Die Quellen Des Bösen
zu stehen schienen.
Neugierig drehte und wendete er die Feuerwaffe. Probehalber zog er den Hahn zurück, bis der klickend einrastete. Als er den Abzug betätigte, schlug die Spitze nach unten, ohne dass etwas geschah. »Wie geht das, Baraldino?«
Der Adjutant zuckte unglücklich mit den Achseln. »Das ist eine Waffe für hohe Offiziere. Noch ist sie zu teuer, dass komplette Mannschaften damit ausgerüstet werden. Ich kenne mich mit der Bedienung leider nicht aus.«
Kurz entschlossen packte Lorin alles ein, und Waljakov nahm zwei der Beile an sich.
»Wir müssen weg«, schätzte der K’Tar Tur. »Das Krachen der Waffe war weithin zu hören.«
»Nein«, entschied Lorin. »Wir holen den Bürgermeister her und erklären ihm, auf was er und seine Leute hereingefallen sind.« Er schaute zu dem Adjutanten. »Und du wirst uns alles bestätigen.«
Baraldino zeigte Zähne. »Warum sollte ich? Welcher Vorteil könnte mir daraus erwachsen?«
»Du wirst nicht so wie dieser Krämer enden.« Waljakov deutete mit dem Beil auf DeRagni. »Du wirst unbehelligt auf Kalisstron bleiben können. Im Kontor.«
Der Palestaner überlegte, fand aber keinen anderen Ausweg. Die Kooperation erschien ihm das Beste in seiner Lage zu sein, alles andere würde sich im Lauf der Zeit ergeben. Ich stelle mich weiterhin dumm und tue so, als würde ich sie unterstützen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Flotte anrückt . »Nun gut. Könnten wir das irgendwie vertraglich festhalten? Ich verlasse mich ungern auf mündliche Abmachungen.«
Von unten erklang vielfaches Fußgetrappel. Die Wache kam offenbar in die Handelsniederlassung, um nachzusehen, was diesen infernalischen Lärm veranstaltet hatte.
»Bist du dir sicher, Knirps?«, erkundigte sich der Hüne, als die Miliz Vekhlathis vorsichtig die Stiegen erklomm.
»Kein Blutvergießen mehr«, befahl er und legte die Waffe auf die Holzdielen. Unwohl folgte Waljakov seinem Beispiel, ihre Begleiter taten es dem Anführer nach. Waffenlos präsentierten sie sich den Wachen.
»Folglich hätte es das zugesicherte Handelsabkommen nicht gegeben?«, verlangte Atrøp, der cerêlische Bürgermeister von Vekhlathi zu wissen.
Patamo Baraldino schaute an die Decke des Dienstzimmers, in das er gebracht worden war. »Das kann ich nicht mit Sicherheit verneinen«, wich er aus, »aber es dürfte recht unwahrscheinlich sein, dass der Vertrag in allen Punkten voll zum Tragen gekommen wäre. Allerdings wurde ich darüber kaum in Kenntnis gesetzt, was der Kaufmannsrat mit dem Kabcar verabredet hat.« Er richtete seinen brokatenen Rock. »Ich weiß nur, dass wir hier sind, um Unruhe zu stiften.«
»Das alles spricht dafür, dass sich eine Gefahr dem Kontinent nähert, die ursprünglich völlig überraschend über Kalisstron hereinbrechen sollte«, schloss Lorin die Anhörung, die nun schon zwei Stunden dauerte. Er nahm die Unterlagen und hielt sie hoch. »DeRagni ist leider tot. Wenn es uns trotzdem gelingt, diese hier zu entschlüsseln, werdet auch Ihr restlos überzeugt davon sein, den Falschen vertraut zu haben, Atrøp.«
Der Cerêler, der abgesehen von der kindlichen Statur der Heiler nichts mit Kalfaffel zu tun hatte, schien ohnehin von dem Gehörten umgestimmt worden zu sein. »Wir werden auf alle Fälle keinerlei bewaffnete Konflikte zwischen den Städten herbeiführen«, sicherte er zu. »Das alles ist viel zu unübersichtlich. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass wir uns von den Palestanern und deren hochtrabenden Versprechungen blenden ließen.« Er nahm die Papiere an sich. »Ich lasse Abschriften machen, damit sich die klügsten Köpfe aus Vekhlathi und Bardhasdronda damit beschäftigen können.«
»Ich danke Euch, Bürgermeister«, nickte der junge Mann erleichtert und atmete auf. Die Gefahr eines Krieges schien somit vorerst gebannt, zumal er nicht den Eindruck hatte, Atrøp plane eine Gemeinheit. »Was gedenkt Ihr zu tun, wenn neue Tzulandrier oder Palestaner auftauchen?«
»Festsetzen«, entschied der Cerêler. »Vielleicht erfahren wir von denen mehr. Ich habe lediglich Angst davor, dass sie den Überfall vorziehen, wenn ihre Spione sich nicht mehr melden.«
»Wenn sie soweit wären, würden wir ihre Segel schon lange sichten«, gab Waljakov seine Einschätzung ab. »Sie sind sicherlich noch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Hätten sie eine große Übermacht zur Verfügung, brauchten sie die kalisstronischen Scherereien nicht anzuzetteln, um den Gegner in seinem Inneren zu
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