Die Quellen Des Bösen
hatten als Beitrag zu der neuen Stadt der Freundschaft zwischen Menschen und Sumpfkreaturen gedient.
Doch seltsamerweise wollten die gute Laune und vor allem der Eifer des Inquisitors nicht schwinden. »Dann wissen wir ja, was wir beide zu tun haben.« Estra schaute ihn irritiert an. Ihr wollte der nächste Schritt nicht einfallen. »Wir wühlen uns weiter durch die Vergangenheit«, half er ihr und warf sich seinen Mantel über. »Komm, wir statten einem Bekannten einen Besuch ab. Er hat damals als Erster beim Aufbau mitgearbeitet. Wenn wir Glück haben, erinnert er sich, wohin die Quader gingen.«
Wenig zuversichtlich folgte ihm seine Gehilfin. Da ihr Mentor nicht daran dachte, langte sie im Vorbeigehen nach der Schwertscheide und steckte sie unter ihren Umhang. Der Fund musste wohl gehütet werden.
Pashtak und Estra bekamen einen gewaltigen Schrecken, als der Tzulani ihnen eine Vielzahl von Gebäuden aufnotierte, die von der eingestürzten Residenz des Tieres profitiert hatten. Nicht weniger als fünf Häuser, meistens kleinere Bauten, bestanden zu einem guten Teil aus dem alten Palast.
Die beiden bedankten sich und begannen mit ihren Ermittlungen. Sie würden sich die Häuser zunächst von außen betrachten, später unter einem Vorwand die Räume durchstreifen. Dennoch, der Steinblock konnte im schlechtesten Fall so ungünstig liegen, dass man das abstrahierte Raubtier nicht erkannte. Somit würde die aldoreelische Klinge für immer verschollen bleiben oder nur durch einen Zufall entdeckt werden.
Beim dritten Besuch erlebten sie eine Überraschung. Das Gebäude war nur zur Hälfte errichtet worden. Sie erfuhren von den Bewohnern, dass man damals einen Teil der Blöcke freiwillig abgegeben hatte, damit ein Heiligtum oder etwas in der Art zu Ehren des Gebrannten errichtet werden konnte.
Und wieder schien Pashtak diese Nachricht, die ihre Suche sowie einen Erfolg beinahe unmöglich machte, nicht aus der Bahn werfen zu können.
Ganz im Gegenteil. Ein befriedigtes Schnurren drang aus seiner Kehle.
Das nächtliche Ammtára war friedlich wie immer. Nichts störte auf den ersten Blick die Ruhe. Hinter den Fenstern brannten vereinzelt Kerzen und Lampen. Durch die kühlen Straßen zogen gemischte Abteilungen von Nimmersatten und Menschen und sorgten für Sicherheit.
Auch wenn es seit der Aufklärung der Mordserie nicht mehr zu nennenswerten Straftaten gekommen war, machten die Streifen einen besseren Eindruck und vermittelte allen, die ängstlicher Natur waren, ein gutes Gefühl.
Einige der neu zugezogenen Menschen konnten sich einfach nicht sofort daran gewöhnen, nachts einem Sumpfwesen gegenüberzustehen, das sie sich in ihren schlimmsten Albträumen ausmalten oder aus Schauergeschichten kannten. Rief der Überraschte dann aus einem Reflex heraus nach der Wache, konnten die Men- schen ihre Artgenossen meist schnell beruhigen und davon überzeugen, dass das Sumpfwesen niemanden in Fetzen reißen wollte. Ammtára machte der Bedeutung seines Namens weiterhin alle Ehre. Doch auf den zweiten Blick ereignete sich etwas Ungewöhnliches, was allerdings nur den Modrak auffiel.
Auf dem zwanzig Schritt hohen Ehrenmal Tzulans turnte eine Gestalt herum.
Die halbbogenförmig geschwungenen Säulen, in der Grundfläche als Achteck angeordnet, ragten steil in die Höhe, und ihre Spitzen neigten sich zueinander, berührten sich jedoch nicht. In diesem fünf Schritt durchmessenden Freiraum befand sich eine Kugel aus seltenem schwarzem Marmor als Schlussstein und hielt durch ihr Gewicht die gesamte Konstruktion im Einklang.
Estra stand exakt im Mittelpunkt des Oktagons und blickte hinauf zu den scharfkantigen Pfeilerenden. Die Gestirne und Monde leuchteten mit kaltem Licht auf sie herab, und die Säulen warfen abstruse, starre Schatten.
Doch gelegentlich entstand das schwarze Abbild ihres Mentors am Boden, der in Schwindel erregender Höhe heimlich nach Hinweisen suchte. Er hatte sich ein Sicherungsseil um den Bauch gebunden, dessen anderes Ende er oben um eine Spitze zurrte.
Belkalas Tochter kam die Aufgabe zu, ihn vor Wachen zu warnen und diese gegebenenfalls in ein Gespräch zu verwickeln, damit man nicht auf den Inquisitor aufmerksam würde.
Als er davon gehört hatte, dass ein Teil der Steinblöcke für ein Heiligtum hatte genutzt werden sollen, erinnerte er sich daran, wie ihn schon zweimal in der Vergangenheit etwas von hier oben aus gehörig geblendet hatte.
Das gleißende Licht konnte von dem polierten Marmor,
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