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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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bereit stehenden Tablett, auf dem sich weitere Werkzeuge befanden, um die Sarkophage näher zu untersuchen.
    »Wir müssen einen Schritt weitergehen«, verkündete er und zog sich einen Tisch heran. Dann zeigte er auf das Fußende. »Ich nehme den Kopf, du schnappst die Stiefel.«
    »Soll das heißen, du willst sie herausholen?«, entfuhr es seiner jungen Gehilfin. Dennoch fasste sie mit an und wuchtete den Leichnam heraus.
    Vorsichtig, damit nichts abbrach, hievten sie den Krieger auf das Lager. Mit einem Satz sprang Pashtak in das Steingrab und tastete die Wände ab. Estra machte sich daran, Einzelteile herauszuklauben, die noch im Innern lagen.
    »Verstehst du dich einigermaßen mit Shui?«, erkundigte er sich dabei wie nebensächlich.
    Estra lächelte. »Aber natürlich. Sie ist sehr nett und versucht immer, mich aufzumuntern.« Sie fand es rührend, wie er sich um das Zusammenleben der neuen Familie sorgte.
    »Und die Kinder?«
    Nun schwieg Estra, weil sie eine diplomatische Antwort finden musste. »Sie sind sehr … lebhaft.«
    Der Inquisitor schnurrte. »Das kannst du laut sagen. Aber sie stören dich doch nicht zu sehr?«
    Sie schüttelte das Haupt, der Zopf flog hin und her. Ihre karamellfarbenen Augen mit dem dünnen, gelben Kreis um die Pupillen blickten aufrichtig. »Ich muss mich nach der langen Zeit, in der Mutter und ich allein gelebt haben, nur an die Gesellschaft gewöhnen.«
    »Wenn du dich an sie gewöhnt hast, hältst du es überall aus«, prophezeite er fröhlich und widmete sich voll und ganz dem Stöbern.
    Schweigend durchforsteten sie die gemeißelten Ruhestätten, bis der Inquisitor im Sarg des Kriegers mit der auffälligsten Rüstung angelangte. Als sie den Kämpfer anhoben und er dabei etwas zur Seite kippte, glitt das Schwert aus der Scheide und schepperte auf den Marmorboden. Die Hülle verblieb zwischen den vertrockneten Fingern des Verstorbenen.
    Misstrauisch hob Pashtak die Waffe auf und steckte sie zurück, wackelte, schob sie probehalber hin und her. Er entwand die Schwertscheide der toten Hand, entfernte den Staub. Sofort stand Estra an seiner Seite und betrachtete den Fund.
    »Siehst du das?«, fragte er und machte ein gewichtiges Gesicht, soweit seine Physiognomie das zuließ.
    Prüfend wiederholte sie seinen Versuch. »Das Schwert ist zu klein«, fiel es ihr sofort auf. »Er muss ein anderes besessen haben.«
    »Sehr schade«, nickte er. »Damit hätten wir die Waffe gefunden, doch jemand tauschte sie vor langer Zeit gegen eine gewöhnliche Klinge aus. Untersuchen wir die Scheide, vielleicht erfahren wir Näheres.«
    Vorsichtig legten sie die Gravuren des Futterals frei und beschäftigten sich so lange mit den Zeichen, bis sie sich zu fortgeschrittener Stunde aus brennenden Augen verblüfft anschauten.
    Zwar hatten der Inquisitor und seine Gehilfin ein wenig mit dem Alt-Ulldart zu kämpfen, in dem die Segenswünsche verfasst worden waren, dennoch konnten sie die Sprüche entziffern. Sie hatten die Scheide einer aldoreelischen Klinge gefunden. Und zwar nicht irgendeiner, wenn Pashtak sich an den Wortlaut des kensustrianischen Berichts erinnerte.
    Auch die Worte auf der Hülle bestätigten den Verdacht, eine jener Waffen gefunden zu haben, die einzig und allein gegen das Böse schlechthin ­ gegen Kriegsfürst Sinured ­ geschmiedet worden waren. Einunddreißig Diamanten, so verriet ihnen die Inschrift, zierten allein den Knauf der aldoreelischen Klinge.
    Estra sog die Luft ein. »Das nenne ich mal eine Entdeckung. Kompliment, Inquisitor. Selbst wenn du in deiner freien Zeit ›kleineren Rätseln‹ nachgehst, wie du es nanntest, so stolperst du über Großes.«
    Pashtak betrachtete die Scheide ein wenig unglücklich und schnippte mit dem Finger dagegen. »Aber der große Triumph bleibt aus.« Er fing an zu grübeln. »Was hätten wir damit getan, wenn wir sie nun wirklich besäßen?«
    »Weil Sinured an der Seite des Kabcar streitet und dessen Vasall ist?« Estra erkannte den Hintergrund der Frage. »Der Kabcar würde aus Angst um seinen Verbündeten und Kriegsmann die Herausgabe der aldoreelischen Klinge fordern. Und wahrscheinlich alle Mittel einsetzen, falls sich die Versammlung weigerte«, schätzte sie und betrachtete ihren Mentor aufmerksam. »Das Schwert wäre eine Gefahr für Ammtára.«
    »Genau.« Der Inquisitor wirkte nachdenklich. »Oder die einzige Hoffnung für Ulldart, wenn der Kabcar vollends den Verstand verliert. Wonach es sehr aussieht. Niemals hätte ich

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