptete, seine Mitarbeit antragen. Lodrik wollte Perdór treffen und ihm alles schildern. Der Herrscher von Ilfaris wusste sicherlich, was zu tun wäre.
Somit stand ihm eine gefährliche Fahrt bevor, die aber das einzig Richtige in seinen Augen war.
Die Nacht verbrachte er in einem der zahlreichen Gasthäuser, bezahlte mit ein paar angesengten, leicht verformten Waslec, die aus den Ruinen des Totendorfes stammten, und begab sich bei Anbruch des Morgens zum Fluss, um sich auf einem der Kähne einzuquartieren. Die Soranjalev nahm ihn auf, und schon eine halbe Stunde darauf glitt der Bug des trägen Bootes stromabwärts.
Er war gerade damit beschäftigt, sich näher an Deck umzuschauen, als sie eine Stelle passierten, an der mehrere Soldaten damit beschäftigt waren, die verbrannten Reste einer großen Scheune mit Hilfe von Stricken und Stangen einzureißen und das erloschene Feuer zu entfachen.
Wenn ihn seine Augen nicht zu sehr täuschten, hatte er in den Trümmern menschliche Überreste gesehen. Augenblicklich dachte Lodrik an das Totendorf.
»Schrecklich, was?«, sagte einer der Bootsleute, der sich mit dem Flicken eines kleinen Netzes beschäftigte, mit dem die Besatzung sich unterwegs ihre Verpflegung fischte. »Da werden die armen Teufel zu einem kostenlosen Fressen eingeladen, und dann kommt es zu so einem Unglück.«
»Was ist denn geschehen?«, erkundigte sich der ehemalige Kabcar.
»Einer der Kerzenleuchter krachte von der Decke, genau dorthin, wo sie das Stroh zusammengekehrt hatten. Keiner entkam dem Feuer, sagte man heute Morgen im Hafen. Sie waren wohl alle zu besoffen.« Der Binnenmatrose richtete sich auf und zog einen Knoten fester. »Traurig, traurig. Aber für manche war es bestimmt das Beste, was ihnen geschehen konnte.«
Lodrik glaubte nicht einen Lidschlag an diese Erklärung. »Ich frage mich, warum sie jetzt versuchen, die Flammen neu zu entfachen, anstatt nach Verletzten zu suchen.«
An der rechten Uferseite entstand Bewegung.
Ein zerlumpter Mann hastete aus dem Unterholz in Richtung des Wassers und warf sich kopfüber in den Strom, paddelte wie ein Hund auf den Lastkahn zu.
»Was hat denn der vor?« Der Matrose unterbrach seine Arbeit und griff nach einem Tau, dessen Ende er
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