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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Verteidigungsmauer schwappen und daran zerbersten wie die erste.« Die Münze flog hoch in die Luft, rotierte um die eigene Achse und landete mit der flachen Seite auf der ausgestreckten Fingerkuppe des an diesem Tag nicht zu Scherzen aufgelegten Spaßmachers.
    »Vierunddreißigtausendeinhundertzwanzig Gefangene, die Mehrzahl stammt aus dem Kavallerieregiment.« Perdór unterstrich das Ergebnis seiner Addition zweifach, um es hervorzuheben. Es waren Landsleute, deren Leben sie bewahrt hatten und die nun hinter der Front in behelfsmäßigen Lagern eingesperrt saßen. Die Verluste der Kensustrianer beliefen sich auf einhunderteinundzwanzig Mann, die aller Wahrscheinlichkeit nach durch Glückstreffer der ulldartischen Bombardenlafetten ums Leben gekommen waren. Mit einem Ruck richtete Perdór sich auf.
    »Wie auch immer, unsere Aufgabe wird es sein, aus dem Geschehenen eine Mixtur anzurühren, die uns zum Vorteil gereicht.« Er nahm die Aufzeichnungen zur Hand. »Unsere Leute in den verschiedenen Reichen werden das Märchen von der Unbesiegbarkeit der Kensustrianer weiter verbreiten. Zu den Halbwahrheiten der Überlebenden über die monströsen Krieger mengen wir noch andere Dinge, die richtig Angst machen. Ich will, dass jeder neue Rekrut von den sagenhaften Kräften der Kensustrianer erfährt, damit sich seine Hose füllt, wenn ein Busch im Wind raschelt.«
    Äußerst zufrieden las er die Nachricht, dass die verwirrende Frage bezüglich des Verbleibs von Lodrik Bardri¢s Leichnam noch immer nicht aufgeklärt war.
    Er würde der Variante Vorschub leisten, in der der alte Kabcar verwirrt durch die Lande streifte und sein Sohn den Thron unter keinen Umständen räumen wollte. Er wackelte mit den Fingern und schnappte sich ein Stück Konfekt, ein hauchdünnes Täfelchen aus zwei unterschiedlichen Schokoladensorten. Das wird gehörig an dem kleinen Tzulan in Ulsar nagen, wenn das Volk auf die Rückkehr desjenigen hofft, der mehr als alles andere ein Herz für seine Untertanen hatte. Was man von seinem Nachfolger kaum behaupten kann.
    »Habt Ihr die Neuigkeiten aus Ulsar gelesen, Majestät?«, fragte Fiorell. »In den Provinzhauptstädten Karet, Ulsar, Ker, Granburg, Berfor, Sora und Restyr starben Bettler in Folge eines Festessens. Und wie überall waren es Unfälle: Brände, Blitzschläge, umgefallene Kerzen, außer Kontrolle geratene Lagerfeuer und Ähnliches.«
    »Arme Seelen«, seufzte Perdór. »Sie wurden genauso Opfer von Tzulan wie die unzähligen Totendörfer, die dem Erdboden gleichgemacht wurden.«
    »Er stopft dem Gebrannten die Gaben nur so ins gefräßige Maul, was auch recht einfach ist, nachdem in diesen Städten die Gouverneure ausgetauscht wurden. Scheinen alles Tzulani zu sein.«
    »Immerhin, nicht überall kommen Govans Methoden gut an«, meinte Perdór ein wenig zuversichtlicher. »Die Rücknahme der Reformen, die drastischen Gesetzesverschärfungen, die Soldatenpflicht, höhere Steuern und großkotzige Adlige und Brojaken haben einiges an Verstand in den Reichen wachgerüttelt.« Perdór schob sich ein weiteres Schokoladenplättchen in den Mund, nicht ohne es intensiv zu betrachten. Einen Racheakt Fiorells für die Glatze schloss er nicht aus. »Das unverblümte Abreißen der Ulldrael-Tempel oder das dreiste Umwidmen in Tzulan-Stätten hat etliche dazu bewogen, über den Sohn von Lodrik Bardri¢ nachzudenken. Meine Lieblinge sind momentan die Aufständischen in Karet. Sie erhalten Beistand aus der Bevölkerung, damit sie ihren Widerstand aus den Bergen heraus fortsetzen, nachdem Rogogard als Nachschublieferant ausfiel. Die Warteschlangen vor den Werberstuben haben sich beinahe in Nichts aufgelöst, und die ersten harten Steuereintreiber erhielten Schläge von Dorfbewohnern. Der Wind, der Govan den Rücken stärkte, flaut ab, mein geschätzter Fiorell. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er sich dreht. Und wir spielen dabei ein bisschen Wettergott.«
    Der Spaßmacher gab dazu keinen Kommentar ab.
    Seine »Lieblinge« waren die Bewohner der Stadt »Ammtára«, die seit nicht allzu langer Zeit den Zusatz »frei« führte. Sie widersetzten sich nicht nur den indirekten Befehlen des Kabcar für Menschenopfer, sie schrieben darüber hinaus sämtliche Korrespondenzen zwischen den Tzulani in ihrer Heimat und in Ulsar ab, verbreiteten sie in Flugschriften und distanzierten sich von den Geschehnissen. Dabei warnten sie alle Menschen, sich von den Fanatikern des Gebrannten Gottes in Acht zu nehmen.
    Unter

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