Die Quellen Des Bösen
Ausgangssperre für alle einfachen Bürger verhängt worden sei.
Sie näherten sich der Schmiede und hörten dumpfes Poltern.
Misstrauisch blickte Kaleíman auf die schwarzen Wolken, eine Angewohnheit, die aus einer Zeit stammte, in der er eine eiserne Rüstung getragen hatte. Ritter und Blitze verband eine ganz besondere Beziehung. »Wir sollten uns beeilen. Ich will nicht zu einem Häufchen Asche verglühen.«
Tokaro grinste. »Um was wetten wir, dass das ein sehr lebendiger Donner ist, den wir da vernehmen?«
Sie pirschten sich an den Stall heran. Aus dem halblauten Dröhnen wurde regelmäßiges Krachen, die Rückwand wies bereits etliche Löcher auf, gelegentlich flogen Splitter, und ein weißer Hinterlauf schoss durch die Bretter, die sich der geballten Kraft Treskors nicht widersetzen konnten. Zu den beruhigenden, ein wenig verzweifelt klingenden Worten der Frau aus dem Innern der Scheune mischte sich ein lautes Fluchen, wann immer die Hinterhand des Schimmels ein anderes Ziel als die Rückwand wählte.
»Warten wir noch ein bisschen. Er hat sich selbst befreit und dem Schmied die Werkstatt in Stücke gehauen«, lachte der ältere Ordensritter leise und sehr schadenfroh.
Der junge Mann fürchtete allerdings um die Gesundheit des Pferdes, das sich durch das aufgebrachte Umsichtreten leicht an den Gelenken verletzen konnte. »Wir holen ihn raus«, entschied er und zückte seine Waffe. Kaleíman folgte ihm.
Die beiden Ritter rammten die Tür auf und stürmten in den Stall.
Der Schmied leistete angesichts der Schwerter keinerlei Widerstand, und so etwas wie Erleichterung machte sich breit, als er den Besitzer des Hengstes erkannte.
»Bei allen Göttern, Herr, verschont uns, aber erlöst uns von diesem weißen Dämon, der in meiner Werkstatt tobt«, bat er. »Ich wusste nichts davon, sonst hätte ich es ihr verboten.«
Ein kurzer Ruf, und Treskor hielt mit seinem wie verrückten Gebaren inne. Die Nüstern sogen prüfend die Luft ein, und er wieherte freudig, als er seinen rechtmäßigen Reiter witterte.
Langsam schritt Tokaro an der Frau vorüber, streichelte den Kopf des Schimmels und überprüfte die Fesseln nach etwaigen Verletzungen. Zu seiner großen Erleichterung präsentierte sich das Fell zwar leicht verschrammt, die Haut darunter jedoch unbeschädigt.
Sein Blick legte sich auf das Gesicht der Pferdediebin. »Nie und nimmer«, erinnerte er sie an seine Worte, als sie sich das erste Mal begegnet waren und sie den Hengst hatte kaufen wollen. »Der nächste Versuch wird dich dein Leben kosten.« Die Frau des Schmiedes erwiderte nichts, sie bemerkte den Ausdruck in seinen Augen und schwieg. Tokaro wandte sich an den Schmied. »Geh und besorge uns noch ein Pferd für meinen Freund. Sollte ich den Eindruck haben, dass du uns hintergehst, stirbt sie und jeder, der sich in deinem Haus befindet.«
»Ein schwarzes«, fügte Kaleíman hinzu.
Der Mann nickte und lief zur Tür hinaus.
Tokaro sattelte Treskor und klopfte ihm glücklich auf den Hals.
Mehr als das, was er am Leib trug, besaß er nicht mehr. Auch Kaleímans Ausrüstung war verloren. Die Spione Nesrecas würden sein Pferd mit Sicherheit beob- achten, weil sie mit der Rückkehr des Ordenskriegers rechneten.
Bald darauf kehrte der Handwerker zurück und führte einen recht passablen Vierbeiner an den Zügeln. »Es war nicht einfach, sie kontrollieren die Straßen.«
»Wir werden trotzdem entkommen«, entgegnete Tokaro und umwickelte Treskors Hufe mit einer Lage Tuch und einer Lage Lederlappen. Kaleíman tat das Gleiche bei seinem Pferd. Es dämpfte die Schläge, die das Eisen auf dem Pflasterstein hervorrief.
Sie fesselten das Ehepaar aneinander, knebelten sie und zerrten sie in die hinterste, dunkelste Ecke der Schmiede. Dort breiteten sie noch einen Sack über die beiden, um ein schnelles Auffinden zu verhindern. Nach einem Gebet an Angor, um sein Geleit zu erhalten, ritten sie vorsichtig auf die Gasse.
Der Regen prasselte aus den schwarzen Wolken über ihren Köpfen und sorgte dafür, dass der Hufschlag kaum zu hören war. Da die Patrouillen mit Laternen ihre Runden drehten, bekamen die Flüchtenden durch den Lichtschein eine rechtzeitige Warnung von den Bewaffneten.
Auf diese Weise tasteten sie sich bis zum Haupttor vor, weil sie annahmen, dass die Wachen hier am wenigsten mit ihrem Erscheinen rechneten. Sie überwältigten die zwei Torwächter in einem rabiaten Handgemenge, den Rest der Mannschaft sperrten sie einfach in der Wachstube
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