Die Quellen Des Bösen
Funkeln entlang der Mitte aus und brachte alle aufgeschmiedeten und eingravierten Zeichen zum Strahlen, bis das Schwert die gesamte Lichtung in hellblaues Licht tauchte.
Mit einem leisen Geräusch, ähnlich einem Luftzug, der durch die Fenster pfeift, schoss eine wabernde, schwach umrissene Gestalt aus einem der Symbole, umkreiste Lodrik und zog ihre Bahnen um das Henkersschwert. Der Angriff auf ihn wie damals, als er die Beschwörung im Keller des Palastes versucht hatte unterblieb.
»Es funktioniert!«, jubelte Lodrik und betete die Formeln weiter herunter.
Immer mehr der durchsichtigen Schemen drangen aus den mystischen Schnörkeleien, flogen um die Klinge, angezogen wie Motten vom Licht einer Fackel. Es mussten über dreißig dieser Geisterwesen sein, die sich auf der Lichtung tummelten, ohne sich großartig um ihren Beschwörer zu kümmern.
Eines der Geschöpfe löste sich aus dem wirbelnden Pulk und näherte sich dem ehemaligen Kabcar. »Ihr habt sie befreit«, sagte es. »Wie habt Ihr das gemacht? Ihr seid der Erste, der diese Leistung vollbracht hat.«
»Jukolenko?«, fragte Lodrik unsicher.
»Ihr sprecht mit Canuzy, keinem Geringeren als dem Erschaffer dieses Schwertes«, erhielt er zur Antwort. »Ich habe es vor vielen, vielen Jahren geschmiedet. Es müssen schon einige hundert Jahre ins Land gegangen sein.«
»Und wieso wohnst du selbst in ihm?«
»Es wurde angefertigt von fünf Meistern ihres Faches und gehärtet in dem Blut von vier Menschen«, lautete die Erklärung. »Ich habe meine Helfer umgebracht, um an ihren Lebenssaft zu gelangen. Man entdeckte die Tat und köpfte mich mit unserem gemeinsamen Werk.« Das Leuchten glomm einen Augenblick intensiver. »Ich bin die älteste Seele hier drin und stolz, dass es uns geglückt ist, ein so unvergleichliches Gefängnis zu bauen.«
»Was ist der Sinn eines solchen Kerkers?«, verlangte Lodrik fasziniert zu wissen.
Das hellblaue Flirren rückte etwas dichter heran. »Wir wollten etwas kreieren, das den schlimmsten Verbrechern die schlimmste Strafe zukommen lässt: ewige Verdammnis an einen Ort, von dem es kein Zurück mehr und Hoffnung auf Erlösung gibt. Sie sollten auf ewig ihre Taten büßen und Qualen leiden.«
Lodrik lachte böse. »Es ist dir und deinen Freunden wahrlich gelungen.«
Einige der durchscheinenden Gestalten kreisten plötzlich schneller, und er vernahm ein vielfaches Aufkreischen und Jammern.
»Ihr habt sie verärgert«, erklärte Canuzy. »Wenn man scheinbar unendliche Dekaden eingesperrt ist und die Zellentür sich unvermittelt einen Spalt öffnet, erwartet man Freiheit und keinen bösartigen Spott.«
»Sie werden noch viel verärgerter sein, wenn sie hören, was ich mit ihnen vorhabe.« Der einstige Herrscher Tarpols gab sich Mühe, trotz aller Anstrengung unnachgiebig und hart zu klingen. »Ich bin von heute an euer Meister. Ihr alle werdet mir gehorchen und die Aufgaben, die ich euch auftrage, erfüllen. Oder ich werde der schlimmste Aufseher eures Gefängnisses sein, den ihr euch vorstellen könnt.«
Nun huschten die nebulösen Schemen wie ein aufgescheuchter Insektenschwarm umher.
»So einfach wird es nicht werden, wie Ihr Euch das vorstellt … Meister«, erklärte die Seele des Schmieds. »Zwar sind wir den Beschwörungen gefolgt und erschienen. Dennoch werdet Ihr für jeden Dienst, den wir Euch gewähren, eine Gegenleistung bringen müssen. Alle Gefangenen erhalten für gewöhnlich Nahrung.«
»Und was verzehren Seelen wie ihr?«
Eine zweite, leuchtende Frauengestalt zischte heran. »Wir verlangen für jede Anstrengung einen Fingerhut Eures Blutes, Meister«, wisperte sie. »Natürlich für jede Seele.«
»Das ist kaum akzeptabel.« Lodrik überschlug die benötigte Menge, die er benötigte, wollte er all seine geisterhaften Diener zum Einsatz bringen. »Ein Tropfen sollte ausreichen. Dafür verspreche ich euch, dass ich euch alle frei lasse, wenn ich mein Ziel erreicht habe. Die Ächtung soll lange genug gewährt haben.« Die flirrenden, türkis- farbenen Gespinste hielten still, lauschten. »Bis ich meine Absicht verwirklicht habe, wird es nicht lange dauern. Ein Lidschlag im Vergleich zu der Zeit, die ihr bislang im Schwert verbracht habt.« Er deutete in die Höhe. »Fliegt nach Ulsar und tötet Govan Bardri¢, seine Schwester Zvatochna, Mortva Nesreca und Sinured. Danach …«
»Wir vermögen viel, aber wir sind nicht allmächtig«, unterbrach ihn die weibliche Seele becircend; sie sang mehr, als
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