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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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anerkannte. Wieder andere beschworen die magische Vernichtung durch die Tadca als Strafe für den Verrat am Herrscher herauf.
    »Ruhe!«, schrie der Vorsitzende irgendwann mehrfach hintereinander, bis die Debatten in leises Gemurmel übergingen und letztlich erstarben. »Es bringt nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, wir müssen abwarten, was die beiden wollen. Sie kommen ohne ein Heer«, sagte er und versuchte, die schlimmsten Befürchtungen zu zerstreuen. Dass die junge Frau bei ihren angeborenen Fertigkeiten Soldaten unter Umständen gar nicht benötigte, unterschlug er. »Wir begrüßen sie, als würde es sich dabei um ein übliches Treffen handeln, veranstalten einen Rundgang und weisen die letzten Erfolge vor.«
    »Wie die zerbrochenen Pfeiler des Ehrenmales und der zusammengefallene Tzulantempel«, grollte der Inquisitor mit Galgenhumor und erntete verhaltenes Gelächter. Estra grinste breit.
    »Und weil du die Verschwörung aufgedeckt hast«, reagierte Leconuc auf die Bemerkung, »wirst du es übernehmen, die Tadca über alles zu unterrichten.« Dieses Mal fiel das Lachen um ihn herum ein wenig lauter, schadenfroher aus. Pashtak knurrte. »Natürlich sind wir immer mit dabei, und ich übernehme den Empfang. Aber als ein Bewohner Ammtáras der ersten Stunde bist du für alles andere von größter Bedeutung. Wir finden uns alle am Haupttor ein, wenn sie ankommen. Und nun geht nach Hause und macht euch keine Sorgen. Das heben wir uns für den Zeitpunkt auf, wenn wir wissen, was sie hier wollen.«
    Der Inquisitor und seine Gehilfin machten sich auf den Weg zum darnieder liegenden Monument. Sie taten so, als suchten sie die Stelle fein säuberlich nach Spuren und Hinweisen ab. Pashtak hatte sogar das Köfferchen dabei, in dem er die Utensilien aufbewahrte, mit denen er die Sarkophage untersucht hatte, und setzte sie spektakulär ein. Die Neugierigen kamen voll auf ihre Kosten.
    Anschließend verhörten sie die Anwohner, ohne Hinweise zu erhalten. Dazu kamen die Aussagen von Estra selbst, die angab, spazieren gegangen zu sein und nichts bemerkt zu haben.
    Endlich erreichte sie die Nachricht, dass die hoheitlichen Geschwister bald eintreffen würden.
    »Wir jagen noch eine Woche hinter allen möglichen Spuren her, damit die Versammlung und die anderen Einwohner zufrieden sind«, erklärte er Estra auf dem Weg zum Tor, »und sagen dann, dass wir keine Hinweise auf Sabotage gefunden haben. Damit sind wir aus dem Schneider. Ich opfere zwei Ziegen, wenn das hier vorüber ist.«
    »Du hast deine Robe zerrissen.« Das Mädchen musste ein Lachen unterdrücken. »Ich weiß ehrlich nicht, wie du das immer wieder schaffst.«
    »Shui ist auch ganz begeistert von meinem Talent.« Unglücklich schob er einen Finger durch den Riss, den er sich an einer Bruchkante in den Stoff seiner guten Robe eingefangen hatte.
    Pashtak bemühte sich, seinen Lederschurz, den er eigentlich trug, um so etwas zu verhindern, über die Stelle zu schieben. Die Zeit reichte nicht mehr aus, um nach Hause zu gehen und sich einen Ersatz zu holen.
    »Die Tadca kann ruhig sehen, dass wir hart an der Aufklärung von Ungereimtheiten arbeiten«, meinte er schließlich und gab den Versuch auf, die schadhafte Stelle zu verbergen.
    »Ich wette, dass sie es sehen wird. Frauen sehen so etwas immer«, sagte Estra hintergründig und begab sich leicht versetzt an seine Seite, wie es sich für eine Gehilfin schickte.
    Schon rollte die übergroße Kutsche durch das Tor, umgeben von berittenen Gardisten, und hielt auf ein Zeichen Leconucs an.
    Ein Rudel Diener sprang von der Kutsche und umschwärmte das Gefährt. Sie klappten eine sehr stabile Treppe aus und legten Teppiche zurecht, damit die Schuhe der Thronfolgerin nicht mit der Straße in Berührung kommen sollten. Leise pochte jemand von innen gegen die Seitenwand.
    Die Gardinen wurden zurückgezogen, und das Gesicht einer sehr jungen Frau, kaum älter als Estra, zeigte sich.
    Für den Inquisitor glichen die Menschen einander sehr, und so bemerkte er, was die Schönheit anging, gewöhnlich kaum echte Unterschiede. Doch dieses Mädchen wich auf seltsame Weise von allem je Erlebten ab. Während er sich über die Vollkommenheit ihrer Züge wunderte, war die Luft plötzlich von sehr, sehr aufdringlichen Düften der männlichen Menschen erfüllt. Die Wirkung der Tadca auf das Liebesverlangen und die Paarungsbereitschaft gestaltete sich enorm.
    »Ich glaube, wir haben Frühling«, raunte er Belkalas Tochter zu. »Die

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