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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hexe war der erste Mensch, der mich auf Anhieb durchschaute, ohne es jemals genau zu wissen. Ich wäre froh, wenn du es für dich behieltest.« Er betrachtete die schwappenden Wellen. »Genau so, wie du die andere Sache vorerst verschweigst.« Darauf erklärte er dem jungen Mann sein seltsames Verhalten, das auf den Spuk und dessen Wirkung zurückging. »Håntra und ich sind der Lösung bereits sehr nahe. Du würdest mit deinen magischen Fertigkeiten schätzungsweise kaum etwas gegen diesen Gegner ausrichten. Sollte ich aber meinen Verstand verlieren, sorge zusammen mit ihr dafür, dass der Geist verschwindet.«
    »Was machst du denn für Geschichten?!«, staunte Lorin. »Warum hast du es mir nicht …«
    »… früher gesagt?«, vollendete Waljakov. »Wozu? Håntra ist in dieser Angelegenheit die bessere Helferin.«
    Lorin zog die Nase hoch. »Der Tod meines Vaters hat dich getroffen, nicht wahr?«
    Der einstige Leibwächter seufzte und drehte das tzulandrische Beil, prüfte die vielen scharfen Kanten und Schnittflächen mit dem Daumen. »Er war, und das lasse ich mir von niemandem ausreden, ein guter Mensch. Andere haben den aus ihm gemacht, vor dem die wissenden Menschen des Kontinents, schließlich sogar seine eigenen Freunde bangten. Die Schlechtigkeit, die in uns allen wohnt und darauf lauert, frei gelassen zu werden, wurde von anderen genährt.« Seine eisgrauen Augen ruhten auf dem Gesicht seines Schützlings; die Ähnlichkeit mit Norina fiel ihm in diesem seltenen sentimentalen Augenblick besonders auf. »Und es hat den Anschein, als hätte Nesreca sein Werk an den Kindern fortgeführt. Die Dunkle Zeit ist mit Lodriks Tod nicht beendet. Sie scheint sich nun auch auf andere Länder auszubreiten. Die alte Gebetsmühle wird der gleichen Ansicht sein.« Er fragte sich, was wohl aus dem Piraten und der Brojakin geworden war.
    »Soll das heißen, dass ich nach Ulldart muss, um meine Heimat vor … meinen Geschwistern zu retten?«, murmelte Lorin halblaut. Alle Zeichen deuten darauf hin.
    »Wenn die Tzulandrier immer noch die gleiche Schlagkraft besitzen, wie ich sie erlebt habe, dürfen sie den Fuß nicht auf kalisstronischen Boden setzen«, meinte Waljakov. »Die Miliz wird den schlachtenerprobten Soldaten kein ebenbürtiger Gegner sein, wie du an dem Kampf im Kontor sahst. Eine Stadt einzunehmen wird ein Kinderspiel für sie sein, nachdem sie die mächtigen Inselfestungen auf Rogogard geknackt haben. Und das ist nicht übertrieben.«
    »Warten wir ab, was die anderen dazu sagen.« Der junge Mann mit den dunkelblauen Augen betrachtete das offene Meer und stellte sich eine Vielzahl von fremden Segeln vor. Die Angreifer würden zu Tausenden aus den Rümpfen stürmen, Bardhasdronda und den Rest der Ostküste einfach überrollen und die Kalisstri unterjochen.
    Was würde dann aus mir und Jarevrån werden, was aus unseren Nachkommen? Selbst wenn ihm der Gedanke nicht gefiel, in unbekanntes Terrain zu reisen, auf fremde Menschen zu treffen und in die völlige Ungewissheit zu gehen, konnte er mit seinem Einschreiten womöglich das düstere Schicksal eines unterdrückten, von Eroberern geschundenen Landes verhindern. Er würde das Wagnis vielleicht doch in Kauf nehmen. Um Jarevrån jegliches Unheil zu ersparen.
    »Warten wir, was die anderen sagen«, wiederholte er langsam und stand auf, um einen Blick auf die Umrisse der Stadt zu werfen, die allmählich in Sicht kam.
    Obwohl er es nicht wollte, gaukelte ihm seine Phantasie tzulandrische Eroberer vor, die die Mauern wie Heuschrecken erklommen und Bardhasdronda plünderten.
    Sein vager Entschluss wandelte sich zur Gewissheit.
    Kalfaffel studierte den Brief, den Lorin ihm von Atrøp mitbrachte. »Es scheint, als hättest du meinen cerêlischen Bruder schneller zur Vernunft gebracht, als ich das in den letzten Jahren vermochte, Seskahin.« Stolz glitt sein Blick über die Gesichter der Freiwilligen. »Ihr alle habt etwas vollbracht, was die Geschichtenerzähler lange rühmen sollen. Dieser Mut ist mehr als bewundernswert.«
    »Ich werde noch einen Schritt weitergehen«, erhob Lorin die Stimme. »Nicht, um meinen Mut zu beweisen. Eine Gefahr muss aufgehalten werden, bevor sie bei uns ankommt. Sobald die Witterung es zulässt, breche ich nach Ulldart auf.«
    Waljakov, Matuc und Fatja, die ebenfalls im Wohnzimmer des Bürgermeisters saßen, schauten ihn wie auf einen stummen Befehl hin an.
    »Es soll nicht eigensüchtig klingen«, warf der Cerêler behutsam ein, »aber

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