Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
schadenfroh, als er mit dem Säckchen voller Waslec klimperte. Dank eines kleinen Besuchs bei einem hoheitlichen Steuereintreiber verfügte er über genügend Münzen. Weil er größere Städte mied, um den Kontakt mit Offiziellen so gering wie möglich zu halten, tat er sich mit dem Ausgeben seines Vermögens eher schwer. Dabei hatte er bereits händeweise Münzen an Bedürftige verschenkt.
    »Ich weiß, was wir beide machen.« Tokaro kraulte das Streitross liebevoll zwischen den Ohren. »Wenn sie mich schon aufknüpfen wollen, sollten wir das fortsetzen, was wir vor der Begegnung mit Nerestro angefangen haben. Wir waren doch sehr gute Straßenräuber.« Er genoss die Wärme der Herbstsonnen auf der Haut. »Wir sind aufgestiegen und dürfen uns nun Raubritter nennen. Wir sind der Adel unter den Banditen.« Treskor wieherte leise seine Zustimmung, oder jedenfalls legte sein Reiter es so aus. »Wir sagen Bardri¢ den Kampf an, plündern Garnisonen, geben das Geld den Armen. Nachdem wir vorher einen kleinen Obolus abgezogen haben … Nach dem zu urteilen, wie sich der Kabcar verhält, werden wir in Windeseile beliebt.« Er würde den Herrscher, der so alt war wie er, durch seine Taten verspotten; er würde ihn und seine Leute vorführen und bloßstellen, damit das Volk über den eingebildeten Kabcar lachte, lachte und lachte.
    Zu gern hätte er ihn in kleine Teile tranchiert, doch die Gelegenheit war damals ungenutzt vorübergegangen. Für das Ende des Ordens, für das Totendorf, welches das gleiche Schicksal vieler anderer Dörfer teilte, an denen er vorbeiritt, und den Raub der aldoreelischen Klingen sollten der Möchtegernkaiser und seine Helfer tausend Tode erleiden!
    Beim nächsten Zusammentreffen werde ich ihm mehr als nur die Nase brechen, schwor er sich und richtete sich im Sattel auf, weil er das Dach eines Gehöftes in einem kleinen Tal ausgemacht hatte. Er lenkte den Schimmel auf den ausgetretenen Weg, der zu dem Bauernanwesen führte. Knechte waren damit beschäftigt, das letzte Stroh des späten Getreides einzulagern. Andere luden Süßknollen vom Wagen und schafften sie durch ein Loch hinunter in den Keller des Bauernhauses, um sie einzu- lagern. Die Mägde flochten Ähren als Wandschmuck für das anstehende Erntefest. Zwei große Hunde rannten bellend auf den Neuankömmling zu.
    Treskor ertrug die kläffenden Aufpasser mit würdevoller Gelassenheit und setzte unbeirrt einen Huf vor den anderen. Tokaro hielt es nicht für nötig, die Zügel in die Hand zu nehmen, der Hengst würde ruhig bleiben.
    Die Mägde sahen von ihrer Arbeit auf, drei Knechte kamen auf den jungen Mann zu, um ihn nach seinem Begehr zu fragen. Sie entspannten sich sichtlich, als er sich als harmloser Wanderer entpuppte, der dazu noch Geld hatte, um für sein Mahl zu zahlen.
    Einer der Landarbeiter führte ihn in die Gesindekammer, wo ihm für einige Münzen eine ordentliche Vesper aufgetischt wurde. Während eine der Mägde das Essen zubereitete, versorgte Tokaro seinen Schimmel mit Hafer und viel frischem Heu.
    Als er später am Tisch saß und den jungen Frauen kauend beim Flechten zuschaute, schweiften seine Gedanken zu Zvatochna. Die Erinnerung an ihr Gesicht brachte ihn zum Träumen. Wäre wohl wirklich etwas aus ihr und mir geworden? Ich sollte sie besser einfach vergessen. Doch etwas aus dem Gedächtnis zu streichen, das so unglaublich schön war und ihn dazu noch vor drohendem Unheil gewarnt hatte, gestaltete sich als unmöglich.
    Lieber dachte er daran, dass er ohne die Hinterhältigkeit ihres machtbesessenen Bruders und Nesrecas als legitimer Ordensritter und Nachfolger von Nerestro mit ihr zusammen in Ulsar zu Tisch säße. Sie werden weder mich noch die aldoreelische Klinge bekommen. Eher versenke ich sie im Moor.
    Wieder schlugen die Hunde an, dieses Mal näherte sich mehrfaches Hufgetrappel. Tokaro wurde aus sei- nen Träumereien gerissen und lief zur Tür, um vorsichtig hinauszuspähen.
    Ein Beamter in hoheitlicher Uniform in Begleitung zweier Soldaten, die noch einen Packesel mit sich führten, ritt forsch heran und stieg ohne Gruß ab. Sofort eilte der Bauer heraus und hieß ihn unterwürfig willkommen, reichte Getränke und eine Liste.
    Mit unfreundlicher Miene überflog der Beamte das Blatt und schlürfte etwas von dem Wein.
    »Ihr habt die Erträge gesteigert«, nickte der Beauftragte des Kabcar zufrieden. »Sehr gut. Das bedeutet für dich den zweifachen Zinssatz, den du entrichten wirst.« Schwungvoll landete der

Weitere Kostenlose Bücher