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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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es so sein.« Danach berichtete er, was alles geschehen war, seit der junge Mann das Lager der Hohen Schwerter bei Ulsar verlassen hatte.
    Tokaros Wut auf Govan Bardri¢ stieg ins Unermessliche. Albugast würde für seine Heimtücke und sein Ränkeschmieden ebenfalls bezahlen. Ich habe noch sehr viel vor.
    »Bleibt für uns beide die Frage nach dem Morgen«, endete Kaleíman. »Liegt unsere Zukunft in dem, was du machst? Ein Straßenräuber, der Anklang bei den Menschen findet und sich von den Lehren Angors immer weiter entfernt?«
    Tokaro atmete durch. »Das Volk ist nicht wirklich glücklich mit den Entwicklungen der letzten Monate. Der Umschwung, den dieser Narr auf dem Thron herbeiführte, ist ein Rückschritt in die finsteren Zeiten, die noch vor den Reformen seines Vaters herrschten.«
    »Nicht in die finstere, sondern in die Dunkle Zeit«, grübelte Kaleíman entmutigt. »Wie soll das enden? Schau dich um.« Er deutete auf ihre verlassene Umgebung. »Die Ulldrael-Tempel werden geschlossen, unser Orden existiert nicht mehr.« Seufzend setzte er sich auf einen Hocker und legte sein verletztes Bein hoch. »Ich frage mich, ob die anderen Götter schlafen. Gefällt ihnen, dass wir auf Ulldart unter den Anwandlungen eines größenwahnsinnigen Herrschers leiden? Haben wir Ulldrael und Angor durch etwas erzürnt?«
    »Beide helfen in den kleinen Dingen«, machte Tokaro dem Ordensbruder Mut. »Schaut doch uns an. Hättet Ihr gedacht, dass wir lebend aus der Scheune entkommen? Ohne göttlichen Beistand wäre es niemals möglich gewesen.«
    »Natürlich glaube ich an Angor und vertraue auf ihn«, stimmte der Ältere zu. »Nur ihn so zu verehren, wie wir das früher taten, ist nicht möglich. Wie sollen wir den Orden am Leben erhalten?«
    Tokaro verstand Kaleímans Zweifel nur zu gut. Er selbst hatte sich auf seiner bisherigen Reise mit Fragen dieser Art beschäftigt und seine eigenen Antworten gefunden. Da sein Ordensbruder bislang nur von der Vorstellung beseelt gewesen war, ihn, Tokaro, zu finden und Rache zu nehmen, war kein Raum für anderes geblieben. Das holte ihn nun ein.
    »Es gibt eine Zeit, um Angor auf dem Turnierplatz zu huldigen. Aber im Augenblick erweisen wir ihm Respekt, indem wir uns auf ihn als Gott der Ehrenhaftigkeit und der Anständigkeit berufen. In seinem Namen wehren wir uns gegen die unrechtmäßige Unterdrückung durch den Kabcar. Und Gefechte tragen wir dabei wahrlich genug aus, oder?«
    Der ältere Ritter kreuzte die Arme vor der Brust. »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Und ich schaue mich um«, verkündete der junge Mann mit den blauen Augen und rutschte vom Tisch. Vorsichtig trat er auf. Die Wunde pochte und fühlte sich warm an.
    Sein Rundgang durch das einsame Gebäude führte ihn durch hastig verlassene Zimmer, in denen noch einige Habseligkeiten verstreut auf dem Boden lagen.
    In der Versammlungshalle fand er das mannshohe Ulldrael-Standbild, zerschmettert und nachträglich in Stücke geschlagen. Nur im Betsaal der Geistlichen entdeckte er eine Statuette, zu deren Füßen ein Ährenbündel und eine Süßknolle lagen, umkränzt von einem Band aus geflochtenen Blumen.
    Ein letzter Widerstand gegen den drohenden Untergang. Seine Finger berührten die frischen Blüten. Jede Auflehnung gegen Bardri¢ ist wichtig, und sei sie noch so gering.
    Nach der kurzen Phase der Ruhe fühlte er sich einigermaßen zu Kräften gekommen, um einen treuen Freund zu befreien.
    Knapp erklärte er Kaleíman, was vorgefallen war und welchen Verdacht er hegte. Die Männer wussten um die Gefährlichkeit ihres Vorhabens, nachdem die Stadt in Aufruhr versetzt worden war. Sollten sie allerdings noch länger warten, wuchs die Wahrscheinlichkeit, dass sie gefunden würden.
    »Lobpreisen wir Angor auf die neue Weise. Auf deine Weise«, merkte der ältere der Ritter an, als sie sich aus dem Tempel schlichen und den Weg ins Handwerkerviertel einschlugen. »Ich werde mich daran gewöhnen müssen. Aber ich sehe es ein, dass es an der Zeit ist, sich weniger ritterlich als sonst zu benehmen. Was nützt es Angor, wenn die letzten beiden Gläubigen im offenen Kampf sterben und das Böse ein weiteres Mal triumphiert?« Grimmig packte er seine Waffe. »Das hat es schon viel zu oft getan.«
    Auf verschlungenen Pfaden, in erster Linie, weil sie sich ständig verliefen, suchten sie das Viertel der Handwer- ker von Ludvosnik auf. Gelegentlich mussten sie Patrouillen ausweichen, und ein Nachtwächter verkündete, dass eine

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