Die Quellen Des Bösen
genauso gut aber auch von einem der einunddreißig Edelsteine der aldoreelischen Klinge stammen.
Darauf spekulierte er inständig.
Jeder Schritt an dem windumspielten Ort bedeutete Gefahr, denn seine krallenbewehrten Hände und Füße fanden kaum richtigen Halt. Aber das Licht reichte glücklicherweise aus, um genügend zu erkennen.
Etwas blinkte im Schimmer von Tzulans Augen.
»Ich hab’s«, rief er leise zu Estra und musste sich rasch festhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Von oben sah das Mädchen winzig klein aus.
Sie winkte ihm und drückte sich weiter in den Schatten, den die Säulen warfen.
Während er auf das Funkeln zurobbte, musste er daran denken, wie er und Belkala sich vor Jahren zum ersten Mal begegnet waren und sie ihm das Leben gerettet hatte. Nun befand er sich mit ihrer Tochter auf seiner nächsten Mission.
Die Ahnung des Inquisitors erfüllte sich. Die Witterung hatte ein Stück aus dem behauenen Block gesprengt und einen Teil der Diamanten freigelegt.
Girrend suchte er sich den mitgebrachten Hammer und Meißel aus der Tasche und legte mit schnellen, kurzen Schlägen, um nicht zu viel Lärm zu veranstalten, den Griff Steinsplitter für Steinsplitter frei. Estra kehrte die verräterischen Gesteinsbrocken zusammen.
Nach zwei Stunden seine Finger waren steif, kalt und klamm hatte er es so weit geschafft, dass er das Schwert am hinteren Ende anpacken konnte. Schauen wir, ob die Macht der Waffe wirklich so groß ist.
Behutsam umfasste er den Griff mit beiden Händen und ruckte ein wenig daran.
Die aldoreelische Klinge glitt aus dem Stein heraus, als läge sie in Butter. Ihre Schneide schimmerte im Licht der Sterne und Monde. Die Rast über Jahrhunderte hinweg hatte dem Metall, so weit er es als Laie in Sachen Waffenkunde beurteilte, nicht ein bisschen geschadet.
Probehalber versuchte er, ob das Schwert Stein immer so leicht durchschnitt. Er setzte die Spitze an einer anderen Stelle auf und drückte leicht. Und wirklich drang die Waffe in das harte Material ein. Fasziniert zog er sie heraus und betrachtete das Kriegswerkzeug. Dann suchte er eine Möglichkeit, den Fund zu verstauen. Verdammt, Estra hat die passende Scheide mitgenommen. Am ungefährlichsten war es wohl, wenn er das Schwert an seinem Sicherungsseil festband und herabließ. Doch vorerst musste er es in der Hand halten.
»Es kommt jemand!« erreichte ihn die Warnung seiner Gehilfin. »Hörst du nicht?«
Wie tot presste er sich an die Säule und klammerte sich fest, die aldoreelische Klinge in der Rechten haltend. Von unten vernahm er eine leise Unterhaltung und das freundliche Lachen Estras. Offenbar versuchte sie, den unliebsamen Besucher gutmütig abzulenken.
Wer läuft denn schon um diese Tageszeit am Tzulan Denkmal herum?; ärgerte er sich über die Unterbrechung, während ihm der Wind um die Kleider strich und ihn zum Frösteln brachte. Der Winter schickte seine ersten Vorboten und schien mit aller Härte in das Land einfallen zu wollen.
Flügel rauschten durch die Nacht. Eine dürre Gestalt landete gegenüber dem Inquisitor und betrachtete ihn aus purpurfarbenen Augenhöhlen. Der Beobachter schien von der Entdeckung Pashtaks sehr angetan. Noch nie hatte er eines der Sumpfwesen aus solcher Nähe gesehen. Jetzt kauerte er sich zusammen und wartete, dass es etwas tat.
Estra verabschiedete sich soeben von jemandem und gab nach einiger Zeit Entwarnung. Rasch erklärte Pashtak ihr, wie er das Schwert zu ihr hinabbringen wollte.
Ihr Mächte des Schicksals, lasst alles gut gehen. Er löste das Seil um seine Hüfte.
Im nächsten Augenblick rutschte Pashtaks linker Fuß ab. Mit nur einer freien Hand schaffte er es nicht, ein Abgleiten zu verhindern.
Seine Gehilfin sah die Tragödie als Schattenspiel und schrie leise auf.
»Hilf mir, du dämliches Ding!«, wandte er sich an den Beobachter.
Die Kreatur legte den totenschädelähnlichen Kopf schief und sah unbeteiligt zu.
»Das merke ich mir!« Pashtak erreichte rutschend eine abknickende Stelle, ab der es senkrecht nach unten ging. Ihm drohte der freie Fall.
Der Inquisitor tat in seiner Not das einzig Richtige. Er rammte die aldoreelische Klinge mit Wucht bis zum Heft in die Säule, um sich einen behelfsmäßigen Griff zu schaffen.
Doch er hatte sein Körpergewicht unterschätzt.
Zäh, aber beständig glitt die Schneide durch den Stein, während er sich an den Griff klammerte, und trug ihn sanft nach unten allerdings nicht in einer geraden Bahn, sondern
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