Die Quellen Des Bösen
einen Helden wie dich, einen magisch begabten Helden, brauchten wir dringend bei uns für den Fall, dass die Invasoren schneller bei uns landen als angenommen.«
»Bei allem Respekt«, schaltete sich Waljakov ein, »aber sollten die Tzulandrier mit ihrer Flotte aufkreuzen, brauchte es ein ganzes Heer von Magiern, um ihnen Einhalt zu gebieten. Wenn man eine Überschwemmung aufhalten will, stopft man das lecke Fass und wischt nicht so lange auf, bis es leer ist.«
»Genau so sehe ich es auch«, freute sich Lorin über den Beistand. »Der Angriff muss im Keim erstickt werden, indem ich mich denen stelle, die der Grund für die Angriffe sind.« Seine blauen Augen leuchteten auf. »Wenn ich alles richtig verstanden habe, bin ich der Einzige, der meinen Geschwistern etwas entgegenzusetzen vermag.« Er schaute zu seinem Ziehvater. »Zuerst, das gebe ich zu, wollte ich Kalisstron nicht verlassen. Es ist meine Heimat. So habe ich noch vor kurzem gedacht, die Ulldarter sollen ihre Angelegenheiten selbst regeln und uns in Ruhe lassen. Aber dummerweise tun sie das nicht.« Er blickte die Anwesenden der Reihe nach an, während er redete. »Mein Bruder will offensichtlich noch mehr Land, das er beherrschen kann. Und ich werde ihn aufhalten. Warte ich ab, ist der Ausgang zu ungewiss.« Er senkte die Stimme. »Versage ich, spielt es sowieso keine Rolle mehr. Vielleicht kehre ich nicht mehr zurück, vielleicht bleibt meine Unternehmung nur ein Versuch. Doch alles andere fruchtet nichts. Ich bin jedenfalls bereit, mich meinem Schicksal, meiner Bestimmung zu stellen.«
Fatja nahm seine Hand und drückte sie, Matuc nickte ihm zu, Waljakovs Miene war undeutbar wie immer. Kalfaffel dagegen brauchte ein wenig, um sich von der Überraschung zu erholen.
»Ich hatte schon mehrfach Visionen«, meldete sich Lorins große Schwester. »Es ist so, wie er es vermutet. Seine Zukunft, sein Handeln ist eng mit den Geschehnissen auf Ulldart verbunden. Alles Entscheidende wird sich dort abspielen, nicht auf Kalisstron.«
Schweigen senkte sich auf die Versammlung nieder.
»Wenn es so sein soll, gebe ich dir das beste Schiff und die besten Seeleute«, sagte der Bürgermeister und stopfte sich seine Pfeife. »Du wirst sicher in Ulldart ankommen, sobald die Winterstürme vorüber sind.« Er reichte ihm die Hand, ohne Angst zu haben, dass es zu einer magischen Reaktion kommen würde. »Wenn du Teil eines höheren Geschehens bist, Seskahin, soll es nicht daran scheitern, dass wir Menschen aus Bardhasdronda dich nicht dorthin bringen, wo du dringend benötigt wirst.«
»Und rate, wer dich begleitet«, sagte der einstige Leibwächter. Ich muss noch ein paar offene Rechnungen begleichen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.
Matuc stampfte mit seinem Gehstock auf. »Das Schiff wird richtig voll werden.«
»Vielen Dank, Kalfaffel«, sprach Lorin. »Entschuldigt mich, ich will Jarevrån nicht in Unkenntnis lassen. Im Übrigen bitte ich, dass meine Abreise bis zum eigentlichen Tag geheim gehalten wird. Ich will nicht die nächsten Wochen von den Menschen angestarrt werden, was bestimmt passieren würde.« Er grüßte in die Runde und verließ das Haus des Cerêlers.
»Mein kleiner Bruder ist ziemlich tapfer und sehr erwachsen für sein Alter«, befand Fatja. »Er ist recht selbstlos.«
»Wie alle Helden«, meinte Waljakov trocken und stand auf.
»Ganz glücklich bin ich nicht damit. Wenn meine Visionen doch nur deutlicher ausfielen.«
»Ich weiß, wie es endet. Ohne Schicksalsleserei, kleine Hexe«, grollte der Hüne, bevor er ging. »Wir gewinnen.«
Leise lachend löste sich die Versammlung auf.
Doch die Heiterkeit wirkte in gewisser Weise verkrampft. Wohl war keinem, wenn er an das Kommende dachte.
Håntra schenkte Waljakov ein Lächeln, das ihm durch und durch ging, das Kälteste in ihm erwärmte und seine Sorgen für eine kleine Weile verscheuchte.
»Ich habe in den Eintragungen des Tempels das Geburtenregister der Stadt durchsucht. Zuerst habe ich zurückgerechnet, wie alt meine Schwester und ich damals waren und welches Alter ihr Liebhaber erreichte.« Sie küsste den K’Tar Tur zur Begrüßung auf die Wange. »Es kommen nur noch zwei ›Arnarvaten‹ in Frage, alle anderen sind tot oder passen nicht.«
Waljakov nahm sie unsicher in die starken Arme und berührte mit den Lippen ihre Stirn. Er erfreute sich an ihrer Wärme. Wie schade, dass ich dieses Glück nicht schon viel früher erlebt habe. »Sehr gut.«
»Ich weiß auch, wo sie
Weitere Kostenlose Bücher